# taz.de -- Einladung zu Gesprächen über EU-Fiskalpakt: Merkel will SPD und G… | |
> Um eine Zustimmung zum EU-Fiskalpakt zu erreichen, scheint die Union | |
> bereit zu sein, auf einige Forderungen der SPD einzugehen. Etwa eine | |
> Beteiligung der Finanzmärkte an den Kosten der Krise. | |
Bild: Europa hat's entschieden, nun muss der Fiskalpakt noch in nationales Rech… | |
BERLIN afp | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und andere führende | |
CDU-Politiker sind offenbar bereit, SPD und Grünen für eine Zustimmung zum | |
Fiskalpakt entgegenzukommen. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) wolle | |
seine Kollegen von FDP, SPD und Grünen möglicherweise schon in der | |
kommenden Woche zu einem Treffen einladen und Einigungschancen ausloten, | |
berichtete die Süddeutsche Zeitung am Samstag unter Berufung auf politische | |
Kreise. | |
Dem Bericht zufolge zeigt sich die Union offen für einige Forderungen der | |
SPD. So könne über eine Beteiligung der Finanzmärkte an den Kosten der | |
Euro-Krise geredet werden. Allerdings komme es nach Ansicht der Union nicht | |
in Frage, Transaktionssteuern nur in ganz wenigen EU-Staaten oder womöglich | |
nur in Deutschland einzuführen. Gegen die Finanztransaktionsteuer, die alle | |
Finanzmarktgeschäfte umfassen würde, sperren sich in der EU vor allem | |
Großbritannien und Schweden. Aber auch innerhalb der Euro-Gruppe gibt es | |
Bedenken. | |
Ein mögliches Zugeständnis der Union könnten dem Bericht zufolge | |
Wachstumsprogramme für notleidende EU-Staaten Südeuropas und Projekte gegen | |
die dort hohe Jugendarbeitslosigkeit sein, wobei diese Programme aber aus | |
EU-Mitteln finanziert werden müssten. Undenkbar sei für die Union ein groß | |
angelegtes Konjunkturprogramm aus deutschen Steuermitteln. | |
Der frühere Finanzminister Peer Steinbrück (SDP) sagte der in Düsseldorf | |
erscheinenden Rheinischen Post (Samstagsausgabe), seine Partei wolle in den | |
Verhandlungen mit der Bundesregierung eine generelle finanzielle | |
Beteiligung des Finanzsektors einfordern. Den Begriff | |
Finanzmarkttransaktionssteuer nannte Steinbrück nicht, stattdessen forderte | |
er eine Umsatzsteuer auf Finanzgeschäfte und ein Wachstumspaket für die | |
südeuropäischen Krisenländer. Die Umsatzsteuer könne der Finanzierung von | |
„Wachstumsimpulsen“ dienen, sagte Steinbrück. | |
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte dem SWR, die | |
Finanztransaktionssteuer sei in Europa nicht durchzusetzen. Stattdessen | |
wolle er sich jetzt für eine „möglichst gleichwertige Alternative“ | |
einsetzen. Dies sei „eine erweiterte Börsensteuer – und die möglichst auf | |
einer breiten Ebene“. | |
## „Doppeltes Spiel“ | |
Schäuble warnte SPD und Grüne davor, dem europäischen Fiskalpakt nicht | |
zuzustimmen. Eine Ablehnung wäre „so unverantwortlich, dass sich die SPD | |
und die Grünen das gar nicht werden leisten können“, sagte Schäuble. Zudem | |
wisse auch die Opposition, dass die Finanztransaktionssteuer nicht | |
durchsetzbar sei. | |
In der am Mittwoch vom Kabinett beschlossenen Finanzplanung der | |
Bundesregierung ist die Finanztransaktionsteuer bislang weiterhin | |
enthalten, wenn auch erst ab 2014. Ab diesem Jahr hat Schäuble jährliche | |
Einnahmen von zwei Milliarden Euro daraus eingeplant. Grünen-Parteichef Cem | |
Özdemir warf dem Minister deshalb ein „doppeltes Spiel“ vor. Einerseits | |
rücke Schäuble öffentlich von der Finanztransaktionssteuer ab, andererseits | |
plane er ihre Einnahmen ein. | |
Der Fiskalpakt war Anfang März von 25 der 27 EU-Staaten unterzeichnet | |
worden und muss nun in nationales Recht umgesetzt werden. Der Vertrag sieht | |
Schuldenbremsen und Sanktionen für Defizitsünder vor und soll für eine | |
solide Haushaltspolitik in der EU sorgen. Bundestag und Bundesrat müssen | |
mit einer Zweidrittelmehrheit zustimmen, weshalb die Koalition auf die | |
Opposition angewiesen ist. | |
25 Mar 2012 | |
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