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# taz.de -- UN-Bericht verurteilt Mannings Haft: „Grausam und unmenschlich“
> Die UN kritisiert die von den US-Behörden verhängte Isolationshaft gegen
> Whistleblower Bradley Manning. Die Justiz wolle Manning damit zwingen,
> gegen Assange auszusagen.
Bild: Bradley Manning wird nach einer Anhörung abgeführt.
WASHINGTON taz | Anpfiff für die US-Behörden: Ihre Behandlung des
Whistleblowers Bradley Manning wurde jetzt von einem
UN-Sonderberichtertstatter als völlig unangemessen verurteilt. Der
Beauftragte für Folter, Juan Mendez, wirft der US-Justiz vor, Manning über
Monate „grausam, unmenschlich und entwürdigend“ behandelt zu haben.
Demnach haben sich die USA gegenüber dem Ex-Soldaten womöglich sogar der
Folter schuldig gemacht. Kritikpunkt des UNO-Beauftragten für Folter ist
vor allem die 11-monatige Isolationshaft, die dem 24-jährigen mutmaßlichen
Wikileaks-Maulwurf zugemutet wurde.
„Er war noch keines Verbrechens überführt“, sagte der Argentinier am Mont…
dem US-Sender MSNBC. „Ihn über lange Zeit in Einzelhaft zu stecken, weil er
für schuldig befunden werden könnte, scheint mir eine Verletzung seiner
Unschuldsvermutung zu sein wie auch seines Rechts darauf, nicht grausam
oder unmenschlich behandelt zu werden.“
Fast das ganze erste Jahr seiner Haft verbrachte Manning im Armeegefängnis
Quantico in Virginia jeden Tag mit Ausnahme einer Stunde allein in seiner
Zelle. Zeugen hatten berichtet, Manning habe nicht einmal Sportübungen
machen dürfen.
Er sei ständig beobachtet worden, und habe er doch Übungen gemacht, sei er
umgehend aufgefordert worden, aufzuhören. Dem Häftling seien selbst
Kopfkissen oder Bettlaken verwehrt worden. Täglich sei für etwa 15 Minuten
ein Fernseher vor seine Zelle geschoben worden.
## Nackt strammstehen
Manning hatte sich über Schikanen beklagt. Unter anderem sei er gezwungen
worden, sich jeden Abend komplett nackt auszuziehen, um vor
Gefängniswärtern strammzustehen. Auch Amnesty International hatte gegen die
Haftbedingungen protestiert. Das Verteidigungsministerium hatte die
Vorwürfe zurückgewiesen, den Gefangegenen jedoch in eine andere Haftanstalt
nach Kansas verlegt.
Ob derartige Haftbedingungen auch als Folter gewertet werden könnten, hänge
davon ab, als wie groß sich der Effekt dieser Maßnahmen auf Mannings
körperliche und geistige Gesundheit erweist, so Mendez.
Nach Abschluss einer 14-Monate-andauernden Untersuchung kritisiert der
UNO-Beauftragte, dass er trotz mehrfacher Anfragen kein einziges
vertrauliches Gespräch mit dem Angeklagten habe führen dürfen.
## Justiz will einen Belastungszeugen
Mendez beschuldigt die US-Justiz, sie habe durch die Manning zugemuteten
harten Haftbedingungen versucht, ihn als Belastungszeugen gegen
Wikileaks-Gründer Julian Assange zu ködern. Das geht aus einem angehängten
Briefwechsel des Sonderberichterstatters mit den Behörden hervor.
In einer ersten Anhörung im Dezember hatten die US-Behörden versucht,
Manning nachzuweisen, dass er mit Assange beim Kopieren der Geheimdokumente
aus dem Geheim-Netzwerk SIPRNET kooperiert und sich so der „Unterstützung
des Feindes“ schuldig gemacht habe.
Manning ist angeklagt, während seines Einsatzes als Analyst der US-Armee im
Irak Hunderttausende vertrauliche Papiere an Wikileaks weitergegeben zu
haben.
13 Mar 2012
## AUTOREN
Antje Passenheim
## TAGS
Bradley Manning
Wikileaks
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