# taz.de -- Kommentar DFB und Menschenrechte: Haltung zeigen mit stumpfen Waffen | |
> Der DFB stehe für Menschenrechte und Meinungsfreiheit, sagt | |
> Verbandspräsident Niersbach. Das ist ein Wort! Kann das sein? Der Sport | |
> zeigt Haltung? | |
Hört, hört! Ein deutscher Sportverband macht in Politik. „Der DFB steht ein | |
für die Einhaltung der Menschenrechte, die Unabhängigkeit der Justiz und | |
die Meinungs- und Pressefreiheit“, hat der Präsident des Deutschen | |
Fußball-Bundes Wolfgang Niersbach gesagt. | |
Das ist ein Wort! Kann das sein? Der Sport zeigt Haltung? Können wir jetzt | |
öfter mit Einlassungen des DFB rechnen, wenn Spiele oder Turniere anstehen, | |
die in Ländern stattfinden, in denen Grundrechte mit Füßen getreten werden? | |
Die klare Haltung des DFB vor der Europameisterschaft in der Ukraine– das | |
Einfordern humanitärer Standards im Gastgeberland– ist nicht in der | |
Frankfurter DFB-Zentrale entwickelt worden. Der DFB folgt der | |
Bundesregierung in ihrem Engagement für die inhaftierte frühere ukrainische | |
Ministerpräsidentin Julia Timoschenko. Der Fußball ist damit, so wie er es | |
immer war, äußerst staatstragend. | |
Im Fall Timoschenko hat sich die Bundesregierung die Unterstützung des | |
Fußballs eingeholt, um den politischen Druck, den sie auf die ukrainische | |
Regierung ausübt, zu verstärken. Das ist gut, wenn dabei mehr herauskommt | |
als das Klopfen auf die eigenen Schultern, sollte Julia Timoschenko | |
tatsächlich zur medizinischen Behandlung nach Deutschland reisen dürfen. | |
Aber gesagt ist gesagt. Der DFB wird sich an seinen Worten messen lassen | |
müssen. Seit dieser Woche befindet er sich im Kampf für Gerechtigkeit und | |
Humanität in der Welt. | |
Doch der Verband hält seine Waffen für stumpf. Bei der Europäischen | |
Fußball-Union, dem EM-Veranstalter, könne man nichts ausrichten, heißt es | |
aus Frankfurt. Es wird nicht einmal versucht, die Uefa zu einer Haltung zu | |
bewegen. Eine schwache Leistung der neuen deutschen Gutkicker. | |
26 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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