# taz.de -- Opfer der Zwangsprostitution in Japan: Der eintausendste Protest | |
> Ehemalige koreanische Zwangsprostituierte der japanischen Armee | |
> protestieren zum 1.000. Mal gegen Tokios Vertuschungs-Politik - und | |
> halbherzige Entschuldigungen. | |
Bild: Mittwochsdemo: Frühere Zwangsprostitutierte und ihre UnterstützerInnen … | |
BERLIN taz | Ehemalige Zwangsprostituierte und ihre UnterstützerInnen | |
wollen am Mittwoch wieder um 12 Uhr vor der japanischen Botschaft in Seoul | |
demonstrieren. Aus Anlass des 1.000. Protests seit dem ersten im Januar | |
1992 soll jetzt symbolisch ein Denkmal für die auf 200.000 geschätzten | |
Opfer errichtet werden. Dies waren mehrheitlich Koreanerinnen, die von | |
Japans kaiserlicher Armee von 1931 bis 1945 in Truppenbordellen zur | |
Prostitution gezwungen wurden. | |
Laut einem südkoreanischen Medienbericht drängte Japans Botschaft | |
vergeblich Südkoreas Regierung, das Denkmal zu verhindern. Dies und das | |
Jubiläum dürften dafür sorgen, dass der Protest größer wird als in den | |
letzten Jahren. An der kontinuierlichsten Demo der Welt nahmen zuletzt nur | |
noch wenige Frauen teil. Die bekannten überlebenden Opfer, noch sind es 63, | |
werden älter und gebrechlicher. | |
Einige der in Südkorea liebevoll Halmoni ("Großmütterchen") genannten | |
Frauen sagten, dies sei ihr letzter Protest. Andere wollen weiter für eine | |
offizielle Entschuldigung, staatliche Entschädigung, ein offizielles | |
Denkmal, die Verurteilung der Verantwortlichen sowie für eine kritische | |
Würdigung in japanischen Schulbüchern kämpfen. | |
"Ich möchte weiter kämpfen und demonstrieren, weil dies die einzige Sache | |
ist, die hilft", sagte die 87-jährige Pak Ok-Seon dem Korea Herald. | |
## Opfer gingen erstmals 1991 an die Öffentlichkeit | |
Die systematische Zwangsprostitution in japanischen Truppen im Pazifikkrieg | |
und seinen Vorläufern wurde erst 1991 einer breiteren Öffentlichkeit | |
bekannt. Damals outete sich erstmals eine mutige Koreanerin als Opfer. | |
Japan hatte nach 1945 die meisten entsprechenden Spuren aus seinen Archiven | |
gelöscht; die Frauen schwiegen jahrzehntelang aus Scham. Erst ab 1991 | |
meldeten sich in Ländern Ost- und Südostasiens, die von Japan besetzt | |
worden waren, Hunderte Opfer. | |
Die Regierung in Tokio wies zunächst alle Schuld von sich, musste dann aber | |
wegen erdrückender Beweise die zentrale Rolle seiner früheren Armee | |
einräumen. Später entschuldigte sich die Regierung halbherzig, organisierte | |
einen privaten Entschädigungsfonds und spielte ansonsten das Thema | |
herunter. | |
Japan argumentiert gegenüber Südkorea, alles sei 1965 zusammen mit anderen | |
bilateralen Fragen der Kolonial- und Kriegszeit abschließend vertraglich | |
geregelt worden. Doch damals wurde die Zwangsprostitution weder erwähnt, | |
noch war sie öffentlich bekannt. | |
## Gegen Japans konservativen Mainstream | |
Im Jahr 2000 führten japanische und koreanische Frauengruppen in Tokio ein | |
Tribunal durch, das Kaiser Hirohito symbolisch schuldig sprach. Japanische | |
Medien ignorierten überwiegend die ungewöhnliche Veranstaltung. | |
Auch acht Versuche der Kommunistischen Partei Japans, im Parlament eine | |
Resolution zugunsten der Opfer einzubringen, scheiterten am konservativen | |
Mainstream. Japans Rechtsradikale leugnen die Verbrechen an den Frauen bis | |
heute. Nach einer südkoreanischen Umfrage gehört das Thema zu den drei | |
größten Problemen im Verhältnis zwischen Japan und Südkorea. | |
Aus Anlass der 1.000. Demo rufen für heute Frauen in vielen Ländern zu | |
Protesten vor Japans Vertretungen auf. Eine Anerkennung der Überlebenden | |
wäre "ein Zeichen gegen ähnliche Verbrechen", erklärte etwa die Japanische | |
Fraueninitiative Berlin in ihrem Aufruf. | |
14 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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