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# taz.de -- taz-Anfrage an die "Bild": Wulff schickte Weihnachtspost
> Welche Rolle spielt Bild-Chef Kai Diekmann in der Mailbox-Affäre? Die taz
> hat nachgehakt. Die "Bild" antwortet mit einer Flut aus Details. Im
> Anhang: die vollständige Dokumentation.
Bild: Hat dieser Mann etwas zu verbergen? Die taz hat nachgefragt.
BERLIN taz | Ist das nun ein Beitrag zur Transparenz in der Mailbox-Affäre
oder eher Stoff für das legendäre „Handbuch des nutzlosen Wissens“? Auf
jeden Fall ist es viel, was die Pressestelle des Axel-Springer-Verlags am
Dienstag an die Redaktion der taz mailte: Über 35 000 Zeichen, 5000 Wörter.
Mangelnden Einsatz kann man der Springer-Pressestelle nicht vorwerfen. Nur
mangelnde Genauigkeit.
Welche Rolle spielt Bild-Chef Kai Diekmann in der Mailbox-Affäre um
Bundespräsident Christian Wulff? Wann gab er Wulffs Nachricht weiter? An
wen? Streute er gezielt Zitate? Warum fragte er den Bundespräsidenten um
Erlaubnis, die Nachricht veröffentlichen zu dürfen, während Bild-Redakteure
bereits Ausschnitte daraus verbreiteten? Um das zu klären, schickte die taz
einen Fragenkatalog an Bild, bereits [1][zum zweiten Mal].
Nach der ersten Anfrage blieben einige Fragen ungeklärt. Zum zweiten Mal
antwortet die Pressestelle des Axel-Springer-Verlags. Und wie. Zum Beispiel
das hier: Als Bundespräsident Christian Wulff den verhängnisvollen
Entschluss fasste, den Chefredakteur der Bild anzurufen, saß dieser gerade
in seinem New Yorker Hotelzimmer und konferierte mit seiner Redaktion. Oder
das hier: Kai Diekmann und andere Redaktionsmitglieder haben auch in diesem
Jahr persönliche Weihnachtsgrüße von Christian Wulff erhalten.
## Ironisierung der eigenen Rolle
Das gehört zur Strategie des Springer-Verlags: Die Mailbox-Affäre und
[2][die eigene Rolle zu ironisieren]. Ironie als Verteidigung. Nicht erst
seit sich Kai Diekmann 2009 auf seinem Blog selbst veräppelte, hat das
Tradition bei Bild. Die zweite Säule der Springer-Strategie besteht darin,
den Eindruck von Detailversessenheit und Aufklärungswillen zu simulieren.
Der Anspruch der Transparenz, den Deutschlands größtes Boulevardblatt gegen
den Bundespräsidenten richtet, soll nicht zum Boomerang werden.
So gibt das Blatt lieber etwas zu viel Auskunft, als zu wenig. Die Bild hat
ihre Salamitaktik weiterentwickelt: Erst gibt sie nur scheibchenweise
Auskunft, dann überschüttet sie den Fragesteller mit Information. Statt auf
die entscheidende Frage zu antworten, wie und wann die Wulff-Nachricht
ihren Weg von der Mailbox Diekmanns in andere Medien und in die
Öffentlichkeit fand, zündet Bild Nebelkerzen.
Den Fragen der taz hat die Springer-Pressestelle eigene Fragen hinzugefügt.
Und beantwortet. Als Kronzeuge muss einmal mehr der einstige Chefredakteur
des „Spiegel“, Stefan Aust, herhalten. Vor einigen Wochen sagte er seinen
berühmte Zahnpasta-Satz. Er ist dem Springer-Verlag offenbar so sehr ans
Herz gewachsen ist, dass ihn bild.de inzwischen „in eigener Sache“
dokumentiert.
## Redaktionen sind keine Geheimdienste
Wenn die Zahnpaste einmal aus der Tube sei, so Aust, kriege man sie schwer
zurück. Soll heißen: Sobald die Redaktion der Bild einmal über den Anruf
des Bundespräsidenten Bescheid wusste, habe man nicht verhindern können,
dass Passagen daraus an die Öffentlichkeit gelangten. Redaktionen seien
eben keine Geheimdienste.
Die Bild - ein anarchischer Haufen von kaum zu kontrollierenden
Redakteuren? Ausgerechnet jene Zeitung, der es seit Jahrzehnten meisterhaft
gelingt, Arbeitsmethoden am Rande der Legalität so professionell zu
kaschieren, dass sie nicht oder nur selten zu Verurteilungen vor Gericht
führen? Auch die Rolle der taz-Chefredakteurin Ines Pohl thematisiert der
Springer-Verlag.
Die Pressestelle zitiert aus einer Mail Pohls an Kai Diekmann, in der sie
um Informationen zur Mailbox-Nachricht bittet. Was Springer auslässt: Ines
Pohl bat Kai Diekmann zuvor, die Nachricht im Originalton hören zu können,
um sich ein ungefiltertes Bild vom tatsächlichen Telefonat zu machen. Das
lehnte der Bild-Chef jedoch ab. Nach 35 000 Zeichen, 5000 Wörter und
etlichen Antworten bleiben zentrale Fragen ungeklärt.
## Auskunft verweigert
Zum Beispiel die des Spiegel-Autors Stefan Niggemeier. „Nach Informationen
von SPIEGEL ONLINE soll ein Bild-Sprecher das Transkript schon am 1.
Januar, nach ausdrücklicher Rücksprache mit Bild-Chef Diekmann, einem
Journalisten der "Süddeutschen Zeitung" am Telefon vorgelesen haben“,
schreibt Niggemeier. Die Springer-Pressestelle verweigert ihm eine Auskunft
hierzu. Warum?
Interessant ist auch die Frage, wie bekannt werden konnte, dass Wulff auch
bei Springer-Chef Mathias Döpfner intervenierte. Das Bundespräsidialamt hat
diese Nachricht wohl kaum verbreitet.
Die wichtigste Frage bleibt offen: Wann gab Kai Diekmann Wulffs Nachricht
weiter? Und: an wen?
***
Hier die Anfrage der taz und die Antwort der Axel-Springer-Pressestelle im
Wortlaut. Die fett markierten Fragen hat die taz gestellt. Die kursiv
gesetzten Fragen hat Bild an sich selbst gestellt. Und selbst beantwortet.
