# taz.de -- Schleswig-Holstein: Piraten an der „Dänenampel“ | |
> Die Piratenpartei hat angekündigt in Schleswig-Holstein eine Koalition | |
> aus SPD, Grüne und SSW möglicherweise zu tolerieren. Es komme aber auf | |
> Inhalte an. | |
Bild: Im Hintergrund könnten Torge Schmidt und die Piraten mitregieren – wen… | |
HAMBURG taz/dpa/rtr | Die Piraten in Schleswig-Holstein bieten einem | |
Regierungsbündnis aus SPD, Grünen und SSW eine Zusammenarbeit an. „Die | |
meisten von uns können sich vorstellen, den Ministerpräsidenten | |
mitzuwählen“, sagte der zukünftige Piraten-Abgeordnete Wolfgang Dudda der | |
taz. Man sei bereit, „indirekt Regierungsverantwortung zu übernehmen“. Es | |
sei auch denkbar, dass die Neuparlamentarier den Haushalt stützen. „Wenn es | |
eine Rückkehr der Vernunft in die Politik geben sollte, dann sind wir | |
dabei“, sagte er. | |
Am Montagvormittag haben die Piraten auf einer Pressekonferenz in Kiel die | |
drei Parteien der "Dänen-Ampel" zu einem Gespräch eingeladen. Am Sonntag | |
erreichten sie bei der schleswig-holsteinischen Landtagswahl 8,2 Prozent | |
der Stimmen und sind damit im neuen Landtag mit sechs Abgeordneten | |
vertreten. Die Parlamentsneulinge stellen sich ein öffentliches Treffen mit | |
Vertretern von allen drei Parteien vor, wenn die Koalitionsgespräche | |
abgeschlossen sind. Dann wolle man die Inhalte abklopfen, sagte Torge | |
Schmidt, Spitzenkandidat der Piraten und bald Landtagsabgeordneter. „Es | |
dürfen keine Dinge im Koalitionsvertrag stehen, die für uns undenkbar sind, | |
wie etwa die Unterstützung von Vorratsdatenspeicherung und Staatstrojaner“, | |
erklärte Dudda. | |
Den Begriff Tolerierung verwendet er nicht: Man wolle kein | |
vertragsähnliches Konstrukt. Die sechs neuen Abgeordneten machen also | |
darauf aufmerksam, dass es sich für SPD-Kandidat Torsten Albig und seine | |
Partner lohnen könnte, um die Stimmen der Piraten zu werben. Ob die Piraten | |
im Parlament ihn tatsächlich wählen, entscheiden sie individuell - | |
Fraktionszwang lehnen sie ab. | |
Die Piraten hatten lange den Ruf, eine Partei der Jungen zu sein. Das kann | |
nicht am Landesverband aus Schleswig-Holstein liegen. Zwar ist | |
Spitzenkandidat Torge Schmidt 23 Jahre alt. Doch seine Generation dominiert | |
nicht die Partei. Schmidt ist über seinen Stiefvater in die Partei | |
gekommen, den 50-jährigen Softwareentwickler Hans-Heinrich Piepgras. Der | |
ist heute Parteivorsitzender in Schleswig-Holstein und Torge Schmidt sein | |
Vize. Piepgras stand auf Listenplatz sieben und verpasste so knapp den | |
Einzug in den Landtag in Kiel. | |
## Erfahrene und Neulinge | |
Aber auch ohne Schmidts Stiefvater ist die zukünftige Kieler Fraktion nicht | |
so jung wie die Piraten im Berliner Abgeordnetenhaus. Zwar gehört auch der | |
22-jährige Mediengestalter Sven Krumbeck dazu, doch auch zwei 54-Jährige: | |
der Zollbeamte Wolfgang Dudda und Angelika Beer. Beiden haben schon | |
Erfahrungen in anderen Parteien gesammelt: Dudda war einige Jahre in der | |
SPD, Beer lange Grüne und dort sogar Bundesvorsitzende. | |
Dudda bringt den Piraten Erfahrung und Positionen aus der Innenpolitik, | |
Beer vor allem Politikerfahrung – sie versteht sich sonst als | |
Außenpolitikerin. Dazu kommen noch Patrick Breyer und Uli König, beide in | |
den 30ern, beide Datenschutzexperten. Breyer ist Jurist und Vordenker des | |
AK Vorrat, der sich gegen die Vorratsdatenspeicherung einsetzt. König | |
arbeitet als Informatiker für das Kieler Landeszentrum für Datenschutz. | |
7 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Daniel Kummetz | |
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