# taz.de -- Koalitionen in Schleswig-Holstein: Keiner spricht mit der CDU | |
> Die CDU hat zwar die meisten Stimmen in Schleswig-Holstein, doch mit ihr | |
> will niemand über eine mögliche Koalition reden. Selbst die FDP rechnet | |
> mit einer Dänenampel und will auch absagen. | |
Bild: Würde auch gern mitreden: Jost de Jager (CDU, l.) mit Torsten Albig (SPD… | |
KIEL dpa | Kurz vor den Sondierungsgesprächen zwischen SPD, Grünen und SSW | |
für eine gemeinsame Regierung ist die CDU mit ihrer Einladung auf wenig | |
Gegenliebe gestoßen. Die SPD will das Gesprächsangebot von Landeschef Jost | |
de Jager für eine Regierungsbildung zwar annehmen, aber eher pro forma. | |
„Wir sprechen erst mit den Parteien, mit denen wir ein Bündnis eingehen | |
wollen“, sagte Sprecher Amin Hamadmad am Mittwoch. | |
Auch Grünen-Chefin Eka von Kalben will die Sondierung von Donnerstag an | |
erstmal abwarten und dann sehen, ob ein Gespräch mit der CDU nächste Woche | |
noch Sinn macht. FDP-Landeschef Heiner Garg will eine freundliche Absage an | |
den bisherigen Regierungspartner schreiben. „Ich sehe uns nicht am Zug“, | |
sagte er. „Die 'Dänen-Ampel' hat eine parlamentarische Mehrheit.“ | |
Die SPD als ganz knapp zweitstärkste Kraft will mit Torsten Albig den | |
Ministerpräsidenten stellen und mit Grünen und SSW gemeinsam regieren. | |
Koalitionsverhandlungen könnten Mitte der nächste Woche starten. | |
CDU-Spitzenkandidat und Landeschef Jost de Jager beharrt aber auf seinem | |
Anspruch, eine Regierung zu bilden. Dafür tendieren die Chancen derzeit | |
aber mangels Bündnisoptionen gen Null. Die Union kann nur auf ein Scheitern | |
der „Dänen-Ampel“ hoffen, die im neuen Landtag nur eine Einstimmenmehrheit | |
hat. | |
Albig kann allerdings bei der für den 12. Juni geplanten Wahl des | |
Ministerpräsidenten auf Unterstützung aus den Reihen der Piraten hoffen. | |
Diese signalisierten dazu Bereitschaft, nannten aber am Mittwoch | |
Bedingungen. Eine Dreierkoalition müsse unter anderem die | |
Vorratsdatenspeicherung im Bundesrat ablehnen, für mehr Transparenz in | |
Politik und Verwaltung sorgen und beispielsweise das Wahlalter auf 16 Jahre | |
senken, teilte Partei in Kiel mit. | |
„Falls die Abgeordneten von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und SSW den | |
Ministerpräsidentenkandidaten aus ihren Reihen – wie 2005 nicht geschlossen | |
unterstützen, könnte der Wahlausgang von den Stimmen der Piraten abhängen“, | |
sagte der neu gewählte Abgeordnete Patrick Breyer laut Mitteilung. Die drei | |
Parteien haben nur eine Einstimmenmehrheit – wie 2005, als eine rot-grüne | |
Minderheitsregierung unter Tolerierung des SSW scheiterte, weil Heide | |
Simonis (SPD) bei ihrer Wiederwahl zur Regierungschefin eine Stimme fehlte. | |
9 May 2012 | |
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Schleswig-Holstein | |
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