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# taz.de -- Debatte um Entwaldung bei Klimakonferenz: Der Kampf um die Bäume
> Jede Minute werden 30 Fußballfelder abgeholzt, warnt der WWF. Mehr
> Waldschutz könnte das Klima retten. Aber gibt's den nur, wenn jemand
> daran verdienen kann?
Bild: Bei der Abholzung geht nicht nur Wald verloren, sondern auch die Artenvie…
DURBAN taz | Waldschützer schlagen bei den Verhandlungen Alarm: Eine
Lösung, wie die weltweite Entwaldung gedrosselt werden kann, ist in Durban
noch nicht in Sicht. Umweltschützer hatten bereits Mitte dieser Woche eine
Einigung in den Debatten um den "REDD"-Mechanismus erwartet. Doch auch am
Mittwoch zogen sich die Diskussionen um ein tragbares Finanzierungsmodell
für den Erhalt der Wälder bis tief in den Abend hin. Aktivisten wären nicht
überrascht, wenn die Internationale Klimakonferenz der Vereinten Nationen
am Wochenende ohne Ergebnis zur Ausgestaltung dieses bereits im Vorjahr in
Cancun verabschiedeten Systems endet.
REDD bedeutet "Reducing Emissions from Deforestation and Degradation", also
die Verringerung von Emissionen aus der Abholzung oder aus zerstörerischer
Nutzung von Wald. Staaten und Unternehmen erwerben sich Rechte, CO2
auszustoßen, indem sie Waldschutzprojekte inititieren. Hintergrund ist die
Funktion von Wäldern als CO2-Speichern.
## Wieviel Markt darf sein?
Uneinigkeit besteht, wie REDD eingesetzt werden soll. Soll es in den
internationalen Emissionshandel einbezogen werden oder nicht vielmehr
darauf abzielen, die Abholzung der Wälder und die damit verbundenen
CO2-Emissionen auf Null zu senken? Klimaschützer halten den ersten Weg für
einen gefährlichen Irrweg: Wenn Investitionen der Industrieländer im Süden
dazu führen, dass Firmen im Norden die notwendigen CO2-Zertifikate erkaufen
können, sei nichts für den Waldschutz erreicht. "Dann können wir als
Organisation REDD nicht mehr unterstützen", sagt Martin Kaiser, Leider der
internationalen Klimapolitik bei Greenpeace.
Industrieländer versuchen, die langfristige Finanzierung von REDD durch
einen Marktmechanismus wie etwa den Handel durch sogenannte offsets oder
Kompensation durchzusetzen. Die Entwicklungsländer mit tropischen Wäldern
wie Brasilien und Nicaragua sind dagegen. Die Reduzierung von Emissionen
aus Entwaldung würde dann von denen bezahlt, die Emissionsrechte im Norden
kaufen. Die Abholzung von Wäldern im Süden werde dadurch nicht wirklich
verhindert.
"Jede Minute werden 30 Fußballfelder abgeholzt", sagt Gerald Steindlegger,
Politik-Direktor bei WWF International. Der Verband ist überzeugt, dass die
Welt versorgt und ernährt und gleichzeitig das Waldsterben bis 2020
umgedreht werden könne - allerdings nur, wenn jetzt eine gemeinsame
Entscheidung getroffen werde. Eine weitere Verzögerung bedeute nicht nur
massiven Waldverlust. Auch der alarmierende Trend von Verlust der
Artenvielfalt sei dann nicht mehr umkehrbar. Jetzt neu gepflanzte Plantagen
können erst in dreißig Jahren Emissionen von Abholzungen ausbalancieren.
## Angeblich sind alle Modelle noch im Spiel
Der Streit um die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten von REDD ist in
Durban eskaliert. Zwischen 7 und 14 Milliarden Euro pro Jahr bis 2020 sind
nötig, um Waldschutz in den Entwicklungsländern zu betreiben. Einnahmen
durch öffentliche Gelder, eine Steuer auf den CO2-Fußabdruck oder Einnahmen
durch eine Besteuerung von internationalen Finanztransfers - alle bereits
in Cancun vorgeschlagenen Modelle sind noch im Spiel, sagt Raja Jarrah von
Care International.
Einheimische Bevölkerungsgruppen in diesen Prozess stärker mitbestimmend
einzubinden, ist ein wichtiges Ziel. In den bereits in Cancun aufgestellten
"safeguards", Handlungsempfehlungen für die Länder, war auch der Umgang mit
einheimischen Bevölkerungsgruppen skizziert worden: Sie sollten stärker
mitbestimmen können, was Umsiedlungen und Entschädigungen betrifft. "Dort,
im sozialen Bereich, müsste die Debatte viel stärker ansetzen, aber nicht
im CO2-Handel", kritisiert Raja Jarrah die Haltung der Industrieländer.
Einsparungen von Emissionen aus dem Waldbereich müssen zusätzlich zu denen
im Energiesektor stattfinden.
8 Dec 2011
## AUTOREN
Martina Schwikowski
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Wald
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