# taz.de -- Countdown in Durban: Drei Tage für zwei Grad Celsius | |
> Bei der Klimakonferenz in Südafrika naht die Entscheidung. China und die | |
> EU könnten voran gehen - oder nicht. Die aktuellen Verhandlungen bieten | |
> genug Stolpersteine. | |
Bild: Aktivisten tragen Masken, die EU-Kommissionspräsidenten Jose Manuel Barr… | |
DURBAN taz | Ein Wohlfühltermin mit Kindern, Fahnen und Beifall: | |
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) unterzeichnete am Dienstag einen | |
Vertrag, der den Staaten Mali und Grenada 15 Millionen Euro Hilfe für die | |
Anpassung im Klimawandel zusichert. | |
Es war ein Fototermin, aber es war auch viel mehr: Das aktive Werben um | |
Unterstützer für die europäische Haltung in den Verhandlungen auf der | |
Klimakonferenz. Mali und Grenada gehören zu den ärmsten und verwundbarsten | |
Ländern und sind in der Gruppe der "G77 und China" organisiert. | |
Und auf die, vor allem auf China, will die EU Druck machen, sich weiter zu | |
bewegen. Die Minister absolvierten am Dienstag und Mittwoch ihre | |
obligatorischen Reden, aber hinter den Kulissen hat das entscheidende | |
Tauziehen begonnen. | |
Am Mittwoch legte die südafrikanische Präsidentschaft einen Text vor, der | |
nun die Verhandlungsgrundlage bietet: 138 Seiten voller Klammern und | |
Optionen, aus denen eine Entscheidung entstehen soll. "Die Verhandler haben | |
noch drei Tage, um das zwei-Grad-Ziel zu retten", sagte am Mittwoch | |
Srinivas Khrishnaswamy von der Klimagruppe CAN South Asia. | |
## Wer sich zu früh freut... | |
Röttgen dämpft die Erwartungen: Die Ankündigung des chinesischen | |
Verhandlungsführer Xie Zhenhua von Montag, nach denen China sich eine | |
rechtliche verbindliche Zusage zum Klimaschutz vorstellen könne, sei noch | |
nicht als Schritt vorwärts zu verstehen. Das Land müsse klar sagen, dass es | |
sich international verpflichten wolle. China verhandle "klug und hart" und | |
das gleiche müsse die EU machen: "Wer sich zu früh freut, der kann | |
hinterher keine Forderungen mehr stellen." | |
Trotz aller internationalen und zweiseitigen Sondierungen und Gespräche | |
zeichnet sich ein Muster ab: Wirklich entscheidend für einen möglichen | |
Kompromiss sind vor allem die EU (plus Australien, Schweiz, Norwegen) auf | |
der einen und China auf der anderen Seite. Sie könnten einen Deal eingehen: | |
eine zweite Verpflichtungsperiode des Kioto-Protokolls und die Etablierung | |
des Grünen Klimafonds ("damit sieht es gut aus", so Röttgen) gegen eine | |
verbindliche Zusicherung Chinas, ab 2020 beim Klimaschutz mitzumachen. | |
Die USA haben klar gemacht, dass sie in Durban nichts zusagen werden und | |
auch vor 2020 nicht an Bord kommen wollen. Die ärmsten Länder, die | |
Afrikaner und die Inselstaatengruppe AOSIS machen Druck auf China, einem | |
Abkommen zuzustimmen. Und die entscheidende BASIC-Gruppe (Brasilien, | |
Südafrika, Indien, China) betont zwar demonstrativ, es gebe zwischen ihnen | |
keine Interessenunterschiede. | |
Doch in den Gerüchteküchen des Konferenzzentrums wird darüber anders | |
geurteilt: Brasilien steht wegen seines laschen Waldgesetztes unter Druck, | |
sich grün zu zeigen; Südafrika als Gastland will einen Erfolg der | |
Konferenz; China "will dringend einen Abschluss", sagen chinesische | |
Beobachter. | |
## Konferenzchampion gesucht | |
Nur Indien hat lautstark gegen einen Deal gewettert, der die USA nicht | |
einschließt und wirft der EU vor, die Einbeziehung des internationalen | |
Luftverkehrs in den Emissionshandel blockiere eine Einigung. "Das ist für | |
Europa nicht verhandelbar", sagt wiederum Röttgen. | |
Die Verhandlungen bieten also genug Stolpersteine: Akzeptiert China eine | |
Verpflichtung ohne die USA? Muss erst die EU eine Verlängerung des | |
Kioto-Protokolls vorlegen oder erst China sich bewegen? Schert China aus | |
der BASIC-Front aus oder bleibt Indien als Verweigerer übrig? | |
Jetzt sei es an der Zeit für einzelne Staaten, Verantwortung zu übernehmen, | |
monieren die Umweltgruppen. "Die Konferenz sucht immer noch einen | |
Champion", sagt Tove Ryding von Greenpeace. | |
7 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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