Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Syrien: Mit eiserner Faust
> Assad will den Eindruck vermitteln, dass er der Einzige ist, der eine
> Deeskalation bewirken kann. Tatsächlich macht er das Gegenteil. Das
> Blutvergießen wird weitergehen.
Bild: In Ägypten ging die Revolution so schön schnell: Tahrirplatz im Februar…
Baschar al-Assad ist noch nie ein begnadeter Redner gewesen. Es dürfte
selbst begeisterten Assad-Fans schwergefallen sein, seiner langatmigen
Ansprache am Dienstag zu folgen. Eines hat Syriens Präsident jedoch
unmissverständlich klargemacht: Er wird bis zum Ende um den Erhalt seiner
Macht kämpfen.
Er bezeichnete den Aufstand als eine Verschwörung ausländischer Mächte; für
die Unruhen machte er Terroristen verantwortlich, die er "mit eiserner
Faust" bekämpfen werde. So, wie Assad es darstellt, ist er also nicht mit
einem Bevölkerungsaufstand konfrontiert, sondern mit einigen wenigen
gewaltbereiten Extremisten. Damit bestreitet er nicht nur die Legitimität,
sondern letztlich die Existenz der Protestbewegung.
Mit seiner realitätsfernen Siegesgewissheit erinnert der Präsident
zunehmend an den gestürzten Diktator Libyens. Zugleich aber nimmt Assad die
Pose eines Anti-Gaddafi ein: Anders als dieser stößt er keine bombastischen
Drohungen in Richtung der internationalen Gemeinschaft aus; er redet nicht
pathetisch von "Flüssen aus Blut".
Stattdessen versucht er den Eindruck eines Machthabers zu vermitteln, der
als Einziger eine Deeskalation bewirken kann. Tatsächlich tut er das
Gegenteil: Seit zehn Monaten lässt Assad die Demonstrationen vom Militär
niederschlagen und treibt das Land damit auf einen Bürgerkrieg zu. "Es gibt
keinen Befehl von irgendwem, auf die Bürger zu schießen", beteuerte er.
Allein diese Aussage zeigt, wie weit sich Assads Rhetorik von der Realität
entfernt hat. Denn die Streitkräfte eröffnen wohl kaum das Feuer, ohne dass
ihnen der Befehl erteilt worden ist. Als Präsident ist Assad ihr
Oberbefehlshaber. Mit seiner Rede hat er keinen Zweifel daran gelassen,
dass das Blutvergießen weitergehen wird.
10 Jan 2012
## AUTOREN
Gabriela M. Keller
## ARTIKEL ZUM THEMA
Debatte Arabische Revolutionen: Revolutionen blühen nicht
Nun verlieren auch freudige Beobachter des Arabischen Frühlings die Geduld
mit den harten Kämpfen für Demokratie. Warum nur?
Gewalt in Syrien: Westlicher Journalist angeblich getötet
Offenbar ist ein Fernsehjournalist in der syrischen Stadt Homs getötet
worden. Er soll für einen französischen Sender gearbeitet haben. Seine
Nationalität ist unklar.
Arabische Beobachter in Syrien: Die Mission "erleichtert das Töten"
Einer der Beobachter der Arabischen Liga in Syrien hat aus Protest das Land
verlassen. Die Türkei und Zypern stoppen indes militärische Lieferungen aus
Russland und Iran an Assad.
Linke-Politiker fordern Embargo-Stopp: "Vorwand" für einen Krieg gegen Iran
Fünf Abgeordnete der Linkspartei haben einen Aufruf unterschrieben, der den
Stopp der Embargos gegen Syrien und Iran fordert. Ihre GenossInnen sind
entsetzt.
Assad spricht zum Volk: An einen Rücktritt denkt er nicht
Präsident al-Assad sprach am Dienstag im Staats-TV über die Unruhen. Es sei
"ersichtlich", dass Syrien "einer Verschwörung" zum Opfer fallen soll.
Reformen wollte er schon immer.
Balanceakt zwischen Syrien und Iran: Ankaras Angst vor den Fronten
Nach dem Besuch des US-Vize-Außenministers lehnt die türkische Regierung
Sanktionen gegen Iran ab. Zu groß ist die Angst, es sich mit den Nachbarn
zu verscherzen.
Arabische Liga verstärkt Beobachtereinsatz: Keine Hilfe der UN gewünscht
Die Beobachter fordern mehr Unabhängigkeit und mehr Ressourcen für ihre
Arbeit. Das Regime soll zum Ende der Gewalt "gedrängt" werden. Dann soll
der Friedensprozess ohne die UN beginnen.
Arabische Liga in Syrien: Beobachtung geht weiter, Gewalt auch
Das Blutvergießen hört nicht auf: Präsident Assad lässt seine
Sicherheitskräfte mit Gewalt gegen Regimegegner vorgehen – trotz der
Beobachter im Land. Nun wird eine Zwischenbilanz gezogen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.