Sehr geehrter Herr Fröhlich,
im Zusammenhang mit Ihren Antworten auf unsere Anfrage vom 16.01.2012 habe
ich folgende Nachfragen:
1.) In Ihrer Antwort vom 16.01. schreiben Sie "Der Bild-Chefredakteur hat
seinerzeit persönlich mit zwei externen Journalisten über den Anruf
gesprochen und ihnen in diesem Zusammenhang auch den Text zukommen lassen."
Was bedeutet "seinerzeit"? Zu welchem Zeitpunkt hat Kai Diekmann "zwei
externen Journalisten" den Text zukommen lassen? Können Sie ausschließen,
dass es sich bei besagten Journalisten um Kollegen der "Süddeutschen
Zeitung" und der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" handelte? Hat
Kai Diekmann besagten Journalisten den gesamten Inhalt der
Mailbox-Nachricht weitergeleitet oder nur Ausschnitte?
2.) Am Sonntag, den 11. Dezember 2011, konfrontierte Bild-Redakteur Martin
Heidemanns Olaf Glaeseker, den damaligen Sprecher des Bundespräsidenten
Christian Wulff, mit den Recherchen zum Hauskredit des Ehepaar Wulffs. Gab
es vor diesem Kontakt, am 11. Dezember 2011 oder in den drei Wochen davor,
bereits einen Kontakt zwischen Heidemanns und Glaeseker, beziehungsweise
zwischen Heidemanns und Christian Wulff (per Telefon, Mail oder
persönlich)?
3.) Haben Sie oder andere Inhaber der Mailbox-Abschrift zwischen dem 1. und
dem 5. Januar 2012 aktiv oder auf Anfrage Passagen der Mailbox-Nachricht
weiterverbreitet? An wen?
4.) In Ihrer Antwort vom 16.01. schreiben Sie "Gerade weil Bild direkt
betroffen war, hat sich die Redaktion in den Diskussionen die Entscheidung
nicht leicht gemacht und auch andere Meinungen extern eingeholt." Hat an
besagter Diskussion nur die Redaktion der Bild teilgenommen oder auch
Angehörige des Axel-Springer-Verlags, die nicht Teil der Bild-Redaktion
sind? Handelt es sich bei den hier erwähnten "externen Meinungen" um die
Meinungen der in 1.) erwähnten "zwei externen Journalisten"?
Mit Bitte um rasche Antwort und freundlichen Grüßen,
Felix Dachsel
***
Lieber Herr Dachsel,
vielen Dank für Ihre Geduld. Anbei, wie gewünscht, die Antworten auf Ihre
Fragen.
Um Ihnen die Arbeit in den nächsten Tagen zu erleichtern, haben wir uns
erlaubt, alle weiteren möglichen Fragen, die Sie sich stellen könnten,
schon einmal zu formulieren - und auch gleich zu beantworten.
Dabei haben wir an einigen Stellen die von uns normalerweise strikt
eingehaltene Recherchevertraulichkeit aufgegeben. Dies betrifft die Fragen,
die den Kern der Kreditaffäre um Christian Wulff betreffen und die damit
von übergeordnetem Interesse sind. Damit wollen wir zur größtmöglichen
Transparenz beitragen.
Zum besseren Verständnis haben wir Ihre Fragen ebenfalls so gut wie möglich
in den chronologischen Fragenkatalog eingeordnet und gekennzeichnet.
Viele Grüße
Tobias Fröhlich , Axel Springer AG
***
Bild: Trifft es zu, dass BILD bereits im Frühjahr 2009 im Grundbuchamt
Burgwedel die Grundbuchauszüge für den Lührshof 8 in Großburgwedel
beantragt hat?
Antwort: Ja, im Frühjahr 2009 stellte BILD-Reporter Nikolaus Harbusch per
Fax im Grundbuchamt Burgwedel Antrag auf Einsicht in das Grundbuch. Dieser
Antrag wurde wiederholt abgelehnt. Zunächst durch den Sachbearbeiter, im
Anschluss durch die Direktorin des Amtsgerichts.
taz: Am Sonntag, den 11. Dezember 2011, konfrontierte Bild-Redakteur Martin
Heidemanns Olaf Glaeseker, den damaligen Sprecher des Bundespräsidenten
Christian Wulff, mit den Recherchen zum Hauskredit des Ehepaar Wulffs. Gab
es vor diesem Kontakt, am 11. Dezember 2011 oder in den drei Wochen davor,
bereits einen Kontakt zwischen Heidemanns und Glaeseker, beziehungsweise
zwischen Heidemanns und Christian Wulff (per Telefon, Mail oder
persönlich)?
Bereits am Donnerstag, den 24.11.2011, also einen Tag vor dem Beginn der
Kreditumwandlung von Christian Wulff, gab es eine Recherche von BILD zu
diesem Thema, die zu einer Beschwerde des Pressesprechers im Auftrag des
Bundespräsidenten am darauffolgenden Tag geführt hat. Einer Aufforderung
des Bundespräsidialamtes an Kai Diekmann nach einer Entschuldigung für die
Recherchen in Großburgwedel wurde selbstverständlich nicht entsprochen.
Dazu gab es keinen Grund. Unser Reporter hatte lediglich den Vorbesitzer
der Wulff-Immobilie aufsuchen wollen. Er wollte den Vorbesitzer fragen, wer
den Kaufpreis überwiesen hatte.
"Bild": Gibt es aus Ihrer Sicht einen Zusammenhang zwischen der
BILD-Recherche beim Vorbesitzer der Immobilie am Donnerstag, den
24.11.2011, und dem Beginn der Kreditumwandlung am Freitag, den 25.11.2011?
Das können wir natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen, allerdings liegt es
aus unserer Sicht nahe. Eine abschließende Antwort könnte nur der
Bundespräsident selber geben.
Bild: Trifft es zu, dass die BILD-Zeitung schon am Montag, den 28.11.2011,
Fragen an den Bundespräsidenten geschickt hat?
Das ist richtig.
Bild: Was genau wurde gefragt?
Die Frage lautete:
Im Zusammenhang unserer Recherche zum Beschluss des BGH V ZB 47/11 bitten
wir Herrn Bundespräsident Wulff um Beantwortung nachfolgender Fragen:
1. Wann haben Sie den Darlehensvertrag mit der BW-Bank abgeschlossen, den
Sie mit der Briefgrundschuld (Immobilie Lührshof 8) besichert haben?
2. Warum haben Sie der BW-Bank die Benachrichtigungsvollmacht für das
Grundbuchamt am 27. Juni 2010 erteilt? Ist der Darlehensvertrag mit der
BW-Bank zu diesem Zeitpunkt geschlossen worden?
Bild: Wann hat BILD Antworten erhalten?
