Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neues Haus für Ernst Busch: Die Holzkiste für Schauspielkunst
> Nach langem Hin und Her mit Studentenprotesten wird kommenden Freitag das
> neue Haus der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch feierlich
> eröffnet.
Bild: Das neue Haus in Mitte
Die überdimensionale Holzkiste in der Zinnowitzer Straße mutet fremdartig
an, wie zwischen die Häuser hineingelegt, neben noblen Hotels und teuren
Büros, mitten in Berlin-Mitte. Der holzverkleidete Bühnenturm, in dem die
beiden Studiobühnen übereinanderliegen, ist das auffälligste Merkmal des
neuen Zentralcampus der Ernst Busch. Ein voluminöser Bau, der eine
Geschichte intensiver Debatten hinter sich hat und am Ende viel teurer
wurde als geplant. Aber: Jetzt ist er da und könnte kaum besser sein.
Holger Zebu Kluth, ein schlanker, gut gekleideter Mann mit Vollbart und
modischer Brille, ist seit 2017 Rektor der Hochschule. Ein neues
Hochschulgebäude zu eröffnen sei zwar in der Tat ein „Lifetime Goal“,
dennoch bleibt er bescheiden. „Als Rektor entscheidet man ja gar nicht so
viel. Man regt vielmehr an und versucht, Freiräume für die Studierenden zu
schaffen.“
Das dürfte mit dem neuen Standort gelungen sein. Erstmals beherbergt das
Gebäude alle vier Studiengänge der Hochschule: Schauspiel, Regie,
Zeitgenössische Puppenspielkunst und Choreografie. Die Zusammenarbeit und
Vernetzung zwischen den Bereichen sei jetzt viel einfacher.
Lange war es nicht für möglich gehalten worden, dass die Hochschule das
Gebäude überhaupt je beziehen wird. Alles begann mit vier mehr oder weniger
maroden Standorten quer über die Stadt verteilt. Man kam zu dem Entschluss,
es sei günstiger, die vier Studiengänge in ein gemeinsames Gebäude zu
verlegen als alle vier einzeln zu sanieren.
## Projekt drohte zu platzen
Nach langer Suche und kostspieliger Planungsänderung wurde man 2009 in der
Zinnowitzer Straße fündig. Die alten Opernwerkstätten, ein Objekt in dem
damals riesige Bühnenkulissen gebaut wurden, sollten als neuer Campus
dienen. Doch dann geht ein Rohbauunternehmen pleite, die Baustelle kommt
zum Stillstand, die Kosten steigen. Außerdem sei laut Senat der Zustand des
Gebäudes falsch eingeschätzt worden, der Baugrund schwierig – solche Dinge.
Nach dem Kostenanstieg droht der Senat im Jahr 2012 plötzlich damit, das
Bauprojekt platzen zu lassen. Der Anstieg von zunächst geplanten 33,8
Millionen Euro auf 38,6 Millionen Euro sei mit dem Haushalt nicht zu
machen. Nach jahrelanger Verschleppung und Fehlplanung eine degenerierte
Trotzreaktion, bei der die Studierenden die Leidtragenden gewesen wären.
Es folgte eine Protestaktion, die bundesweit für Aufsehen sorgte.
Unterstützt von zahlreichen prominenten Künstler*innen besetzten die
Studierenden ihr zukünftiges Gebäude. Der Senat ruderte schließlich zurück
und schrieb das Bauvorhaben neu aus. Seit September dieses Jahres steht das
Gebäude nun und wird als Hochschule bereits genutzt. Mit 44 Millionen Euro
ist es nochmal teurer geworden als geplant.
Im offenen Eingangsbereich wirkt das Innere des Gebäudes mit seinen freien
Betonflächen und der sparsamen Holzverkleidung auf den ersten Blick wie
eine Mischung aus Berghain und Start-up. Der unfertige Stil ist
beabsichtigt. „Ruppige industrielle Architektur“, nennt das Manfred Ortner,
einer der leitenden Architekten.
## Keine „feine Hochschule“
Dass die Hochschule nun im geschniegelten Mitte ein zu teures Gebäude
bezieht, stört Kluth, den Rektor der Hochschule, nicht. „Die Ernst Busch
trägt für die hohen Baukosten keine Schuld. Am Gebäude selbst ist nichts
teuer, wir wollen ja auch keine feine Hochschule sein, da passt der Stil
zum linken Charakter der Ernst Busch schon sehr gut.“
Die offizielle Eröffnungsveranstaltung findet am Freitag, dem 26. 10. unter
dem Motto „Alle zum Anfang für Alle“ statt. Es soll eine Bespielung für d…
gesamte Haus zum Thema Anfang geben. Was genau dabei herauskommen wird,
weiß selbst der Rektor noch nicht. Auch ehemalige Studierende, die an den
Protesten von 2012 beteiligt waren, sind eingeladen. Verschiedene
Fotoausstellungen werden unter anderem die damaligen Ereignisse beleuchten.
Und die überdimensionale Holzkiste wird dann auch beleuchtet sein.
18 Oct 2018
## AUTOREN
Leonard Laurig
## TAGS
Schauspiel
Hochschule
Neubau
## ARTIKEL ZUM THEMA
Schauspielerprotest bei „Gottschalk Live“: Unter Thorstens und Thereses
Endlich bekommt „Gottschalk Live“ einmal positive Aufmerksamkeit: Dank
kreativ protestierender Schauspielstudenten von der Berliner
Ernst-Busch-Hochschule.
Deutscher Filmpreis Lola: Wo der Glamour zur Schule ging
Ohne die Ernst-Busch-Schule für Schauspielkunst sähe es trostlos aus auf
der Filmpreisverleihung. Acht der zwölf Nominierten kommen von dort.
Schauspielschule: Neuer Akt im Drama "Ernst Busch"
Nach langen Jahren des Wartens sollte die renommierte
Ernst-Busch-Schauspielschule endlich einen zentralen Standort erhalten.
Plötzlich steht der Neubau wieder auf der Kippe. Prominente Absolventen
machen sich für die Realisierung stark.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.