| # taz.de -- Deutscher Filmpreis Lola: Wo der Glamour zur Schule ging | |
| > Ohne die Ernst-Busch-Schule für Schauspielkunst sähe es trostlos aus auf | |
| > der Filmpreisverleihung. Acht der zwölf Nominierten kommen von dort. | |
| Bild: Auch in diesem Jahr findet die Preisverleihung im Berliner Friedrichstadt… | |
| Am Freitagabend wird im Berliner Friedrichstadtpalast vor 1.800 Gästen der | |
| Deutsche Filmpreis verliehen, die Lola. Da freut sich die Stadt. Nicht | |
| wenige ihrer Honoratioren werden mit geschwollener Brust über den roten | |
| Teppich schreiten. Ja, so macht das Regieren Spaß. | |
| Sonst ist man ja eher mit lästigen Fragen befasst. Wie zum Beispiel der | |
| nach einem zentralen Neubau für eine bisher räumlich sehr zersplitterte | |
| Theaterhochschule, für die man jetzt lieber kein Geld ausgeben will. Obwohl | |
| es seit 2005 einen Haushaltsposten dafür gab, ein Architekturentwurf | |
| vorliegt und ein Standort erworben wurde, macht die Fraktion des | |
| Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit jetzt gerade einen Rückzieher. | |
| Wenn es jedoch diese Schule, genauer gesagt die Berliner Hochschule für | |
| Schauspielkunst „Ernst Busch“ nicht geben würde, dann säßen die Berliner | |
| Provinzpolitiker jetzt hier nicht so stolz zwischen all den Stars. Allein | |
| von den zwölf Nominierten für die Darstellerpreise sind acht Absolventen | |
| dieser berühmten Schule. | |
| Nina Hoss zum Beispiel („Barbara“) oder Sandra Hüller („Über uns das Al… | |
| – die schon bei der diesjährigen Berlinale Preise abräumten und zum Stolz | |
| des deutschen Kinos gehören. Oder Milan Peschel („Halt auf freier Strecke“) | |
| und Ronald Zehrfeld („Barbara“), der auch in Dominik Grafs exzeptioneller | |
| Mafia-Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ ziemlich beeindruckt hat. Dann | |
| wäre da noch Dagmar Manzel („Die Unsichtbare“), ohne die kaum eine | |
| anspruchsvolle Fernsehverfilmung denkbar ist. Nicht zu vergessen Fritzi | |
| Haberlandt („Fenster zum Sommer“), Steffi Kühnert und Herrmann Beyer. | |
| ## Die Riege der „Tatort“-Kommissaren | |
| Darüber hinaus hat die Busch-Schule eine ganze Riege von | |
| „Tatort“-Kommissaren hervorgebracht. Boris Aljinovic und Simone Thomalla | |
| haben hier studiert. Devid Striesow – demnächst in Saarbrücken als | |
| „Tatort“-Kommissar unterwegs – war hier. Nicht zu vergessen Jan Josef | |
| Liefers, der als versnobter Pathologe Professor Börne dem prolligen Axel | |
| Prahl in Münster zur Hand (und auf die Nerven) geht. Alles | |
| Busch-Absolventen. | |
| Die Liste ließe sich noch beliebig verlängern, auch um Theaterregisseure | |
| und Intendanten wie Armin Petras und Thomas Ostermeier. Dies alles jedoch | |
| scheint die Berliner Politik wenig zu interessieren. Weiß sie es überhaupt? | |
| Hier sei es ihnen also mal freundlich hinters Ohr geschrieben. Damit sie | |
| mal in sich gehen können, wenn heute Abend die Filmpreise vergeben werden. | |
| „Ich hoffe“, sagt Kai Schlegel, Kanzler der Schule, „dass dort die | |
| Absolventen ins Mikrofon brüllen werden, dass sie auf der Busch waren!“ | |
| 27 Apr 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Esther Slevogt | |
| ## TAGS | |
| Schauspiel | |
| Edgar Reitz | |
| Deutscher Filmpreis | |
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