# taz.de -- Klimakonferenz in Durban: Ein grünes Konto, aber leer | |
> Der "Grüne Klimafonds", der Entwicklungsländer im Kampf gegen den | |
> Klimawandel unterstützt, soll in Durban entschieden werden. Unklar ist, | |
> woher das Geld kommen soll. | |
Bild: Wer zahlt? Der "Grüne Klimafonds" ist finanziell nicht gerade üppig bes… | |
DURBAN taz | Normalerweise hört beim Geld die Freundschaft auf. Beim | |
Klimagipfel könnte es andersherum sein: Eine Einigung auf den "Grünen | |
Klimafonds" (GCF) erscheint im Moment einfacher als andere Streitfragen wie | |
Emissionsreduzierungen oder juristische Fragen. Bundesumweltminister | |
Norbert Röttgen (CDU) sagte am Donnerstag, beim GCF sehe er "Licht am Ende | |
des Tunnels"; auch der Verhandlungsführer der Inselstaatengruppe Aosis | |
zeigte sich zuversichtlich, dass man sich einigen werde. | |
Das liegt auch daran, dass die grundsätzlichen Fragen eigentlich längst | |
entschieden sind. Die Einrichtung des GCF wurde letztes Jahr bei der | |
Klimakonferenz in Cancún beschlossen und die technischen Details das ganze | |
Jahr über verhandelt. Nur eine Intervention der USA und Saudi-Arabiens kurz | |
vor Schluss sorgte dafür, dass das Thema in Durban noch einmal auf den | |
Tisch kommt. | |
Auch die Finanzierung ist eigentlich schon beschlossen. Beim Klimagipfel in | |
Kopenhagen hatten die Industrieländer zugesichert, in den Jahren 2010 bis | |
2012 jährlich 10 Milliarden Dollar für Klimaschutz und Anpassung an den | |
Klimawandel aufzubringen. Und ab 2020 sollen jedes Jahr 100 Milliarden | |
Dollar für Klimaschutz fließen. Eine Menge Geld, aber nur die Hälfte | |
dessen, was die Weltbank für nötig hält. | |
## Finanzierung unklar | |
Die Probleme sind die Löcher in den Vereinbarungen. Denn nirgendwo ist | |
definiert worden, wie viel des zugesagten Geldes in den GCF fließen soll, | |
ob nur Steuergelder oder auch private Investitionen, nur Zuschüsse oder | |
auch Kredite. Und es gibt keinen Beschluss darüber, wie die Finanzierung | |
nach dem "Schnellstart" zwischen 2010 und 2012 bis auf die 100 Milliarden | |
in 2020 aufgebaut werden soll. "Trotz aller Verpflichtung zur Transparenz", | |
findet etwa eine Studie des britischen Instituts iied, "wird die | |
Klimafinanzierung schlecht belegt, sie ist unmöglich nachzuverfolgen oder | |
zu verifizieren." | |
Das gilt teilweise auch für die Frage, wie viel Geld schon gezahlt wurde. | |
Die EU immerhin listet in einem internen Papier genau auf, dass bis | |
November 2011 insgesamt 4,68 Milliarden Euro geflossen sind. Und | |
Deutschland legt großen Wert auf die Feststellung, dass man sich strikt an | |
die Regeln halte und mit 1,26 Milliarden Euro alle Zusagen für diese Zeit | |
erfüllt habe. | |
Eine Vorreiterrolle übernahm Norbert Röttgen dann auch am Mittwoch vor dem | |
UN-Plenum: Er erklärte, Deutschland bewerbe sich um den Sitz des GCF in | |
Bonn. Röttgen machte noch einen weiteren Schritt und versprach 40 Millionen | |
Euro in den Fonds selbst einzuzahlen. Dänemark folgte mit 15 Millionen, und | |
es wird erwartet, dass bis Freitagnacht noch andere Staaten ihre Beiträge | |
ankündigen werden. Damit könnte der GCF seine Arbeit beginnen, wenn er denn | |
in der entscheidenden Freitagnacht genehmigt wird. | |
## Gelder sollen schnell fließen | |
Nach einer ersten Kollekte im nächsten Jahr sollen dann so schnell wie | |
möglich Gelder fließen: Länder, die nach bestimmten Kriterien etwa neue | |
effiziente Kraftwerke bauen wollen, die Deiche bauen oder ihre | |
