# taz.de -- Nach Rücktritt als Justizsenator: Braun soll keine 50.000 Euro bek… | |
> Linke meint, Entlassung des Senators sei Rücktritt gewesen. Dafür gibt es | |
> kein Übergangsgeld | |
Bild: Abgang: Justizsenator Braun (CDU) trat nach nur 11 Tagen im Amt wegen der… | |
Der über dubiose Immobiliengeschäfte gestolperte kurzzeitige Senator für | |
Justiz und Verbraucherschutz, Michael Braun (CDU), soll nach Willen der | |
Linksfraktion kein Übergangsgeld bekommen. Darüber soll das | |
Abgeordnetenhaus auf ihren Antrag hin am heutigen Donnerstag abstimmen. Die | |
Linke argumentiert mit einer Rechtsauslegung, die von hochrangigen Juristen | |
gestützt wird: Brauns Abgang sei nur der Form nach eine Entlassung, de | |
facto aber ein Rücktritt - und dafür gibt es laut Senatorengesetz kein | |
Geld. | |
Die Regelung sieht vor, dass entlassene Senatoren drei Monate ein volles, | |
drei weitere ein halbes Gehalt erhalten, unabhängig von ihrer Amtszeit. | |
Braun würde so fast 50.000 Euro erhalten. Da er Mitte Dezember nach nur | |
zwölf Tagen aus dem Amt geschieden war, wurde die Zahlung als unmoralisch | |
kritisiert. | |
Die Senatskanzlei hatte das Übergangsgeld im Dezember damit begründet, sie | |
verfahre strikt nach Gesetz. War die damalige Kritik moralischer Natur, so | |
argumentiert die Linke nun rechtlich. Sie verweist auf den | |
Verfassungskommentator Gero Pfennig und den Vorsitzenden Verwaltungsrichter | |
Percy MacLean: Nach deren Ansicht sei es Auslegungssache, ob ein Rücktritt | |
oder eine Entlassung vorliegt. Für die Linksfraktion ist dabei nicht der | |
formale Akt der Entlassung entscheidend, sondern dass die Initiative dazu | |
von Braun ausging. "Die ,Bitte um Entlassung', der der Regierende | |
Bürgermeister entsprochen hat, ist als Rücktritt zu qualifizieren", so ihr | |
Antrag. Eine Anspruch auf Übergangsgeld bestehe nicht. | |
Senatssprecher Richard Meng hingegen sieht keinen Anlass, von der | |
bisherigen Haltung abzurücken. "Da gibt es solche und solche Meinungen - | |
wir haben das bei uns prüfen lassen und sind der Auffassung, dass ihm das | |
Übergangsgeld zusteht." | |
## Senatorengesetz ändern | |
SPD und CDU kündigten gegenüber der taz an, den Antrag im Parlament | |
abzulehnen. Für den innenpolitische Sprecher der Sozialdemokraten, Thomas | |
Kleineidam, ist anders als für die Linksfraktion der formale Akt der | |
Entlassung entscheidend. "Rückblickend etwas umzuinterpretieren, halte ich | |
für gewagt", sagte er. Kleineidam zeigte sich aber wie die CDU-Fraktion | |
offen, über eine Änderung des Senatorengesetzes zu diskutieren. Die | |
Grünen-Fraktion arbeitet nach eigenen Angaben an einem Antrag, | |
Übergangsgeld erst ab einer gewissen Zeit im Amt zu zahlen. Für Kleineidam | |
ist das "ein guter Ansatz". | |
Die CDU hält das Parlament zudem nicht für zuständig in dieser Frage - "das | |
ist eine Entscheidung der Regierung", sagt Fraktionsprecher Michael | |
Thiedemann. Zudem werde die Zahlung mit privaten Einkünften und der Hälfte | |
seiner Abgeordnetendiät verrechnet: Verdiene Braun in seinem Beruf als | |
Anwalt und Notar in gleicher Höhe, gebe es kein Übergangsgeld. | |
11 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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