# taz.de -- Justizministerin zur EU-Richtlinie: "Keine anlasslosen Vorratsdaten" | |
> Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger hat sich gegen Kritik von | |
> Unionspolitikern verteidigt. Mit ihr werde es keine anlasslose | |
> Vorratsdatenspeicherung über sechs Monate geben. | |
Bild: Zwei Drittel der Menschen lehnen die Vorratsdatenspeicherung ab: Protest … | |
BERLIN dpa | Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) will | |
die Vorratsdatenspeicherung nicht neu regeln, solange die entsprechende | |
EU-Richtlinie auf dem Prüfstand steht. "Wir sollten in Deutschland nicht | |
vorpreschen, bevor klar ist, wie die neue Richtlinie aussehen wird", | |
bekräftigte sie der Welt am Sonntag. Zugleich betonte die Ministerin, dass | |
es eine Rückkehr zur anlasslosen Speicherung von Telefon- und | |
Internetverbindungsdaten über sechs Monate mit ihr nicht geben werde. | |
"Wir dürfen die Bürger nicht unter Generalverdacht stellen", sagte sie. Im | |
März 2010 hatte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die bis dahin | |
geltende Vorratsdatenspeicherung, die eine sechsmonatige Speicherung der | |
Daten zur Kriminalitätsbekämpfung vorsah, gekippt. Für eine Neuregelung ist | |
Leutheusser-Schnarrenberger zuständig. Sie will die Daten aber nur nach | |
konkreten Anhaltspunkten für Straftaten speichern lassen ("Quick Freeze"). | |
Dies geht Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und anderen | |
Unionspolitikern nicht weit genug. | |
Neben Deutschland haben auch einige andere EU-Staaten die Richtlinie zur | |
Vorratsdatenspeicherung nicht umgesetzt. Ihnen drohen Klagen der | |
EU-Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof. Eine Verurteilung könnte | |
eine erhebliche Geldstrafe nach sich ziehen. Ein Kommissionssprecher hatte | |
am Donnerstag in Brüssel erklärt: "Die Tatsache, dass die Kommission | |
derzeit die Richtlinie überarbeitet, entlässt Deutschland und andere | |
EU-Mitgliedsstaaten keineswegs aus der Pflicht, die derzeit gültige | |
Richtlinie korrekt umzusetzen." | |
## Noch kein Zwangsgeld verhängt | |
Nach Angaben von Vize-Regierungssprecher Georg Streiter sind derzeit | |
insgesamt 81 Vertragsverletzungsverfahren der EU - in den | |
unterschiedlichsten Stadien - gegen Deutschland anhängig. Davon beträfen 26 | |
Verfahren nicht umgesetzte Richtlinien. Bislang sei noch nie ein Zwangsgeld | |
gegen Deutschland verhängt worden, sagte Streiter. | |
Leutheusser-Schnarrenberger trat dem Eindruck entgegen, bei der | |
Vorratsdatenspeicherung auch in der eigenen Partei zunehmend isoliert zu | |
sein. "Das Präsidium der FDP steht hinter mir, die Fraktion ebenso", sagte | |
sie. Umfragen zeigten, dass auch zwei Drittel der Bevölkerung keine | |
anlasslose Vorratsdatenspeicherung wollten. | |
30 Dec 2011 | |
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