# taz.de -- Klimagipfel in Durban: "Hört nicht auf die Verschmutzer" | |
> In Durban demonstrierten am Samstag Tausende für ein rascheres Handeln | |
> gegen die Erderwärmung. Doch vor allem afrikanische Aktivisten erwarten | |
> vom Gipfel nur wenig. | |
Bild: Verhallt er ungehört? Lautstarker Protest vor dem Gebäude der UN-Klimak… | |
DURBAN taz | Der Klimagipfel in Durban geht in die zweite Woche. Während | |
sich im Konferenzzentrum Politiker und Delegierte um die angestrebte | |
Verlängerung des bestehenden Kioto-Protokolls streiten, forderten | |
Umweltschützer am Samstag schnelleres Handeln. Tausende Mitglieder ziviler | |
Organisationen und religiöser Gruppen aber auch Künstler waren am Tag der | |
weltweiten Aktion in Durbans Innenstadt im King Dinuzulu Park zu einem | |
friedlichen Protestmarsch zusammengekommen. | |
Sie hielten Plakate wie „Hände weg von unserem Planeten“ und „Hört auf … | |
Menschen und nicht auf die Verschmutzer“ hoch. Einige trugen einen | |
schwarzen Sarg mit der Aufschrift „Kohle“ oder ein Solarpanel aus Holz. Ein | |
Masse von Trägern bunter T-Shirts mit Pro-Umwelt-Sprüchen bedruckt setzte | |
sich dann gegen Mittag langsam und mit viel Lärm in Richtung | |
Konferenzzentrum in Bewegung. | |
Begleitet von Polizisten mit Wasserwerfern und Schutzschildern zog der | |
Tross zum Ort, an dem bis Ende nächster Woche die Lösung für den Umgang mit | |
dem wachsenden Klimawandel und für die Reduzierung der Erderwärmung, wo | |
langfristige Maßnahmen zum Schutz des Planeten festgeklopft werden sollen. | |
„Wir sehen schon in unserem Land, dass die Dürren zunehmen und unsere | |
Bauern keine guten Ernten einfahren“, schreit Marieme Ba Konate über die | |
Musik aus den Lautsprechern hinweg. Sie stammt aus Senegal und gehört der | |
Internationalen Gewerkschaftskonförderation an. „Afrika leidet am meisten | |
und wird noch ärmer, weil große Verschmutzer wie die USA und China nicht | |
einlenken“, sagt sie und bläst in ihre Trillerpfeife. | |
„Sie sollen ihre Profite dafür nutzen, uns zu helfen. Wir brauchen einen | |
Fonds, der Farmer unterstützt. Sie müssen trainiert werden, um sich an den | |
Wandel in der Agrarwirtschaft anpassen zu können“, fordert ihre Kollegin | |
Betty Iska Jallo aus dem westafrikanischen Gambia. | |
## Afrikanische Länder gespalten | |
Aber der Stand der Verhandlungen sei im Augenblick nicht mal in die Nähe | |
einer akzeptablen Einigung gerückt, sagt Raja Jarrah aus Sanzibar. Er ist | |
Referent für Waldschutz bei der internationalen Organisation „Care“ und | |
berichtet von schwacher Führung in den Gesprächen in den Hinterzimmern und | |
Plenarsälen der Konferenz. „Nach den vorherigen Klimakonferenzen in | |
Kopenhagen und Cancun hatten wir schon minimale Erwartungen, dass ein | |
verbindliches Dokument in Durban verabschiedet wird. Aber die Erwartungen | |
sind gesunken“, meint er. „Es geht darum, den Prozess des sterbenden | |
Kioto-Protokolls zu stoppen.“ | |
Die Ausrichter der Mammut-Tagung, die Vereinten Nationen, beteuern, es | |
werde am Freitag ein gemeinsames Dokument zum Klimaschutz geben. Afrika | |
fordert mehr Gelder von den Industrieländern zur Eindämmung ihrer Abgase, | |
aber hat nur politisch eine vereinte Stimme, meint Jarrah. „Inhaltlich sind | |
die afrikanischen Länder auch gespalten und haben keine große | |
Verhandlungsmacht.“ | |
Ab Montag sollen 12 Staatspräsidenten und 130 Minister eintreffen, wenn die | |
Gespräche um den „Durban Accord“ in die heiße Phase gehen werden. Vor dem | |
Konferenzzentrum überreichten die Aktivisten ein Memorandum an Christina | |
Figueres, Chefin der UN-Klimakonferenz, und COP17-Präsidentin Maite | |
Nkoana-Mashabane mit der Forderung nach „Klima-Gerechtigkeit.“ | |
4 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Martina Schwikowski | |
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