# taz.de -- Anspruch auf Arbeitslosengeld I: Ein Herz für Künstlerinnen | |
> SPD und Grüne wollen es Menschen erleichtern, Arbeitslosengeld I zu | |
> beantragen. Auch die Union will ein klein bisschen mitmachen. Besonders | |
> Künstler sollen profitieren. | |
Bild: Mehr Leute dürfen künftig den Stempel bekommen: Arbeitslosengeld I. | |
BERLIN taz | Im Streit um die Anspruchsvoraussetzungen für das | |
Arbeitslosengeld I will sich jetzt auch die Union ein bisschen bewegen. | |
Besonders KünstlerInnen sollen von einer kleinen Nachbesserung profitieren. | |
In der Sonderregelung für kurzfristig Beschäftigte sollen künftig auch | |
unstetig Erwerbstätige, die wechselnde Anstellungen von bis zu zehn Wochen | |
hatten, einen Anspruch auf Arbeitslosengeld I bekommen. Voraussetzung dabei | |
ist, dass sich die Engagements innerhalb von zwei Jahren zu insgesamt sechs | |
Monaten Beitragszeit in der Arbeitslosenversicherung addieren. Dies sagte | |
der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Soziales im | |
Bundestag, Max Straubinger (CSU), der taz. Bisher durften die | |
Kurzanstellungen der KünstlerInnen jeweils nicht länger als sechs Wochen | |
dauern. Die Neuregelung, so Straubinger, solle ab Sommer diesen Jahres | |
eingeführt werden. | |
Die Fraktionen von SPD und Grüne haben bereits Anträge vorgelegt, um die | |
Voraussetzungen für den Bezug von Arbeitslosengeld I zu erleichtern. Bisher | |
muss man in den letzten zwei Jahren vor der Arbeitslosmeldung mindestens | |
zwölf Monate lang sozialversicherungspflichtig gearbeitet haben, um einen | |
Anspruch auf Arbeitslosengeld I zu erlangen. Dabei können auch mehrere | |
kürzere Beschäftigungen zusammengezählt werden. | |
Nach dem Antrag der SPD soll es künftig möglich sein, innerhalb einer | |
Rahmenfrist von drei statt bisher zwei Jahren die zwölf Monate | |
Beschäftigungszeit zu sammeln, um einen Anspruch auf Arbeitslosengeld I zu | |
erlangen. Pikanterweise war diese Rahmenfrist zu Zeiten der rot-grünen | |
Regierung von drei auf zwei Jahre verkürzt worden. | |
Die Grünen wollen die Rahmenfrist von zwei Jahren erhalten. Jedoch sollen | |
nach ihrem Antrag schon Erwerbslose, die während der zwei Jahre vor der | |
Arbeitslosmeldung nur Beschäftigungszeiten von mindestens vier Monaten | |
zusammenbringen, einen Anspruch auf zwei Monate Arbeitslosengeld I | |
erlangen. | |
Viele unstetig Beschäftigte, darunter auch Künstler oder Wissenschaftler, | |
bekämen bisher die Beschäftigungszeiten für das Arbeitslosengeld I nicht | |
zusammen, erklärte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen, | |
Brigitte Pothmer. Nach dem SPD-Antrag sollen bereits drei Monate | |
Leistungsbezug möglich sein, wenn man insgesamt sechs Monate eingezahlt | |
hat. | |
Laut Statistiken aus der Bundesagentur für Arbeit bekommt von den | |
Neuzugängen in die Arbeitslosigkeit jeder Vierte heute nicht mehr das | |
lohnabhängige Arbeitslosengeld I, sondern das bedarfsorientierte Hartz IV | |
(Arbeitslosengeld II). Hierbei wird das Einkommen des Partners mit | |
angerechnet. | |
6 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
## TAGS | |
Hartz IV | |
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