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# taz.de -- Streit der Woche: Ist Facebook böse?
> Facebook sammelt riesige Datenmengen. Und will immer mehr von seinen
> Nutzern wissen. Datenschützer sind entsetzt. Wo ist das Problem, fragen
> die Post-Privacy-Spacken?
Bild: Was speichert Facebook wirklich? Zuckerbergs Kritiker fordern mehr Transp…
BERLIN taz | Auf der F8-Entwicklungskonferenz am 22. September stellte
Facebook-Chef Marc Zuckerberg die neue "Timeline"-Funktion ein wenig
unbeholfen vor: Das ganze Leben soll damit – von Geburt an bis zum Tod –
auf das eigene Profil passen. Fotos, Videos und Ortsangaben von Nutzern
werden dafür gespeichert. Und auch eine weitere Neuerung sorgt für Streit.
In Form eines Tickers am Rand der Website sollen künftig die aktuellen
Aktivitäten diversester Anwendungen angezeigt werden – damit hätte Facebook
auch Zugriff auf datenexterne Seiten. Wurden früher Sympathien über den
"Gefällt mir"-Button ausgedrückt, teilen die Nutzerinnen und Nutzer ihren
Status nun passiv mit. Doch wie viel und was speichert Facebook
tatsächlich?
Auch der Jura-Student Maximilian Schrems stellt sich diese Frage und ging
ihr nach. Die Daten des Wieners und seiner Freunde sind seit einigen Wochen
auf der Seite [1][www.europe-v-facebook.org] nachzulesen. Schrems hakte bei
Facebook nach, zeigte Kampfgeist und lies nicht locker. Im taz.de-Interview
sagte Schrems: "Generell geht es uns darum, dass Unternehmen wie Facebook,
die uns alle zur Transparenz auffordern, selbst transparent sein sollten.
Außerdem muss der Nutzer die Macht über seine Daten haben und nicht
Facebook." Zuckerberg sehe in den Veränderungen von Facebook eine neue Art
zu zeigen, wer man sei.
Doch warum die ganze Aufregung? Die datenschutzkritische Gruppe "Spackeria"
versteht das ganze Drama nicht. Auf ihrer Webseite nennen sie Schrems'
Feldzug gegen Facebook "Datenschutztheater". Sie plädieren für eine Art
"Post-Privacy" und verabschieden sich damit vom Konzept privater Daten im
Netz.
Die Neuerungen von Facebook sollen dabei aber keineswegs dem Nutzer dienen.
Denn nicht die Profilbesitzer sind die Kunden, sondern die Werbeindustrie.
Zuckerberg will ein perfektes System für die Werbung schaffen. Eine
Empfehlung von Freunden ist mehr Wert als jede Plakatanzeige, jeder
Werbespot und jede Printreklame – so der Gedanke dahinter.
Die Reichweite kann sich sehen lassen: Über 800 Millionen Menschen aus
aller Welt und über 20 Millionen Deutsche nutzen die
Social-Network-Plattform. Damit hält Zuckerbergs Firma bei jungen Menschen
fast schon ein Monopol und verdrängte Konkurrenten wie "Studivz". Wer seine
Kontakte und Freundschaften – vor allem international – pflegen will, ist
gewissermaßen auf das soziale Netzwerk angewiesen. Wer sein Profil trotzdem
löschen will, stößt an seine Grenzen. Schrems' Forderung könnte daher nicht
klarer sein: "Wir fordern, dass Facebook seine zum Teil dreiste
Nutzerverarsche unterlässt und etwa gelöschte Daten wirklich löscht – und
nicht nur so tut."
Was meinen Sie: Ist Facebook böse?
Beziehen Sie Stellung! Die taz wählt unter den interessantesten Kommentaren
einen aus und veröffentlicht ihn im Wochenendmagazin sonntaz. Der Kommentar
sollte etwa 1.200 Zeichen umfassen und mit dem Namen und der Email-Adresse
der Autorin oder des Autors versehen sein.
4 Oct 2011
## LINKS
[1] http://www.europe-v-facebook.org/
## AUTOREN
Enrico Ippolito
## TAGS
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