# taz.de -- Chinas Beitrag zum Klimaschutz: Viele Windräder killen den Klimaki… | |
> Kein Land bläst mehr CO2 in die Atmosphäre als China. Experten geben dem | |
> Land aber gute Noten beim Klimaschutz. Es gibt mehr Geld für erneuerbare | |
> Energien aus als die USA. | |
Bild: Brandenburg? Nein. In China werden die meisten Windräder gebaut. | |
PEKING taz | China stößt immer mehr Treibhausgase aus. Nach Angaben der | |
Internationalen Energie Agentur blies das Land 2011 720 Millionen Tonnen | |
mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre als 2010, ein Plus von 9,3 Prozent. Pro | |
Kopf ist das zwar weniger als in den USA oder Europa, absolut ist die | |
Volksrepublik aber der weltgrößte Emittent von CO2. | |
Der Chefvolkswirt der Internationalen Energie Agentur, Fatik Birol, findet | |
trotzdem überwiegend positive Worte. „Was China über einen so kurzen | |
Zeitraum an Verbesserung der Energieeffizienz und der Bereitstellung | |
sauberer Energie geleistet hat, ist enorm“, lobt Birol. | |
Pro erwirtschaftetem Yuan verbraucht China heute 15 Prozent weniger Energie | |
als noch vor sechs Jahren. Ohne das massive Eingreifen des Staates hätte | |
der Ausstoß um mehr als 1,5 Milliarden Tonnen höher gelegen. China habe | |
damit einen bedeutenden Beitrag zum globalen Umweltschutz geleistet, sagt | |
Birol. | |
Solche Lobeshymnen hört die chinesische Regierung gern. Der internationale | |
UN-Umweltgipfel in Rio geht am Freitag zu Ende, ohne Fortschritt für eine | |
ökologischere Wirtschaftsweise. Als vor drei Jahren der UN-Klimagipfel in | |
Kopenhagen ähnlich enttäuschend verlief, galten vielerorts die Chinesen als | |
die Verhinderer eines neuen Klimschutzabkommens. | |
## China investiert mehr in erneuerbare Energien als die USA | |
Beim Gipfel in Rio waren sie nur eines von vielen Ländern, die kein | |
Interesse an verbindlichem Umweltschutz zeigten. Der deutsche | |
Umweltminister Peter Altmaier (CDU) wertete den Gipfel dennoch als Erfolg: | |
„Ich bin froh, dass es uns gelingt, den Umweltschutz Schritt für Schritt | |
wieder stärker ins Bewusstsein zu rücken“, sagte er im Inforadio des RBB. | |
Doch unabhängig vom Ergebnis des Gipfels investiert China kräftig in | |
erneuerbare Energien: 52 Milliarden US-Dollar waren es im vergangenen Jahr | |
– rund eine Milliarde mehr als die USA. „Zu wenig“, sagt Chinas | |
Premierminister Wen Jiabao. Der Anteil der regenerativen Energie liegt | |
weiter bei lediglich 1,5 Prozent. | |
Chinas größter Klimakiller bleibt die Kohle, die 70 Prozent des Stromes | |
liefert. Um den Energiehunger vor allem in den boomenden Provinzstädten zu | |
lindern, geht fast jede Woche ein neues Kohlekraftwerk ans Netz. | |
Dennoch erkennen auch internationale Umweltschutzgruppen die Bemühungen der | |
chinesischen Führung an. „China hat in den vergangenen Jahren | |
beeindruckende Fortschritte erzielt“, attestiert Li Yan von Greenpeace | |
Ostasien. China sei größter Markt für Windkraftanlagen, bei der Herstellung | |
von Solarzellen die Nummer eins. | |
## Einparteiendiktaur besser fürs Klima? | |
Schon wagt der renommierte Elitenzirkel des Club of Rome die kühne | |
Behauptung: Die Einparteiendiktatur in China werde den Klimawandel sehr | |
viel besser in Griff bekommen als die westlichen Demokratien. „In China ist | |
der Markt dazu da, politische Entscheidungen auszuführen, nicht umgekehrt“, | |
sagte unlängst der Norweger Klimaexperte Jorgen Randers, einer der | |
Verfasser der entsprechenden Studie. Probleme wie den Klimawandel könnten | |
sehr viel konkreter angegangen werden. | |
Chris Chaplin vom World Wide Fund (WWF) widerspricht. Länder wie | |
Deutschland oder Norwegen seien beim Klimaschutz sehr viel erfolgreicher | |
als China. Auch Li Yan verweist auf den begrenzten Spielraum von | |
autoritären Regimen. Langfristig müssten sie auf ein Umdenken in der | |
Bevölkerung setzen. | |
22 Jun 2012 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
## TAGS | |
Strafzölle | |
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