# taz.de -- Steueramnestieabkommen mit Schweiz: EU gegen Schäubles Steuerdeal | |
> Wegen des Abkommen mit der Schweiz droht Deutschland nun ein | |
> Vertragsverletzungsverfahren. Die EU-Kommission verlangt Änderungen in | |
> dem Vertrag. | |
Bild: Protest gegen Schäubles Steuerabkommen mit der Schweiz. | |
BERLIN taz | Neuer Gegenwind für das geplante Steueramnestieabkommen | |
zwischen Deutschland und der Schweiz: Die Europäische Kommission hält das | |
Abkommen in Teilen für unzulässig und verlangt erhebliche Änderungen. Man | |
habe "Einwände in Bezug auf Umfang und Inhalt" des Abkommens, bestätigte | |
eine Sprecherin von Steuerkommissar Algirdas Semeta der taz. | |
Für den Fall, dass es keine Einigung gebe, prüfe man derzeit die Einleitung | |
eines Vertragsverletzungsverfahrens gegen Deutschland. Das Gleiche gelte | |
für Großbritannien, das ebenfalls ein bilaterales Steuerabkommen mit der | |
Schweiz abgeschlossen hat. | |
Das deutsch-schweizerische Abkommen, das im September unterzeichnet wurde | |
und Anfang 2013 in Kraft treten soll, sieht zum einen vor, dass | |
Steuerflüchtige, die ihr Geld in der Schweiz versteckt hatten, dies gegen | |
eine einmalige, relativ geringe Nachzahlung legalisieren können. Zum | |
anderen wird für die Zukunft festgelegt, dass Anleger anonym bleiben dürfen | |
und ihre Kapitalerträge mit rund 26 Prozent versteuert werden. | |
## EU-Kompetenz verletzt | |
Der Einspruch der EU richtet sich gegen den zweiten Aspekt des Abkommens. | |
Denn zur Besteuerung von ausländischem Kapitaleinkommen gibt es mit der | |
EU-Zinsrichtlinie bereits eine Regelung, über deren Ausweitung zudem | |
derzeit verhandelt wird. In diesem Feld gebe es daher eine "exklusive | |
EU-Kompetenz", die die Mitgliedstaaten respektieren müssen, so die | |
Sprecherin des Steuerkommissars. | |
Semeta habe Schäuble bereits persönlich über die Einwände informiert und | |
werde bis zum Jahresende eine Entscheidung über das weitere Vorgehen | |
fällen. Bereits im Oktober hatte Semeta im EU-Parlament kritisiert, dass | |
der von Deutschland ausgehandelte Steuersatz von 26 Prozent unter der | |
EU-Vereinbarung von 35 Prozent liege. | |
Das Bundesfinanzministerium bestätigte am Freitag, dass es Gespräche mit | |
der EU-Kommission über das Abkommen gebe. Er sei aber zuversichtlich, dass | |
alle Fragen geklärt werden können, sagte Schäubles Sprecher Martin Kotthaus | |
auf taz-Anfrage. Konsequenzen fürchte er nicht, sagte Kotthaus: "Von einem | |
drohenden Vertragsverletzungsverfahren ist mir nichts bekannt." Dass das | |
deutsch-schweizerische Abkommen die EU-Richtlinie unterlaufe, wies Kotthaus | |
zurück. Darin sei klar geregelt, dass die EU-Richtlinie Vorrang habe. | |
Neben der EU-Kommission haben auch SPD, Grüne und Linke, die das Abkommen | |
im Bundesrat stoppen können, erhebliche Einwände gegen den geplanten Deal. | |
"Die EU liefert den Bundesländern jetzt neue Argumente, den Deal zu | |
stoppen", sagte der EU-Abgeordnete Sven Giegold (Grüne). "Er ist nicht nur | |
ungerecht, sondern auch illegal." | |
18 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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