Landwirtschaft gegen den Klimawandel absichern wollen, sollen schnell und | |
unbürokratisch Geld aus dem GCF bekommen. "Der Fonds ist das Wichtigste, | |
was in Durban entschieden werden kann", sagt Andrew White vom US-Thinktank | |
"Center for American Progress". | |
Woher das Geld kommen soll, wird erst einmal weiter umstritten bleiben. Die | |
Finanzkrise in den Industriestaaten hat den Ruf nach reinem Staatsgeld | |
verstummen lassen. Große Hoffnungen setzen etwa die Umweltgruppen in "neue | |
finanzielle Mechanismen" wie Steuern auf Börsengeschäfte oder den | |
Treibstoff für Schiffe und Flugzeuge. Allein eine Steuer auf Schiffsdiesel | |
könnte 2020 insgesamt 40 Milliarden Dollar einbringen, hat die Weltbank | |
errechnet, und ein UN-Expertengremium schlägt Abgaben auf Kohlendioxid vor. | |
"Wir fordern, dass ein großer Teil dieser Gelder in den Klimafonds | |
einfließt", sagt Barbara Lueg vom Umweltverband WWF. | |
Der Klimafonds ist also nicht wirklich strittig. Doch wie er gefüllt werden | |
soll, könnte noch für Ärger sorgen. "Für die meisten Entwicklungsländer", | |
warnt das EU-Papier, "ist eine Einigung über die langfristige Finanzierung | |
ein zentraler Bestandteil für einen Abschluss in Durban." | |
8 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
China und die USA beim Klimagipfel: Spielmacher aus Fernost | |
Zwei Wochen rang die Welt um mehr Klimaschutz. China dominierte die | |
Verhandlungen mit Stärke, Geschick und grünem Wachstum. Die USA bremsten im | |
Hintergrund. | |
Forschungen zum Temperaturanstieg: Die Stelle hinter dem Komma | |
US-Forscher gehen davon aus, dass die Erderwärmung weniger schnell | |
voranschreitet, als angenommen. Das 2-Grad-Ziel könnte leichter erreicht | |
werden. Kollegen sind skeptisch. | |
Libyscher Visionär auf Klimakonferenz: Der Kampf geht weiter | |
Muftah Elarbash plant die nächste libysche Revolution. Sein Plan zur | |
Rettung der Welt: Solarstrom aus Aufwindkraftwerken in der Sahara. Aber | |
erst, wenn das Öl alle ist. | |
Klimakonferenz in Durban: Nachruf auf die Menschheit | |
In Durban macht sich die Welt Gedanken übers Klima. Warum die Tea Party | |
unsere letzte Hoffnung ist und die Deutschen nicht auf den Mars auswandern | |
müssen. | |
Debatte um Entwaldung bei Klimakonferenz: Der Kampf um die Bäume | |
Jede Minute werden 30 Fußballfelder abgeholzt, warnt der WWF. Mehr | |
Waldschutz könnte das Klima retten. Aber gibt's den nur, wenn jemand daran | |
verdienen kann? | |
Südafrikas Umweltpolitik: Erst Bulldozer, dann Erneuerbare | |
Südafrikas Energiepolitik wird bislang von der Kohle und vom Staatskonzern | |
Eskom dominiert. Ein ehrgeiziges Projekt soll nun für "grünes Wachstum" | |
sorgen. | |
Countdown in Durban: Drei Tage für zwei Grad Celsius | |
Bei der Klimakonferenz in Südafrika naht die Entscheidung. China und die EU | |
könnten voran gehen - oder nicht. Die aktuellen Verhandlungen bieten genug | |
Stolpersteine. | |
Schöngerechnet statt schön gerechnet: Länder fälschen ihre Klimabilanzen | |
Immer mehr Staaten verzerren ihre Emissionswerte. Die "Rechenmethoden" sind | |
oft politisch motiviert, die Tricks vielfältig, die Folgen für die | |
Klimaverhandlungen fatal. | |
EU-Verhandlungsführer in Durban: Ausgerechnet Polens Klimaskeptiker | |
Umweltminister Korolec will die Emissionsziele der EU lockern. Mit Polen | |
verhandelt bei der Klimakonferenz in Durban der schlimmste Klimasünder der | |
Gemeinschaft für Europa. |