| # taz.de -- Bier bei der EM: Fast überall ist Carlsberg drin | |
| > Der dänische Braukonzern, Hauptsponsor der EM, liefert sich mit anderen | |
| > Herstellern einen harten Kampf auf dem ukrainischen Markt. Das treibt die | |
| > Preise hoch. | |
| Bild: Ohne Bier kein Fußball. Auch nicht in der Ukraine. | |
| KIEW taz | Die erste Bilanz ist gezogen. In Kiew läuft das Bier besonders | |
| gut. In der Fanzone im Stadtzentrum wurden schon mehr als 200.000 Liter | |
| Bier verkauft. Das freut vor allem den dänischen Braukonzern Carlsberg, der | |
| diese Zahl veröffentlicht hat. | |
| Carlsberg ist einer der Hauptsponsoren der EM. Als solcher ist er | |
| omnipräsent – am Rande des Spielfelds auf der Bandenwerbung, auf den Köpfen | |
| der Fans, die sich die gelabelten Fanperrücken aufsetzen, an den | |
| Bierständen in den Stadien und Fanzonen und nach den Partien, wenn der | |
| Konzern den Spieler des Spiels präsentieren darf. | |
| Hier präsentiert sich Carlsberg als Biermarke von Welt. Doch in der Ukraine | |
| geht es noch um etwas anderes. Die Dänen, bis jetzt drittgrößter | |
| Wettbewerber am Markt, setzen große Hoffnungen auf den Biermarkt in | |
| Osteuropa. Aus der Ukraine soll möglichst bald schon möglichst viel Geld | |
| ins Stammhaus fließen. | |
| Die Ukraine ist ein Bierland. Das ist schwer zu übersehen. In der Kiewer | |
| Innenstadt steht im Sommer auf beinahe jedem freien Stückchen Trottoir ein | |
| Durchlaufkühler, durch den Bier und Kwas läuft – jenes Malzgebräu, das es | |
| sommers es auch in Russland an jeder Straßenecke zu kaufen gibt. Kein | |
| Wunder, dass sich die großen Bierkonzerne regelrecht auf das Land gestürzt | |
| haben, sobald dies möglich war. | |
| ## Nur das Brauhaus Obolon kann mithalten | |
| Der größte Bierkonzern der Welt, die amerikanisch-belgische Anheuser-Busch | |
| InBev, ist ebenso aktiv wie Carlsberg. Als einheimischer Wettbewerber kann | |
| da nur das Kiewer Brauhaus Obolon mithalten. | |
| Auch Rinat Achmetow, der reichste Mann der Ukraine, hat einst große | |
| Erwartungen in den Biermarkt gesetzt. Seine Holding SCM verkaufte indes die | |
| verlustbringenden Beteiligungen an der Sarmat-Gruppe an den | |
| südafrikanisch-amerikanischen Brauriesen SAB-Miller | |
| So sind die bekanntesten ukrainischen Brauereien längst von international | |
| agierenden Konzernen geschluckt worden. Das bekannteste Bier des Landes ist | |
| das 1715er aus der Lemberger Brauerei Lwiwske. Doch auch das Brauhaus, das | |
| als älteste Brauerei der Ukraine vor allem mit Tradition wirbt, gehört zum | |
| Carlsberg-Imperium. Und wer sich in den Fanzonen darüber freut, dass es | |
| neben dem Sponsorengebräu auch lokale Biere zu kaufen gibt, der weiß oft | |
| gar nicht, dass auch da Carlsberg drin ist, wo nicht Carlsberg draufsteht. | |
| Das Bier mit den einheimischen Namen ist billiger als die Sponsorensoße – | |
| nicht nur in den Fanzonen. Da zahlen die Trinker 20 bis 25 Hriwna (1 bis | |
| 2,50 Euro) für einen Halbliterbecher. Ein Becher 1715er kostet 15 bis 20 | |
| Hriwna. Auch an Straßenschänken, in Cafés und Bars hat man meist die | |
| Auswahl zwischen einer billigen einheimischen Marke und teurem | |
| international daherkommendem Gesöff. | |
| An jeder Zapfanlage mit mehr als einem Hahn ist zu sehen, warum der | |
| ukrainische Biermarkt so schwierig ist. Für ein Bier mit ukrainischem Namen | |
| muss man oft nicht mehr als 7 Hriwna (70 Cent) zahlen. Die als Premiumbiere | |
| vermarkteten internationalen Marken wie Staropramen oder Stella Artois | |
| (Anheuser-Busch InBev) oder eben Carlsberg und seine Hausmarke Tuborg | |
| kosten oft doppelt so viel. | |
| ## Die Konzerne wollen höhere Preise | |
| Ziel der Konzerne ist es, höhere Preise auf dem ukrainischen Markt | |
| durchzusetzen. Nur dann lohnt sich das Engagement. Gebraut werden auch die | |
| großen Marken ohnehin ganz billig in den ukrainischen Brauereien. Ein | |
| ukrainisches Carlsberg kostet in der Herstellung nicht mehr als ein 1715er. | |
| Es lässt sich nur teurer verkaufen. | |
| Das hat auf den Fanzonen bisher ganz gut geklappt. Woanders hingegen ist | |
| kein Fußballbierboom zu spüren, meint Olga Nasonowa vom Branchenverband | |
| „Restaurant-Konsulting“. Vor allem die ausländischen Fans hätten die Bars | |
| in der Innenstadt regelrecht gemieden. Das könne sich noch ändern. „Erst | |
| nach einer Woche haben die Restaurants begonnen, Speisekarten auf Englisch | |
| auszuhängen und Fernsehgeräte aufzustellen.“ | |
| Wer aber das Zentrum verlässt, der wird sich schwertun, überhaupt eine | |
| Kneipe zu finden, die Fußballspiele überträgt. Das liegt sicher auch an den | |
| Anstoßzeiten. Damit die Mitteleuropäer die Spiele zu ihrer gewohnten | |
| Fernsehzeit verfolgen können, werden sie in der Ukraine erst um 21.45 Uhr | |
| angepfiffen – kurz bevor viele Cafés schließen. Die meisten Sonnenschirme, | |
| deren Aufdrucke vom ukrainischen Bierkrieg zwischen Anheuser-Busch, | |
| Carlsberg und Obolon zeugen, sind da meist schon nicht mehr aufgespannt. | |
| Noch ein Wort zum beim Turnier omnipräsenten Carlsberg. Wer in Hamburg in | |
| seiner Szenekneipe selig an seinem Astrafläschchen nuckelt, auch der trinkt | |
| Bier vom dänischen Braukonzern, zu dem auch die Marken Hannen Alt, Holsten | |
| und Lübzer gehören. | |
| 28 Jun 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Rüttenauer | |
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