# taz.de -- VW übernimmt Porsche zum 1. August: Großer Sport für 4,46 Millia… | |
> Die Wolfsburger Autobauer übernehmen Anfang August die restliche Hälfte | |
> des Porschekonzerns. Beide Gesellschaften nutzen einen Steuerkniff und | |
> sparen dabei ein Drittel des Kaufpreises. | |
Bild: Teilen sich demnächst die Felgen: VW und Porsche. | |
WOLFSBURG dapd | Der Sportwagenbauer Porsche schlüpft schneller als | |
erwartet unter das Dach des Volkswagen-Konzerns: Drei Jahre nach der | |
Niederlage der Stuttgarter im Machtkampf mit dem niedersächsischen | |
Weltkonzern übernimmt VW bereits zum 1. August die restliche Hälfte des | |
Porsche-Sportwagengeschäfts und zahlt dafür 4,46 Milliarden Euro und eine | |
Aktie an die Holdinggesellschaft PSE. | |
Das teilten die beiden Vorstände am Mittwochabend mit. Der VW-Konzern steht | |
nach dem Geschäft vor einem gewaltige Gewinnsprung. Im laufenden Jahr | |
rechnet VW mit neun Milliarden Euro zusätzlichen Erträgen allein aus der | |
Neubewertung der Anteile. | |
Die Gesellschaften nutzen ein umstrittenes Schlupfloch in der | |
Steuergesetzgebung und vermeiden 1,5 Milliarden Euro Abgaben an den Staat. | |
VW übernimmt auch 2,5 Milliarden Euro Schulden des Sportwagengeschäfts. | |
Volkswagen erwartet nach der Übernahme kräftig steigende Gewinne des | |
Konzerns. | |
Allein aus Bewertungsgewinnen erwarten die Wolfsburger nach eigenen Angaben | |
neun Milliarden Euro im laufenden Jahr. Dazu kommt der hohe Gewinn, den | |
Porsche im Alltagsgeschäft einfährt: Von Januar bis März wies Porsche mit | |
dem Bau von Sportwagen rund 530 Millionen Euro operativen Gewinn aus. | |
## Sportwagenfabrikation nun komplett bei VW | |
„Die einzigartige Marke Porsche wird nun fester Bestandteil des | |
Volkswagen-Konzerns. Das ist gut für Volkswagen, für Porsche und für den | |
ganzen Industriestandort Deutschland“, sagte der VW-Vorstandsvorsitzende | |
Martin Winterkorn. | |
Die erste Hälfte der Porsche-Sportwagenfabrikation hatte VW bereits 2009 | |
nach dem Sieg im Machtkampf mit Porsche für rund 3,9 Milliarden Euro | |
gekauft. Porsche hatte damals versucht, VW zu übernehmen. Allerdings musste | |
Porsche dazu hohe Schulden aufnehmen und musste dann von VW vor der Pleite | |
gerettet werden. | |
Porsche trennte damals das operative Geschäft in die Prosche AG ab und | |
schuf die Porsche Holding SE (PSE) als Dachgesellschaft. Die PSE wird nicht | |
an VW verkauft, sondern hält weiter die damals erworbenen Anteile an VW von | |
heute rund 51 Prozent. | |
PSE will nach eigenen Angaben mit dem Kaufpreiserlös zunächst zwei | |
Milliarden Euro Schulden zurückzahlen. Der Rest soll für Beteiligungen mit | |
Schwerpunkt Autoindustrie verwendet werden. Die Übernahme spart den beiden | |
Autobauern viel Geld: Bisher durften sie nicht wie etwa VW und die Töchter | |
Audi oder Skoda eng zusammenarbeiten. | |
## Steuerpflicht vermieden | |
Statt dessen mussten sie sich bei gemeinsamen Projekten wie fremde Firmen | |
behandeln, was eine engere Kooperation enorm erschwert. VW spricht von | |
Einsparungen von über 600 Millionen Euro durch die Vereinfachung. Die | |
beiden Konzeren bauen schon zusammen den Cayenne und den Panamera. Der | |
geplante kleine Geländewagen Porsche Macan soll auch auf Technik des | |
VW-Konzerns stehen. | |
Anfang Juni war ein Schlupfloch im Umwandlungssteuerrecht bekanntgeworden, | |
das VW jetzt nutzt: Durch die Überlassung einer einzelnen Stammaktie gilt | |
der Kauf als Umstrukturierung in einem Konzern und nicht als | |
steuerpflichtiger Kauf. Dadurch wird die Steuerpflicht vermieden. | |
VW kann 1,5 Milliarden Euro an Steuern sparen, die sonst erst bei einer | |
Übernahme nach 2014 entfallen wären. Das Vorgehen hatte viel Kritik von | |
Politikern ausgelöst. | |
5 Jul 2012 | |
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