# taz.de -- Immobilienaffäre: Aufräumen in Sachen Braun | |
> Der neue Justizsenator will besseren Schutz vor Immobilienkäufen, über | |
> die sein Vorgänger stolperte. Rot-Schwarz möchte Übergangsgeld für | |
> Senatoren neu regeln | |
Bild: Der neue Justiz- und Verbraucherschutzsenator Heilmann | |
Die rot-schwarze Koalition macht sich daran, mit den Hinterlassenschaften | |
der Affäre um Exjustizsenator Michael Braun aufzuräumen. Kaum im Amt, | |
forderte sein Nachfolger Thomas Heilmann (beide CDU) am Dienstag besseren | |
Schutz vor übereilten Immobilienkäufen. Braun war als Notar in solche | |
Geschäfte verwickelt und trat nach elf Tagen als Senator im Dezember | |
zurück. Fast zeitgleich mit Heilmanns Initiative kündigten die Fraktionen | |
von SPD und CDU an, die Regeln zum Übergangsgeld zu ändern, derentwegen | |
Braun trotz sehr kurzer Amtszeit bis zu 50.000 Euro zustehen. | |
Heilmann, erst vor sechs Tagen zum Senator für Justiz und Verbraucherschutz | |
ernannt, verlangt Änderungen beim Immobilienhandel, die auch Bundesgesetze | |
betreffen. Schon beim nächsten Treffen der 16 Landesjustizminister will er | |
Vorschläge vorlegen. Die will er nicht allein mit SPD und CDU ausarbeiten, | |
sondern generell mit "den Rechtspolitikern in Berlin". | |
Dieser parteiübergreifende Ansatz stößt beim rechtspolitischen Sprecher der | |
Grünen-Fraktion, Dirk Behrendt, auf große Zustimmung. "Ein sehr gutes | |
Projekt", sagte Behrendt der taz. "Wir begrüßen es außerordentlich, dass | |
das aus den Reihen der CDU kommt." Die Grünen haben zum Thema | |
Schrottimmobilien selbst einen Antrag eingebracht, der am heutigen Mittwoch | |
Thema im Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses ist. | |
Der Vorstoß des neuen Senators richtet sich nach seinen Worten gegen | |
"gewerbsmäßige Betrüger, die Anlegern überteuerte Eigentumswohnungen | |
verkaufen", dabei den Erwerbern keine Möglichkeit zu vorherigen | |
Besichtigung einräumen und den Banken bei der Darlehensgewährung falsche | |
Daten zu Renditen übermitteln. "Diese Betrüger ruinieren wirtschaftliche | |
Existenzen und schädigen mit vergleichsweise wenigen Fällen den Ruf der | |
gesamten Immobilienbranche", so Heilmann. | |
Auch im bisherigen Recht gibt es sogenannten Übereilungsschutz. Demnach | |
muss ein Kaufvertrag 14 Tage vor dem Notartermin vorliegen, bei dem der | |
Kauf beurkundet wird. Geschädigte hatten Exsenator Braun vorgeworfen, er | |
habe sie als Notar nicht ausreichend gewarnt. Braun hatte dazu gesagt, er | |
habe stets gefragt, ob die Käufer den Vertrag bereits 14 Tage lang | |
vorliegen hatten. Ein Notar würde aber auch "gegen die ihm auferlegte | |
Neutralitätspflicht verstoßen, wenn er sagen würde, dass sich das Geschäft | |
nicht lohne", so Braun. Heilmann erklärte, "die Notare allein könnten den | |
Missstand nicht stoppen". Deshalb müsste nicht nur das Notarrecht überprüft | |
werden, sondern "auch alle anderen Gesetze für den Immobilienerwerb auf den | |
Prüfstand". | |
Parallel dazu wollen die Fraktionen von SPD und CDU das Senatorengesetz | |
ändern, das das Übergangsgeld regelt - quasi das Arbeitslosengeld für | |
entlassene Senatoren. Dort heißt es, es gebe so viele Monate Übergangsgeld, | |
wie der Exsenator im Amt war. Dabei gibt es in den ersten drei Monaten | |
jeweils ein volles Senatorengehalt von rund 10.600 Euro, danach monatlich | |
ein halbes. Das soll bis maximal zwei Jahre auch weiterhin gelten. | |
Wegfallen soll aber die Vorschrift, dass es mindestens sechs Monate Geld | |
gibt, auch wenn die Amtszeit - wie bei Braun - kürzer war. | |
## "Überzeugt noch nicht" | |
Die Grünen-Fraktion, die selbst einen Änderungsantrag angekündigt hatte, | |
zeigte sich nicht zufrieden. "Mich überzeugt das noch nicht", sagte ihr | |
Rechtsexperte Behrendt. Seine Fraktion hat vorgeschlagen, das Übergangsgeld | |
erst nach einer Amtszeit von sechs Monaten zu zahlen. Zudem mag Behrendt | |
nicht nachvollziehen, warum das Geld bis zu zwei Jahre fließen soll - "wer | |
sonst seinen Job verliert, bekommt auch nur ein Jahr lang Arbeitslosengeld | |
I". | |
17 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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