Am Dienstag, den 29. November 2011, schrieb Glaeseker:
"Vielen Dank für Ihre Fragen. Deren Beantwortung wird einige Zeit in
Anspruch nehmen, da sich der Bundespräsident auf Auslandsreise befindet."
Am Mittwoch, den 30. November 2011, kam die Antwort.
Bild: Was hat das Bundespräsidialamt geantwortet?
Es hat wie folgt geantwortet:
***
"1. Der Rahmenvertrag für Geldmarktkredite mit Bankdatum vom 18.03.2010
wurde durch Unterzeichnung am 21.03.2010 abgeschlossen.
Die Benachrichtigungsvollmacht wurde ursprünglich zusammen mit dem
Rahmenvertrag für Geldmarktkredite am 18.03.2010 durch die Bank erstellt
und ebenfalls am 21.03.2010 unterzeichnet. Die Vollmacht wurde am
06.04.2010 an das Amtsgericht Burgwedel -Grundbuchamt- zur Bestätigung
gesandt, der Eingang wurde der Bank am 08.04.2010 vom Grundbuchamt
bestätigt. Das Formular wurde jedoch mit dem Hinweis zurückgesandt, dass es
einen Fehler enthalte: Unter der Bezeichnung "Bevollmächtigter" stünden die
Kundennamen anstatt die Bankbezeichnung.
Da für Ende Juni 2010 seit längerem ein Kundentermin der BW-Bank vor Ort
terminiert war, hatte die Bank zur erneuten Unterschriftseinholung am
23.06.2010 eine korrigierte Fassung der Benachrichtigungsvollmacht erstellt
und dem Kundenberater mit auf den Weg zum Kundentermin gegeben. Die
Unterzeichnung erfolgte am 27.06.2010. Diese korrigierte Vollmacht wurde am
19.07.2010 erneut an das Amtsgericht Burgwedel -Grundbuchamt- mit der Bitte
zur Bestätigung gesandt. Die Bestätigung erfolgte mit Dienstsiegel am
26.07.2010 und ging bei der BW-Bank am 28.07.2010 ein. Der Vorgang war
damit abgeschlossen."
***
Bild: Trifft es zu, dass ein BILD-Redakteur am Dienstag, den 6.12.2011
Einsicht in den Kreditvertrag, den das Ehepaar Wulff mit Edith Geerkens
abgeschlossen hatte, nehmen durfte?
Ja, am Dienstag, den 6.12.2011, war BILD-Redakteur Martin Heidemanns im
Bundespräsidialamt und hatte Einsicht in den Vertrag.
Bild: Stimmt es, dass der BILD-Reporter nur Einsicht hatte aufgrund der
Zusage den Namen nicht zu verwenden? Hat der Reporter diese Zusage gegeben?
Nein, auf eine solche Bedingung ist der Redakteur nicht eingegangen. Im
Gegenteil: Er hat ausdrücklich erklärt, dass er eine solche Zusage nicht
gibt.
Bild: Stimmt es, dass Olaf Glaeseker am Sonntag, den 11. Dezember 2011 per
SMS nachgefragt hat, ob von BILD noch Fragen kommen?
Das ist korrekt. Am Sonntag, den 11. Dezember 2011, um 6.39 Uhr schickte
der ehemalige Sprecher von Christian Wulff, Olaf Glaeseker, folgende SMS:
"Lieber Herr Heidemanns, ich höre, dass sich ggf noch Fragen für Sie
ergeben haben. Lassen Sie mich wissen, worum es geht? Ich würde gerne - so
weit ich es kann - für Erhellung sorgen. Besten Gruß aus Doha, Ihr Olaf
Glaeseker."
Bild: Welche konkreten Fragen hat BILD dem Bundespräsidenten am Sonntag,
den 11.12.2011 gestellt?
Am Sonntag, den 11.12.2011, um 6.49 Uhr stellte BILD-Redakteur Martin
Heidemanns dem Pressesprecher des Bundespräsidenten, Olaf Glaeseker,
folgende Fragen per E-Mail:
***
"Sehr geehrter Herr Glaeseker, im Zusammenhang mit unserer Recherche zum
Beschluss des BGHV ZB 47/11 vom 17. August 2011 bitten wir Herrn
Bundespräsident Wulff freundlich um Beantwortung folgender Frage:
Am 18. Februar 2010 ließen Sie als Ministerpräsident die Anfrage der
Abgeordneten Stefan Wenzel und Ursula Helmhold, ob es ,geschäftliche
Beziehungen' zwischen Ihnen und Herrn Egon Geerkens gegeben habe, laut
Landtagsdrucksache (Stenographischer Bericht der 63. Sitzung der 16.
Wahlperiode) durch Ihre Staatskanzlei wörtlich erklären:
,Zwischen Ministerpräsident Wulff und den in der Anfrage genannten Personen
und Gesellschaften hat es in den letzten zehn Jahren keine geschäftlichen
Beziehungen gegeben.'
1. Warum haben Sie dem Landtag verschwiegen, dass eine ,geschäftliche
Beziehung' zwischen Ihnen und der mit Egon Geerkens in Gütergemeinschaft
lebenden Ehefrau Edith durch einen im Oktober 2008 geschlossenen
Darlehensvertrag über 500.000 Euro besteht?
2. Teilen Sie die Auffassung, dass Sie den Landtag in diesem Zusammenhang
bewusst getäuscht haben?
3. Wie haben Sie die 500000 Euro erhalten? Per Überweisung aus Deutschland,
der Schweiz, der USA - oder bar? Oder auf welche andere Weise?
4. Warum haben Sie den im Oktober 2008 geschlossenen Darlehensvertrag
wenige Wochen nach der parlamentarischen Anfrage gekündigt und durch einen
Darlehensvertrag mit der BW Bank abgelöst - obwohl der Darlehensvertrag
noch bis November 2013 lief?
5. Wann und in welcher Form haben Sie das Darlehen zurückgezahlt? 6. Gab es
vor dem Jahr 2000 geschäftliche Beziehungen zwischen Ihnen, dem
CDU-Kreisverband Osnabrück, dem CDU-Landesverband Niedersachsen bzw. dem
Land Niedersachsen und Herrn Egon Geerkens oder irgendeiner Firma, an der
Herr Geerkens und/oder Frau Geerkens als Gesellschafter beteiligt waren?
Ich bitte freundlich um Beantwortung der Fragen bis Sonntag, 16 Uhr MEZ."
***
Bild: Warum wurden die BILD-Fragen an Christian Wulff bzw. das
Bundespräsidialamt früh morgens um 6.49 Uhr verschickt?
