# taz.de -- Datenschutz-Abstimmung verfehlt Quorum: Facebook beendet Demokratie… | |
> Um von Facebook beachtet zu werden, hätten viel mehr Menschen über die | |
> neuen Datenschutzregeln abstimmen müssen. Doch bei den wenigen | |
> Abstimmenden gab es deutliche Ablehnung. | |
Bild: Viel zu wenige Nutzer klickten auf die Facebook-Urne. | |
BERLIN dapd | Eine Woche lang haben die mehr als 900 Millionen | |
Facebook-Nutzer über neue Regeln für das soziale Netzwerk abstimmen können. | |
Doch nur gut 350.000 Nutzer beteiligten sich an der Befragung, die am | |
Freitag um 18.00 Uhr zu Ende ging. Das lag auch daran, dass viele Nutzer | |
gar nichts von der Wahl wussten. Facebook kündigte nun an, seinen | |
Mitbestimmungsprozess zu überarbeiten. | |
Damit das Ergebnis bindend ist, hätte sich nach Facebooks Regeln ein | |
Drittel der aktiven Nutzer des Netzwerks beteiligen müssen - also etwa 270 | |
Millionen Menschen. Über die neuen Datenschutzbestimmungen hätten aber nur | |
knapp 350.000 Menschen abgestimmt, etwa 0,04 Prozent der Facebook-Nutzer. | |
Facebook hatte die neuen Regeln in dieser Fassung im Mai vorgestellt und | |
darin unter anderem genauer erklärt, welche Informationen über Nutzer | |
gespeichert werden. Nutzer hatten daraufhin mit Tausenden Kommentaren eine | |
Abstimmung über die Änderungen erzwungen. | |
Der Widerstand ging maßgeblich von der Initiative Europe v. Facebook oder | |
Europa gegen Facebook aus. Sie beanstandete beispielsweise, dass Facebook | |
Nutzerdaten unnötig lange speichere. Facebook schrieb dazu in seinem | |
Entwurf, Daten würden so lange gesichert, wie sie für die Bereitstellung | |
der Dienste gebraucht würden. | |
## „Eine totale Farce“ | |
Die im Internet veröffentlichten Gegenvorschläge standen allerdings nicht | |
zur Wahl. „Uns hat überhaupt gewundert, dass sie die Abstimmung machen“, | |
sagte Max Schrems von Europe v. Facebook. Er warf Facebook vor, Nutzer | |
nicht ausreichend über die Abstimmung informiert zu haben. So erfuhren nur | |
diejenigen davon, die eine bestimmte Facebook-Seite durch einen Klick auf | |
den „Gefällt mir“-Knopf abonniert haben. „Es ist eine totale Farce, was … | |
abgeht“, sagte Schrems. | |
Er wusste, dass das Quorum von 270 Millionen Nutzern kaum zu erreichen sein | |
würde. „Uns geht es eher darum, aufzuzeigen, dass sie das nicht einfach | |
machen können“, sagte Schrems in Bezug auf die Änderung der | |
Nutzungsbedingungen. Er beanstandete bereits im August 2011 Verstöße von | |
Facebook gegen europäische Datenschutzbestimmungen beim irischen | |
Datenschutzbeauftragten. Facebook hat seinen europäischen Sitz in Irland. | |
Daraufhin hatte das Unternehmen die neuen Richtlinien vorgestellt. | |
## Nutzerbeteiligung auf den Prüfstand | |
Bei der Wahl stimmten mehr als 80 Prozent für die bestehenden Bedingungen. | |
Facebook hatte bereits zuvor erklärt, bei zu geringer Beteiligung werde das | |
Ergebnis als „konsultativ“ betrachtet. Die offiziellen Resultate will das | |
Unternehmen am Samstag bekanntgeben. | |
Dass bei über 900 Millionen Mitgliedern eine Beteiligung von 30 Prozent der | |
Nutzer nicht mehr realistisch ist, bemerkt offenbar auch Facebook. Der 2009 | |
eingeführte Abstimmungsprozess soll nun überarbeitet werden, kündigte der | |
für Marketing zuständige Facebook-Manager Elliot Schrage an. Dabei soll | |
geprüft werden, „ob dieser Prozess der Größe unserer Gemeinschaft und der | |
Größe von Facebook insgesamt noch gerecht wird“. „Wir nehmen Ihre Einblic… | |
und Sorgen ernst“, teilte Schrage den Nutzern mit. | |
8 Jun 2012 | |
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