# taz.de -- Abstimmung über Fiskalpakt: Opposition spielt auf Zeit | |
> SPD und Grüne fordern eine spätere Abstimmung, um doch noch die | |
> Finanztransaktionsteuer ins Paket zu verhandeln. Doch ihre Chancen | |
> sinken. | |
Bild: Hält den von Merkel und ihrer Regierung vorgelegten Zeitplan für den Fi… | |
BERLIN taz | SPD und Grüne drängen darauf, die Abstimmung über den | |
Fiskalpakt zu verschieben. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sagte | |
am Dienstag nach einem Treffen der FraktionschefInnen mit Finanzminister | |
Wolfgang Schäuble (CDU), der von der Regierung vorgelegte Zeitplan sei zu | |
anspruchsvoll, um die offenen Fragen zu klären. Auch die | |
Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast sagte: „Andere EU-Staaten | |
ratifizieren den Fiskalpakt auch erst Ende des Jahres.“ Es gebe keinen | |
Grund, sich unter Druck zu setzen. | |
Die Koalition würde gerne den Fiskalpakt und den dauerhaften | |
Eurorettungsschirm ESM Anfang Juni zusammen vom Parlament beschließen | |
lassen. Künast sagte dazu: „Für uns sind beide Verfahren nicht zwingend | |
miteinander verbunden.“ Steinmeier brachte eine Verschiebung von einigen | |
Wochen ins Gespräch. | |
Dahinter steckt ein gemeinsames Anliegen. Der Fiskalpakt, der harte | |
Sparauflagen für alle Staaten beinhaltet, muss vom Bundestag mit einer | |
Zweidrittelmehrheit beschlossen werden. SPD und Grüne fordern für ihre | |
Zustimmung, dass der Pakt auch Wachstumsprogramme für verschuldete Länder | |
enthält. Vor allem aber wollen sie die Koalition zwingen, sich zu einer | |
Finanztransaktionsteuer für die Eurostaaten zu bekennen. | |
Dagegen sperrt sich jedoch nicht nur die FDP. Auch Schäuble hatte sich | |
Anfang der Woche von der Finanztransaktionsteuer innerhalb der Eurozone | |
verabschiedet. Sein Fazit: „Das kriegen wir nicht hin.“ Neben den Briten | |
hatten zuletzt auch Euroländer wie Luxemburg und Irland Bedenken | |
angemeldet. Schäuble will sich jetzt für eine Alternative starkmachen. Und | |
etwa möglichst viele Länder für eine Börsensteuer gewinnen. Eine solche | |
beträfe jedoch weniger Akteure und Produkte als eine | |
Finanztransaktionsteuer – sie lässt zum Beispiel Derivate außen vor. | |
Unterdessen forderte die OECD eine Aufstockung des ESM. Die Eurozone müsse | |
sich mit 1 Billion Euro gegen die Schuldenkrise wappnen, sagte | |
Generalsekretärin Angel Gurría in Brüssel. Anleger dürften keinerlei | |
Zweifel an dem Willen der Euroländer hegen, die Währungsunion zu | |
verteidigen. Der ab Sommer geplante ESM soll Kredite von 500 Milliarden | |
Euro bereithalten. Die Regierung ist nach langem Widerstreben bereit, den | |
neuen Rettungsschirm ESM teilweise mit dem bisherigen EFSF parallel laufen | |
zu lassen. Dann stünden gut 700 Milliarden Euro zur Verfügung. | |
27 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
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