Der Bundespräsident befand sich zu diesem Zeitpunkt im Ausland. Aufgrund
der Zeitverschiebung war es in der Golfregion 9.49 Uhr. Wir wollten dem
Bundespräsidenten ausreichend Zeit zur Beantwortung geben.
Bild: Hat Olaf Glaeseker Ihnen den Eingang der Fragen bestätigt?
Ja, Am Sonntag, den 11. Dezember 2011, um 8:42 Uhr, erhielt BILD-Reporter
Martin Heidemanns folgende SMS von Olaf Glaeseker: "Lieber Herr Heidemanns,
Dank für die Fragen. Seien Sie sicher, dass ich mich um eine zeitnahe
Beantwortung der Fragen bemühe. Ob es allerdings bis 16 Uhr gelingt,
bezweifel ich. Wie ich Ihnen gesagt habe, befinden wir uns auf Golfreise
und haben ein dichtgedrängtes Programm. Ihr gl"
Bild: Trifft es zu, dass das Bundespräsidialamt um eine Verschiebung der
Berichterstattung gebeten hat?
Das ist richtig. Das Bundespräsidialamt hat am Sonntag, den 11.12.2011, um
Aufschub gebeten. Um 11:48 Uhr schrieb Olaf Glaeseker, per SMS: "Lieber
Herr Heidemanns, mein Vorschlag: Lassen Sie uns unmittelbar nach meiner
Rückkehr nach D treffen. Wir werden Ihnen dann umfassend Rede und Antwort
stehen. Ihr gl"
Die Verschiebung um einen Tag wurde auch gewährt mit dem Hinweis, dass eine
darüber hinaus gehende Verschiebung der Veröffentlichung nicht möglich sei.
Hier der Wortlaut von Sonntag, dem 11. Dezember 2011, um 12.11 Uhr:
"Lieber Herr Glaeseker,
nach Rücksprache mit dem Chefredakteur sind wir gerne bereit, die
Berichterstattung um einen Tag zu verschieben. So haben Sie die
Gelegenheit, die Fragen bis morgen 16 Uhr (MEZ) zu beantworten.
Wir bitten um Verständnis, dass ein weiterer Aufschub der geplanten
Berichterstattung danach nicht möglich ist.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Heidemanns"
Bild: Hat BILD Christian Wulff auch Fragen zu seiner Ehefrau gestellt?
Nein, es wurden keine Fragen zu seiner Ehefrau gestellt.
Bild: Trifft es zu, dass am Montag, den 12.12.2011, die Fragen erneut
gestellt worden sind?
Das ist korrekt. Am Montag, den 12. Dezember um 9:31 Uhr wurden die Fragen
erneut gestellt. Allerdings wurde eine Frage ergänzt.
Bild: Welche Zusatzfrage wurde am Montag, den 12. 12.2011, gestellt?
7. Trifft es zu, dass Herr Geerkens an mehreren dienstlichen Auslandsreisen
des Ministerpräsidenten Wulff teilgenommen hat? Wenn ja - wie oft, wohin
und in welcher Funktion? An welchen offiziellen Veranstaltungen des
Ministerpräsidenten Wulff und des Bundespräsidenten Wulff hat Herr Geerkens
und/oder Frau Geerkens teilgenommen? Und in welcher Funktion?
Bild: Hat Olaf Glaeseker Ihnen die Beantwortung der Fragen zugesagt?
Ja. Am Montag, den 12. Dezember 2011, um 11:13 Uhr, schrieb Olaf Glaesker
per SMS: "Sehr geehrter Herr Heidemanns, wir sind sehr bemüht, Ihnen
Antworten bis 16 Uhr zukommen zu lassen. Besten Gruß, Ihr Olaf Glaeseker."
Am Montag, den 12. Dezember 2011, um 14:41 Uhr, schrieb Olaf Glaeseker
erneut per SMS: "Das Fax geht in 5 Minuten raus. Konnte es leider nicht
mehr im Detail mit dem Bundespräsidenten abstimmen. Habe aber nach bestem
Wissen und Gewissen geantwortet. BG, Olaf Glaeseker"
Bild: Wie sind die Fragen beantwortet worden?
BILD bekam vom Pressesprecher Glaeseker am Montag, den 12.12.2011, um 16.06
Uhr, folgende Antworten, welche dann allerdings bis Redaktionsschluss nicht
freigegeben wurden:
***
"Sehr geehrter Herr Heidemanns,
zwischen uns sind in den zurückliegenden Tagen mehrfach Fragen und
Antworten zur Finanzierung des Wohnhauses von Christian und Bettina Wulff
in Burgwedel ausgetauscht worden. Da es sich bei der hierzu nachgefragten
Anfangsfinanzierung um einen Privatkredit handelte und die Darlehensgeberin
um Vertraulichkeit gebeten hatte, habe ich die hierzu gewünschten
Informationen und Einsichtnahmen in die Vertragsunterlagen nur unter der
ausdrücklichen Zusicherung gegeben, dass diese Daten und Fakten weder
weitergegeben noch veröffentlicht werden. Ich behalte mir deshalb auch an
dieser Stelle sämtliche Rechtsschutzmöglichkeiten vor, falls
datenschutzrelevante Belange oder Persönlichkeitsrechte durch eine
Veröffentlichung verletzt werden sollten.
Dies vorangestellt beantworte ich Ihre weiteren Fragen gerne und umfassend
wie folgt:
1. Die mündliche Anfrage der Abgeordneten Stefan Wenzel und Ursula Helmhold
ist korrekt und wahrheitsgemäß beantwortet worden. Die Antwort bezog sich
unter Ziffer 2. nach dem Wortlaut und Inhalt unmissverständlich auf
geschäftliche Beziehungen zu Herrn Egon Geerkens oder irgendeiner Firma, an
der Herr Geerkens als Gesellschafter beteiligt war. Darlehensgeberin war
jedoch Frau Edith Geerkens, die mit Herrn Egon Geerkens in Gütertrennung
lebt und das Darlehen aus ihrem Privatvermögen gegeben hat. Zwischen Herrn
Wulff uns Frau Edith Geerkens bestehen seit Jahrzehnten private,
freundschaftliche Beziehungen. Hintergrund für das zwischen Herrn Christian
Wulff und Frau Bettina Wulff einerseits sowie Frau Edith Geerkens
andererseits vereinbarte Privatdarlehen war die Situation an den
Kapitalmärkten im Jahre 2008. Der zwischen den Parteien vereinbarte
Zinssatz von 4 Prozent war eine wirtschaftliche Zwischenfinanzierung bis
zur Beruhigung an den Finanzmärkten. Für Frau Edith Geerkens wiederum war
diese Anlageform günstiger und verlässlicher als eine Anlage am
Kapitalmarkt.
