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# taz.de -- Rekordhoch bei Leiharbeit: So viel wie nie kurzfristig angestellt
> So viele Leiharbeiter wie 2011 gab es noch nie. Der Branchenverband
> rechnet nun aber mit einer Stagnation. Die Hälfte der Jobs dauerte nur
> drei Monate.
Bild: Verdienen sie alle gleich? Falls einer Leiharbeiter ist, vermutlich nicht.
BERLIN rtr | Die Zahl der Leiharbeiter in Deutschland hat sich im
vergangenen Jahr der Millionengrenze genähert und damit ein Rekordhoch
erreicht. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Freitag mitteilte, waren
Ende Juni 2011 in 17.400 Verleihbetrieben rund 910.000 Zeitarbeiter
beschäftigt.
Das seien 103.000 oder fast 13 Prozent mehr gewesen als ein Jahr zuvor.
Rund ein Drittel der Leiharbeiter sei als Hilfspersonal tätig gewesen. Der
Beschäftigungshöchststand könnte damit schon erreicht sein. Der Großteil
der Zeitarbeitsfirmen rechne mit einer Stagnation der Beschäftigtenzahlen
auf hohem Niveau, sagte ein Sprecher des Interessenverbandes Deutscher
Zeitarbeitsunternehmen (IGZ).
In der Politik ist die Leiharbeit umstritten. Vor allem bei Gewerkschaften
hat sie einen schlechten Ruf, weil Leiharbeiter zumeist schlechter bezahlt
werden als Stammbelegschaften. Zudem handelt es sich um unsichere
Beschäftigungsverhältnisse.
Sie sind häufig von kurzer Dauer: Von den 569.000 im ersten Halbjahr 2011
beendeten Leiharbeitjobs dauerte die Hälfte weniger als drei Monate, wie
aus der Analyse der Arbeitagentur hervorgeht.
## Ministerin fordert Lohnangleichung
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bedrängt die Branche,
zwischen den Tarifpartnern eine Regelung zu finden, die sicherstellt, dass
Leiharbeiter ab einem gewissen Zeitpunkt den gleichen Lohn erhalten wie
Stammbeschäftigte des Betriebes, an den sie entliehen sind.
Wenn der Branche eine Einigung in den ersten drei Monaten dieses Jahres
nicht gelingt, will die Ministerin eine Expertenkommission einsetzen. Seit
Jahresanfang gilt für die Branche bundesweit auch ein Mindestlohn.
Aus Sicht der BA erfüllt Zeitarbeit eine Brückenfunktion. "Leiharbeit
stellt eine Beschäftigungsperspektive für Arbeitslose, von Arbeitslosigkeit
bedrohte Arbeitnehmer, Berufseinsteiger oder Berufsrückkehrer dar", heißt
es in der BA-Analyse. Zwei Drittel der im ersten Halbjahr 2011 neu
begonnenen Leiharbeitsverhältnisse seien mit Personen abgeschlossen worden,
die direkt zuvor keine Beschäftigung ausgeübt hätten.
Die Bedeutung der Leiharbeit für den Arbeitsmarkt steigt seit 2009 mit
Einsetzen des Wirtschaftsaufschwungs. Mittlerweile beträgt ihr Anteil an
allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2,9 Prozent - nach 2,6
Prozent im Juni 2010.
20 Jan 2012
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