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# taz.de -- Frust bei den Ökoaktivisten: Heiße Luft gegen den Klimawandel
> Basisgruppen schimpfen über die Konfliktvertagung in Rio: Die Erklärung
> sei viel zu sehr an Wirtschaftsinteressen ausgerichtet. Inselstaaten
> fürchten den Untergang.
Bild: Protest in Rio gegen den Ausverkauf der Erde.
RIO DE JANEIRO taz | Frühestens 2014 soll ein Fonds für Entwicklung und
Technologietransfer beschlossen werden, Nachhaltigkeitsziele gibt es nicht
vor 2015, und zu einer Einigung über eine Konvention zum Artenschutz auf
hoher See kommt es frühestens im September 2016. Die Vertagung zahlreicher
Streitpunkte bei der Umweltkonferenz in Rio hinterlässt bei Ökoaktivisten
nichts als Frust.
VertreterInnen von Umwelt- und Entwicklungsverbänden, Aktivisten und
progressive Politiker, die eigens nach Rio de Janeiro gereist sind, haben
vor allem Spott und Hohn für das 49-seitige Abschlussdokument übrig.
„Nichts als Versprechungen“, meint Marcelo Furtado von Greenpeace
Brasilien. „Heiße Luft“, sagt Welthandelsexperte Michael Frein vom
Evangelischen Entwicklungsdienst. Zufrieden registrierte er, dass aber auch
die Green Economy zur „Worthülse“ geworden sei.
„Die Regierungen stehen ohne Kleider da“, findet die Grüne
Bundestagsabgeordnete Ute Koczy, umso mehr sei jetzt die Zivilgesellschaft
gefordert.
## „Verantwortungslos“
Brasiliens frühere Umweltministerin Marina Silva vermisst bei ihrer
Regierung Führungsstärke bei den Inhalten. Für die Inderin Vandana Shiva
ist die Erklärung „verantwortungslos, dadurch wird die Untätigkeit der
Regierungen gerechtfertigt“.
Barbara Unmüßig von der Heinrich Böll Stiftung vermisst Maßnahmen gegen
Entwaldung und Überfischung. Auf Drängen der USA sei alles, was mit
Menschenrechten zu tun habe, gestrichen worden, berichtet sie, alle Länder
seien sich offensichtlich einig, dass Subventionen für ökologisch
schädliche Produkte nicht abgeschafft werden sollten.
Das Dokument sei immer noch zu sehr an Wirtschaftsinteressen ausgerichtet,
sagt der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger, „der Glaube an ein unbegrenztes
Wachstum in einer begrenzten Welt ist ein Irrglaube“.
## „Ein schwaches Papier“
Enttäuscht über den Stillstand beim Meeresschutz zeigen sich die Vertreter
der Inselstaaten. „Ein schwaches Papier, aber eigentlich hatte ich auch
nicht mehr erwartet“, sagt Vasnatt Jogoo von der achtköpfigen Delegation
aus Mauritius der taz.
Er verwaltet einen Nachhaltigkeitsfonds seiner Regierung und erhofft sich
von den Industrieländern ein größeres Entgegenkommen beim
Technologietransfer: „Innovative Firmen aus Nord und Süd müssen gezielt
gefördert werden“, meint Jagoo.
„Unsere harte Arbeit war umsonst“, klagt Cama Tuiloma, der Botschafter der
Fidschi-Inseln in Brasilien.
21 Jun 2012
## AUTOREN
Gerhard Dilger
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