2. Nein.
3. Durch Bundesbank-Scheck-Nummer 8338 bei der Sparkasse Osnabrück.
4. Das Darlehen von Frau Edith Geerkens aus ihrem Privatvermögen war von
Anfang an als Zwischenfinanzierung gedacht. Nach Beruhigung der Situation
am Banken-, Kapital- und Kreditmarkt mit historisch niedrigem Leitzins im
März 2010 war es sinnvoller, eine Bankfinanzierung mit niedrigerem Zinssatz
zu vereinbaren.
5. Die neue Darlehensgeberin BW-Bank hat durch unmittelbare Auszahlung an
Frau Edith Geerkens die dort bestehende Darlehensschuld getilgt.
6. Es hat zu keinem Zeitpunkt - also auch nicht vor dem Jahr 2000 -
geschäftliche Beziehungen zu den genannten Personen oder ihnen
zuzuordnenden Firmen gegeben. Die Beziehung zum Ehepaar Geerkens ist rein
freundschaftlicher Art. Herr Egon Geerkens ist für Christian Wulff seit
Jahrzehnten ein väterlicher Freund. Ausweislich der Antwort der
Landesregierung vom 28.02.2010 (Drucksache 16/2137) sind in den letzten 30
Jahren auch zwischen dem Land Niedersachsen und Herrn Geerkens keine
Fördertatbestände begründet worden.
7. Herr Egon Geerkens hat in der Amtszeit von Ministerpräsident Christian
Wulff an drei Auslandsreisen - zum Teil nur einige Tage -, einschließlich
zweier Nachfolgetreffen, teilgenommen. Die Eckdaten für diese
Delegationsreisen wurden - wie üblich - von der Industrie- und
Handelskammer Hannover ausgeschrieben. Grundsätzlich kann an solchen Reisen
jeder Unternehmer teilnehmen und in der Regel wird niemand zurückgewiesen.
Die anfallenden Kosten für die Reise und die IHK-Gebühren sind von Herrn
Egon Geerkens - wie auch von allen anderen Teilnehmern - selbst getragen
worden. An weiteren offiziellen Veranstaltungen von Herrn Ministerpräsident
Wulff haben weder Herr noch Frau Geerkens teilgenommen. Beide waren im Jahr
2011 Gäste des Sommerfestes des Bundespräsidenten im Park von Schloss
Bellevue. Hierzu waren insgesamt 5.700 Gäste eingeladen worden.
Mit besten Grüßen
P.S.: Ich konnte die Antworten nicht im Detail mit dem Bundespräsidenten
besprechen, habe sie aber nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet."
***
Bild: Wo genau hielt sich BILD-Chefredakteur Kai Diekmann am Montag, den
12.12.2011, auf, als der Bundespräsident ihm auf die Mailbox gesprochen
hat?
Kai Diekmann war in New York. Zum Zeitpunkt des Anrufs befand er sich auf
seinem Hotel-Zimmer.
Bild: Warum hat er den Anruf des Bundespräsidenten nicht entgegengenommen?
Zu diesem Zeitpunkt beriet er sich telefonisch mit seinen Kollegen in der
Redaktion, wie mit der geplanten Berichterstattung umgegangen wird, nachdem
das Bundespräsidialamt die zuvor gegebenen Antworten nicht freigegeben
hatte.
Bild: Was war der Grund für den Aufenthalt in New York?
Kai Diekmann besuchte die Verleihung der Leo-Baeck-Medaille an Anselm
Kiefer.
Bild: Kannte er die für den nächsten Tag geplante Veröffentlichung, war er
in die Abläufe involviert?
Selbstverständlich war der Chefredakteur zu jeder Zeit in das Thema
eingebunden. Es war ihm möglich, die Entstehung der Zeitung visuell auf dem
iPad zu verfolgen.
Auch im Vorfeld war er eingebunden, er wurde persönlich über den
Verschiebungswunsch am Sonntag, den 11.12.11, telefonisch informiert und
hat diesem Wunsch während des Fluges von München nach New York telefonisch
zugestimmt.
Bild: Trifft es zu, dass der Bundespräsident bei seinem Anruf auf der
Mailbox den BILD-Chefredakteur gebeten hat, sich mit den Bundespräsidialamt
in Verbindung zu setzen und Staatssekretär Hagebölling anzurufen?
Ja, das ist korrekt.
Bild: Wie hat Kai Diekmann reagiert?
Er hat noch am Abend des 12.12.2011 mit Staatssekretär Hagebölling
telefoniert und ihm ausführlich erläutert, warum es aus Sicht der
BILD-Redaktion keinen Grund für einen weiteren Aufschub der
Berichterstattung gibt. Zumal es zu diesem Zeitpunkt keinen Hinweis darauf
gab, wie ein erneuter Aufschub zu einem weiteren Erkenntniswert hätte
beitragen können.
Bild: Wann hat Kai Diekmann die Redaktion über den Anruf des
Bundespräsidenten und sein Gespräch mit Herrn Hagebölling informiert?
Kai Diekmann hat die Chefredaktion noch am selben Abend informiert. In den
Redaktionskonferenzen wurde der Anruf ab dem nächsten Tag, Dienstag, den
13.12.2011, diskutiert.
"Bild": Wie kam es zur Abschrift des Wortlautes des Anrufes auf der
Mailbox?
Der Chefredakteur hat die Voicemail-Nachricht nach Berlin übermittelt. Die
erste Abschrift der Nachricht hat noch am Abend des 12.12.2011 seine
Büroleitung erstellt.
Bild: Wem lag die Abschrift vor?
In den folgenden zweieinhalb Tagen lag diese Abschrift den Kollegen in den
Redaktionskonferenzen vor, sowie der Chefredaktion und zwei externen
Journalisten, die der Chefredakteur um ihre Einschätzung gebeten hatte. Es
ging dabei ausschließlich um das Einholen einer Meinung von nicht
persönlich betroffenen Journalisten.
Bild: In welchem Rahmen wurde über den Anruf diskutiert?
Im Rahmen der über den Tag verteilten Redaktionskonferenzen.
taz: In Ihrer Antwort vom 16.01. schreiben Sie "Der BILD-Chefredakteur hat
seinerzeit persönlich mit zwei externen Journalisten über den Anruf
gesprochen und ihnen in diesem Zusammenhang auch den Text zukommen lassen."
