# taz.de -- Israel vs. Palästinenser: Eskalation in Gaza | |
> Nach Luftangriffen und der Tötung von zwei Palästinensern wurden über 100 | |
> Raketen auf Israel abgeschossen. Schulen in Süd-Israel bleiben | |
> geschlossen. | |
Bild: Der zwölfjährige Ayoub Assaleya, Opfer der Luftangriffe, wird in Nordga… | |
JERUSALEM taz | Die schwersten Gewaltakte zwischen Israel und militanten | |
Palästinensern im Gazastreifen seit drei Jahren haben am Wochenende 17 Tote | |
gefordert. Bei den meisten Opfern handelt es sich um Kämpfer des | |
Islamischen Dschihad. Am Sonntag früh wurde außerdem ein zwölfjähriger | |
Junge getötet. In Israel blieben infolge des massiven Raketenbeschusses die | |
Schulen im gesamten Süden geschlossen. | |
Auslöser der neuen Gewaltakte war ein gezielter Luftangriff auf Suheir | |
al-Kaissi, den Generalsekretär des palästinensischen | |
Volkswiderstandskomitees, und seinen Helfer Mahmud Hanani. Die Exekution | |
der beiden Männer ereignete sich bereits am Freitag. | |
Al-Kaissi gehörte zu den Drahtziehern eines Anschlags in Eilat, bei dem im | |
vergangenen Sommer acht Menschen starben. Er war, so begründete | |
Regierungschef Benjamin Netanjahu, „mitten in der Planung eines weiteren | |
Terroranschlags an unserer südlichen Grenze mit Ägypten“. | |
Der Islamische Dschihad reagierte auf die Hinrichtungen mit dem Abschuss | |
von über hundert Raketen auf Israel. Es sei klar gewesen, so Netanjahu, | |
dass „dies zu einer neuen Runde mit dem Volkswiderstandskomitee, dem | |
Islamischen Dschihad oder anderen Gruppen führen werde“. Die israelische | |
Luftwaffe griff Waffenproduktionsstätten und Kommandozentralen an. | |
## Die schlimmste Eskalation seit drei Jahren | |
Von einer „Generalprobe für den Krieg gegen Iran“ sprach der israelische | |
Friedensblock Gusch Schalom, der die die Gewalteskalation verurteilte. | |
Demgegenüber bejubelte die Zeitung Maariw die Initiative und die | |
„Genauigkeit“ der militärischen Operation. Der Kommentator bedauerte | |
lediglich, dass die Hamas während des Krieges vor drei Jahren nicht | |
vollständig zerschlagen worden sei. | |
Die Eskalation ist die schlimmste seit 2008/2009. Monatelang war es im | |
Umfeld des Gazastreifens ruhig geblieben. Die Hamas, die seit 2007 dort | |
regiert, signalisierte nicht nur eine grundsätzliche Abkehr vom gewaltsamen | |
Widerstand, sondern hält sich schon geraume Zeit daran. | |
Es sei im Sinne des Volkes, schnell wieder Ruhe einkehren zu lassen, meinte | |
Mohammed Awad, Hamas-Außenminister in Gaza. Er stehe deshalb in engem | |
Kontakt zu UN-Vertretern in der Region sowie zur ägyptischen und zur | |
türkischen Führung. Die Hamas schießt selbst keine Raketen ab, doch sie | |
unternimmt auch nichts, um dem Beschuss Einhalt zu gebieten. „Wir wollen | |
wirklich, dass die israelische Aggression im Gazastreifen aufhört“, | |
kommentierte Hamas-Sprecher Taher Nunu. Die Hamas sei zu einem | |
gegenseitigen Waffenstillstand bereit. | |
## Arabische Liga nennt Angriffe „Massaker" | |
Hauptvermittler ist Ägypten, das Israel für die Eskalation verantwortlich | |
macht. Der Führungswechsel in Kairo begrenzt Israels | |
Operationsmöglichkeiten. Ein Eindringen von Bodentruppen in den | |
Gazastreifen würde die Beziehungen zusätzlich belasten. Wer weiß, wie lange | |
Bevölkerung und Führung im Nachbarland tatenlos zusehen würden, sollte sich | |
das Blutvergießen der Offensive „Gegossenes Blei“ wiederholen. | |
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas appellierte an die ägyptische Führung | |
und an das Nahostquartett (UN, EU, USA und Russland), die militärischen | |
Aktionen Israels im Gazastreifen zu beenden. Die Arabische Liga bezeichnete | |
die Luftangriffe als „Massaker“. In den USA konzentrierten sich die | |
Stellungnahmen auf eine Verurteilung der Raketenangriffe aus dem | |
Gazastreifen. Die UNO und die EU zeigten sich lediglich beunruhigt über die | |
Lage. | |
11 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Syrien | |
Schwerpunkt Iran | |
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