# taz.de -- Historischer Höchststand: 45 Millionen in der EU auf Jobsuche | |
> Noch nie gab es in der EU so viele Menschen ohne Arbeit wie derzeit. Eine | |
> Mitschuld daran haben auch die niedrigen Löhne in Deutschland, sagt die | |
> Internationale Arbeitsorganisation. | |
Bild: Auch wenn die Konjunktur brummt, in der Arbeitsagentur muss man Schlange … | |
GENF afp | Die Arbeitslosigkeit in Europa hat einen historischen | |
Höchststand erreicht: Nach [1][Angaben der Internationalen | |
Arbeitsorganisation (ILO)] vom Dienstag waren im Jahr 2010 rund 45 | |
Millionen Menschen in der Europäischen Union ohne Job. Eine Mitschuld daran | |
gab die ILO den niedrigen Löhnen in Deutschland - die dadurch günstigen | |
deutschen Exporte setzten andere europäische Staaten unter Druck. | |
In den meisten EU-Ländern sind heute weit mehr Menschen ohne Arbeit als vor | |
der Finanz- und Wirtschaftskrise, und der Ausblick sei wegen der | |
Schuldenkrise negativ, heißt es im [2][ILO-Bericht über globale | |
Beschäftigungstrends]. Die Schaffung von Arbeit müsse daher in der | |
Wirtschaftspolitik "oberste Priorität" haben. | |
Zu den wenigen Ausnahmen gehöre Deutschland. Doch die "schwache | |
Entwicklung" der Löhne und Gehälter und die damit gestiegene | |
Wettbewerbsfähigkeit der Exporte sei gleichzeitig "die strukturelle Ursache | |
für die jüngsten Schwierigkeiten der Euro-Zone", kritisierte die ILO. | |
Die anderen Länder hätten wegen der schwachen Nachfrage wenig nach | |
Deutschland exportieren können. Die ILO-Experten empfehlen, die deutsche | |
Wirtschaft solle höhere Löhne zahlen und ihre – in der Euro-Zone nur | |
durchschnittliche – Produktivität steigern. | |
Weltweit waren im vergangenen Jahr nach Schätzung der ILO mehr als 197 | |
Millionen Menschen arbeitslos. Das seien genauso viele wie im Vorjahr und | |
27 Millionen mehr als vor der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007, erklärte | |
ILO-Generalsekretär Juan Somavía in Genf. | |
Die Arbeitslosenquote stagniere damit bei 6,0 Prozent - und das, obwohl die | |
Weltwirtschaft 2010 um 5,1 Prozent und 2011 um 4,0 Prozent gewachsen sei. | |
DGB-Chef Michael Sommer, nannte den ILO-Bericht einen "erneuten Weckruf für | |
die Staats- und Regierungschefs, endlich mehr Anstrengungen für Wachstum | |
und Beschäftigung zu unternehmen". Er forderte konjunkturstützende | |
Maßnahmen und sprach sich gegen eine "falsche Sparpolitik" aus. | |
24 Jan 2012 | |
## LINKS | |
[1] /Bericht-ueber-globale-Beschaeftigungstrends/!86257/ | |
[2] http://www.ilo.org/global/publications/books/global-employment-trends/lang-… | |
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Schwerpunkt Coronavirus | |
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