Was bedeutet "seinerzeit"? Zu welchem Zeitpunkt hat Kai Diekmann "zwei
externen Journalisten" den Text zukommen lassen? Können Sie ausschließen,
dass es sich bei besagten Journalisten um Kollegen der Süddeutschen Zeitung
und der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung handelte? Hat Kai Diekmann
besagten Journalisten den gesamten Inhalt der Mailbox-Nachricht
weitergeleitet oder nur Ausschnitte?
"Seinerzeit" bedeutet, nachdem der Anruf auf die Mailbox gesprochen wurde
und bevor sich der Bundespräsident entschuldigte und danach die Sache von
der Redaktion nicht weiterverfolgt wurde.
Natürlich können wir verstehen und respektieren, dass Sie als
Medienjournalist an einer möglichst detaillierten Darstellung der
Ereignisse interessiert sind. Ich muss Sie aber auch darum bitten zu
respektieren, dass wir grundsätzlich zu Inhalten von vertraulichen
Gesprächen, die wir mit Journalisten führen, keinem anderen Journalisten
Auskunft geben können - und das ganz unabhängig vom aktuellen Fall. Genau
das Gleiche würden Sie auch ganz selbstverständlich von uns erwarten, wenn
Sie im Zuge von Recherchen mit uns sprechen.
Wir überlassen es daher auch der taz-Chefredaktion, ob sie den Anruf der
taz-Chefredakteurin Ines Pohl am 5.1.2012, in dem sie sich persönlich bei
Herrn Diekmann gemeldet hat, um ausführlich über den Mailbox-Anruf zu
sprechen und die Mail vom 6.1.2012 vom privaten Mail-Account von Ines Pohl,
in dem sie um eine "Vorlesestunde" gebeten hat, zu veröffentlichen. Dieser
Entscheidung wollen wir nicht vorgreifen.
Bild: Gab es weitere Recherchefragen von BILD an den Bundespräsidenten, die
am Tag der ersten Berichterstattung, am Dienstag, den 13.12.2011, oder
danach gestellt wurden?
Ja. Es gab unter anderem am Dienstag, den 13. Dezember 2011, und am
Mittwoch, den 14. Dezember 2011, weitere Anfragen. "Bild": Was wurde am
Mittwoch, den 13.12.2011, gefragt?
Hier der Wortlaut der Anfrage vom Mittwoch, den 13.12.2011:
***
"Lieber Herr Glaeseker,
nach den Äußerungen von Herrn Geerkens gegenüber SPIEGEL.de ergeben sich
folgende Nachfragen, um deren Beantwortung wir freundlich bitten:
1. Trifft es zu, dass Frau Geerkens die 500.000 Euro zunächst von der
Schweiz aus auf das Osnabrücker Konto ihres Ehemannes überwies?
2. Trifft es zu, dass Herr Geerkens den Bundesbank-Scheck mit der Nummer
8338 für das Ehepaar Wulff ausstellte und unterschrieb?
3. Auf welches Konto wurden die Zinsen in Höhe von 1666 Euro monatlich vom
Ehepaar Wulff überwiesen? Wer ist der Kontoinhaber?
4. Auf welches Konto überwies die BW-Bank die 500.000 Euro zur Ablösung des
privaten Darlehens? Wer ist der Kontoinhaber?
5. Hat sich das Ehepaar Wulff versichert, dass es sich bei der
Darlehenssumme aus dem Privatvermögen von Frau Geerkens um versteuertes
Geld handelt?"
***
Bild: Welche Antworten erhielt BILD darauf?
Auf die Anfrage vom 13.12.2011 erhielten wir am 13. Dezember um 18.33 Uhr
folgende Antworten:
"Sehr geehrter Herr Heidemanns,
nachdem es uns gelungen ist, kurzzeitig telefonischen Kontakt zu Herrn
Glaeseker aufzunehmen, übermittle ich Ihnen im Auftrag von Herrn Glaeseker,
die soeben fernmündlich übermittelten Antworten.
Mit freundlichen Grüßen
P.Diroll i.A. O.Glaeseker
1. Trifft es zu, dass Frau Geerkens die 500.000 Euro zunächst von der
Schweiz aus auf das Osnabrücker Konto ihres Ehemannes überwies?
Nein, Frau Geerkens hat die Darlehenssumme von der Schweiz auf ihr eigenes
Konto bei der Sparkasse Osnabrück überwiesen.
2. Trifft es zu, dass Herr Geerkens den Bundesbank-Scheck mit der Nummer
8338 für das Ehepaar Wulff ausstellte und unterschrieb?
Nein, der Scheck mit der Nummer 8338 ist von der Bundesbank ausgestellt
worden.
3. Auf welches Konto wurden die Zinsen in Höhe von 1666 Euro monatlich vom
Ehepaar Wulff überwiesen? Wer ist der Kontoinhaber?
Die monatlichen Zinsen in Höhe von 1666,00 Euro sind auf das Konto von Frau
Edith Geerkens bei der Sparkasse Osnabrück überwiesen worden.
4. Auf welches Konto überwies die BW-Bank die 500.000 Euro zur Ablösung des
privaten Darlehens? Wer ist der Kontoinhaber?
Die Antwort wird nachgereicht.
5. Hat sich das Ehepaar Wulff versichert, dass es sich bei der
Darlehenssumme aus dem Privatvermögen von Frau Geerkens um versteuertes
Geld handelt? Dazu bestand keine Veranlassung."
***
Bild: Welche Fragen hat BILD am Mittwoch, den 14.12.2011, gestellt?
Folgende Fragen haben wir am Mittwoch, den 14.12.2011, gestellt:
***
"Lieber Herr Glaeseker,
vielen Dank für die Beantwortung der Fragen. Zu den noch offenen Punkten
bitte ich um Beantwortung folgender Fragen:
1. Wer unterschrieb den Bundesbank-Scheck 8338? Wer war Inhaber des Kontos?
2. Wie lautet die Bankverbindung des Kontos von Frau Geerkens, auf das die
Zinsen überwiesen wurden?
3. Ist Frau Geerkens alleinige Kontoinhaberin dieses Kontos?
4. Auf welches Konto überwies die BW-Bank die 500.000 Euro zur Ablösung des
Darlehens?
5. Wann geschah die Überweisung?
6. Wer waren die Kontoinhaber des Kontos, auf das die Summe überwiesen
wurde?
7. Warum ist das Darlehen der BW-Bank nicht im Grundbuch eingetragen?
8. Sind Sie bereit, mir erneut Einsicht in die Kontoauszüge zu geben?
9. Am 1. Oktober 2008 wurde der Kaufvertrag geschlossen, am 25. Oktober
2008 der Darlehensvertrag. Vom 2. bis 11 Oktober begleitete Herr Geerkens
den damaligen Ministerpräsidenten Wulff auf einerAuslandsreise. Wann und wo
wurden die Inhalte des Darlehensvertrags erörtert?
10. In welcher Funktion nahm Herr Geerkens an der Dienstreise nach Indien
und China teil?
***
Bild: … und welche Antworten hat BILD darauf erhalten?
Auf die Anfrage vom Mittwoch, den 14.12.2011, erhielt BILD am Mittwoch, den
14. Dezember, um 18.04 Uhr, folgende Antworten:
***
"Sehr geehrter Herr Heidemanns,
hier die von Ihnen erbetenen Antworten.
Besten Gruß,
Ihr
Olaf Glaeseker
Wer unterschrieb den Bundesbank-Scheck 8338? Wer war Inhaber des Kontos?
Derartige Schecks tragen keine Unterschrift. Edith Geerkens war Inhaberin
des Kontos.
Wie lautet die Bankverbindung des Kontos von Frau Geerkens, auf das die
Zinsen überwiesen wurden?
Es handelt sich um das Konto von Edith Geerkens bei der Sparkasse
Osnabrück.
Ist Frau Geerkens alleinige Kontoinhaberin dieses Kontos?
Ja.
Auf welches Konto überwies die BW-Bank die 500.000 Euro zur Ablösung des
Darlehens?
Ausweislich des Überweisungsträgers der BW-Bank war Edith Geerkens
Begünstigte der Überweisung.
Wann geschah die Überweisung?
Am 27. März 2010.
Wer waren die Kontoinhaber des Kontos, auf das die Summe überwiesen wurde?
Es war ein ,Oder-Konto' von Edith oder Egon Geerkens.
Warum ist das Darlehen der BW-Bank nicht im Grundbuch eingetragen?
Die BW-Bank hat sich den Grundschuldbrief über 500.000 Euro notariell
abtreten lassen mit der Ermächtigung, die Abtretung jederzeit im
Grundbucheintragen zu lassen. Damit ist die Bank bei der öffentlichen
Wahrnehmung der Kreditnehmer nicht schlechter gestellt als mit der
Eintragung.
Sind Sie bereit, mir erneut Einsicht in die Kontoauszüge zu geben?
Ja.
Am 1. Oktober 2008 wurde der Kaufvertrag geschlossen, am 25. Oktober 2008
der Darlehensvertrag. Vom 2. bis 11 Oktober begleitete Herr Geerkens den
damaligen Ministerpräsidenten Wulff auf einer Auslandsreise. Wann und wo
wurden die Inhalte des Darlehensvertrags erörtert?
Die Gespräche wurden vor Abschluss des Kaufvertrages geführt.
In welcher Funktion nahm Herr Geerkens an der Dienstreise nach Indien und
China teil?
Als Teilnehmer der Wirtschaftsdelegation auf eigene Rechnung.
Hat Christian Wulff als Ministerpräsident mit dem Privatkredit durch
Geerkens gegen den gemeinsamen Runderlass des Niedersächsischen
Innenministers, der Staatskanzlei und der übrigen Minister vom 1. September
2009 mit dem Titel ,Verbot der Annahme von Belohnungen und Geschenken'
verstoßen? Wie bewertet der Bundespräsident diese Angelegenheit?
Es bedurfte keiner Anzeige nach dem Ministergesetz. Herr Wulff hat weder
eine Belohnung noch ein Geschenk in Bezug auf sein Amt angenommen. Es
handelte sich eindeutig um einen privaten Darlehensvertrag, dessen
Konditionen zwischen beiden Seiten verhandelt worden waren und den Herr
Wulff gemeinsam mit Frau Wulff als Privatperson abgeschlossen hat. Mit der
Darlehensgeberin verbindet ihn ausschließlich eine enge, langjährige
Freundschaft und keinerlei geschäftliche oder berufliche Interessen.
Unter dem Punkt ,Grundsätzliches Annahmeverbot' heißt es: Aufgrund der
generellen Gefahr für den Anschein der Empfänglichkeit für private Vorteile
ist die Annahme folgender Leistungen grundsätzlich untersagt: Im Punkt D
,die Gewährung besonderer Vergünstigungen bei Privatgeschäften (z.B.
zinslose oder zinsgünstige Darlehen)' -hat der damalige Ministerpräsident
Wulff gegen diese Regel verstoßen?
Es handelte sich um ein Privatdarlehen. Der vereinbarte Zinssatz wurde den
Interessen beider Vertragspartner gerecht und entsprach den damals üblichen
Konditionen eines auf der Grundlage freundschaftlicher Beziehungen
vereinbarten Privatdarlehens. Die Darlehensgeberin erzielte eine
Zinsrendite deutlich über den damaligen Marktkonditionen."
***
"Bild": Sind die Fragen, die BILD vor und nach der Veröffentlichung der
ersten Berichterstattung gestellt hat auch in dem öffentlich gemachten
Konvolut von Christian Wulff enthalten?
Nein, diese Fragen und Antworten sind darin nicht enthalten. Die frühste
von Rechtsanwalt Lehr veröffentlichte E-Mail datiert vom 17. Dezember,
14.17 Uhr.
Bild: An dieser Stelle noch einmal zurück zur Mailbox-Nachricht des
Bundespräsidenten: Wann erfolgte der Entschuldigungsanruf des
Bundespräsidenten?
Der Entschuldigungsanruf erfolgte am Donnerstag, 15.12.2011, gegen 16.30
Uhr.
Bild: Was hat der Bundespräsident genau gesagt?
Er hat sich für Nachricht entschuldigt, die er bei Kai Diekmann
hinterlassen hat. Der Chefredakteur hat diese Entschuldigung angenommen.
Bild: Ist es richtig, dass der Entschuldigungsanruf des Bundespräsidenten
am Ende ausschlaggebend für die Entscheidung war, die Mailbox-Nachricht
nicht zu veröffentlichen?
Das ist richtig.
Bild: Wer hat die finale Entscheidung für die Nichtveröffentlichung der
Mailbox-Nachricht getroffen?
Der Chefredakteur.
Bild: Wie erklären Sie sich, dass entscheidende Zitate danach ihren Weg in
die Öffentlichkeit gefunden haben?
Wie der Journalist Stefan Aust in verschiedenen Interviews sehr treffend
ausführte, können Informationen, die in Redaktionskonferenzen besprochen
werden, nicht geheim gehalten werden. Redaktionen sind keine
"Geheimdienste". Aust beschreibt es so: "Ist die Zahnpasta erstmal aus der
Tube, kriegt man sie nicht wieder zurück." Dem können wir uns nur
anschließen. Und wenn eine Information erst einmal in Journalistenkreisen
bekannt ist, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich auch
weiterverbreitet. Es ging ja auch um den Versuch, die freie Presse
einschüchtern zu wollen.
taz: In Ihrer Antwort vom 16.01. schreiben Sie: "Gerade weil BILD direkt
betroffen war, hat sich die Redaktion in den Diskussionen die Entscheidung
nicht leicht gemacht und auch andere Meinungen extern eingeholt." Hat an
besagter Diskussion nur die Redaktion der "Bild" teilgenommen oder auch
Angehörige des Axel-Springer-Verlags, die nicht Teil der Bild-Redaktion
sind? Handelt es sich bei den hier erwähnten "externen Meinungen" um die
Meinungen der in 1.) erwähnten "zwei externen Journalisten"?
1. Es gibt bei BILD verschiedene Redaktionskonferenzen. An diesen
Konferenzen nehmen neben Redaktionsmitgliedern unter anderem auch die
Rechtsabteilung teil sowie ab und an auch Gäste. Allerdings ist mir nicht
bekannt, wer an den jeweiligen Tagen anwesend war.
2. Ja, das haben Sie richtig verstanden.
Bild: Hätten Sie den Anruf veröffentlicht, wenn sich der Bundespräsident
NICHT entschuldigt hätte?
Ja, sehr wahrscheinlich hätten wir ihn veröffentlicht.
Bild: Wusste der Bundespräsidenten von der Absicht, den Wortlaut des
Anrufes möglicherweise zu veröffentlichen? Hat er sich deshalb
entschuldigt?
Es ist uns nicht bekannt, was den Impuls für die Entschuldigung des
Bundespräsidenten nach zwei Tagen ausgelöst hat. Das müssten Sie ihn selber
fragen. Die Redaktion hat ihn jedenfalls bis zum Zeitpunkt seines
Entschuldigungsanrufes nicht über ihre Überlegungen informiert.
Bild: Wussten die Redaktion oder der Chefredakteur vorab von der
Veröffentlichung in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" am
01.01.2012?
Nein. Soweit es dem Chefredakteur bekannt ist, wusste niemand bei BILD
davon.
Bild: Hat die Redaktion oder der Chefredakteur mit dem Autoren der
Geschichte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", Eckhart (sic!)
Lohse, vorher gesprochen?
Nein.
Bild: Wie hat der Chefredakteur davon erfahren?
Durch eine E-Mail, die ihn über die Online-Veröffentlichung des Artikels
informierte - am Mittag des Samstags, 31.12.2011, in einem Potsdamer Café.
Bild: Wie kam die Geschichte zur "Süddeutschen Zeitung"?
Wahrscheinlich haben die Kollegen darüber in der Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung gelesen, wie sie es auch im Artikel schreiben.
Bild: Gab es bei Ihnen Anfragen von der "Süddeutschen Zeitung"?
Ja, es gab einen Anruf am Sonntag, den 01.01.2012, bei der Pressestelle.
Allerdings haben wir zu diesem Zeitpunkt zu der Geschichte keinen
offiziellen Kommentar abgegeben. Allerdings gab es auch keinen Grund, die
Tatsache des Anrufs und die zutreffenden Fakten, die die Frankfurter
Allgemeine Sonntagszeitung veröffentlicht hatte, zu bestreiten.
taz: Haben Sie oder andere Inhaber der Mailbox-Abschrift zwischen dem 1.
und dem 5. Januar 2012 aktiv oder auf Anfrage Passagen der
Mailbox-Nachricht weiterverbreitet? An wen?
Selbstverständlich gab es nach Bekanntwerden des Anrufs zahlreiche Anfragen
von Journalisten zum vollständigen Inhalt der Nachricht. In Gesprächen
wurden einige der bereits bekannten Passagen erläutert. Eine Abschrift der
Nachricht wurde von der Pressestelle an keine Zeitung oder Zeitschrift
geschickt.
Bild: Wie viele Interviewanfragen zum Anruf des Bundespräsidenten hat der
Chefredakteur der BILD-Zeitung abgelehnt?
Wir haben die Anfragen nicht gezählt, aber es waren mehr als 30
Interviewwünsche, die an uns herangetragen wurden. Der Chefredakteur hat
kein einziges Interview gegeben.
Bild: Der Spiegel-Online-Reporter Stephan (sic!) Niggemeier (Stefan
Niggemeier ist Spiegel-Autor, d. Red.) hat Sie um Details zur Anfrage der
"Süddeutschen Zeitung" vom Sonntag, den 01.01.2012 gebeten. Haben Sie ihm
Informationen dazu gegeben?
Nein, wir geben zu vertraulichen Gesprächen mit Journalisten grundsätzlich
keine Auskunft.
Bild: Hat Herr Niggemeier im Gegengeschäft angeboten, dass Sie ab sofort
über Rechercheanrufe von "Spiegel"-Journalisten auch mit anderen
Journalisten sprechen können?
Bisher nicht, das wäre aber eine gute Idee.
Bild: Hat ein Bundespräsident Anspruch auf vertraulichen Umgang mit
Mitteilungen, die er auf der Mailbox eines Chefredakteurs hinterlässt?
Ja, sofern er darin nicht versucht, die Berichterstattung mittels Drohungen
zu beeinflussen bzw. zu unterdrücken.
Bild: Hat der BILD-Chefredakteur oder haben andere
Chefredaktions-Mitglieder in diesem Jahr Weihnachtsgrüße vom
Bundespräsidenten erhalten?
Ja, Kai Diekmann und andere Redaktionsmitglieder haben auch in diesem Jahr
persönliche Weihnachtsgrüße von Christian Wulff erhalten.
Bild: Hat der Bundespräsident Kai Diekmann Genesungswünsche nach der
Knie-OP geschickt?
Leider nicht. Ich vermute, er hat im Moment andere Themen.
Bild: Warum schicken Sie immer Nikolaus Blome in TV-Talkshows und nie den
Chefredakteur selbst?
Weil Nikolaus Blome einfach besser aussieht.
25 Jan 2012
## LINKS
[1] /taz-Mail-an-Bild/!85555/
[2] /Diekmann-an-taz/!85638/
## AUTOREN
Felix Dachsel
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