# taz.de -- Nach Ablauf der Friedenspflicht: Warnstreiks in der Metallindustrie | |
> Die Gewerkschaft IG Metall fordert 6,5 Prozent mehr Geld für die | |
> Beschäftigen. Der Porsche-Betriebsrat rechnet mit einem der härtesten | |
> Arbeitskämpfe. Richtig losgehen soll's nächste Woche. | |
Bild: Kurz mal Lichter aus bei Osram – Warnstreiks im Werk in Berlin. | |
FRANKFURT/MAIN dpa | Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie | |
haben in der Nacht zum Sonntag erste Warnstreiks begonnen. Unmittelbar nach | |
dem Ablauf der Friedenspflicht legten Metaller die Arbeit nieder, | |
allerdings zunächst nur in einigen wenigen Betrieben. Richtig anlaufen soll | |
die Warnstreikwelle dann ab Mitte der Woche. Der Arbeitgeberverband | |
Gesamtmetall kritisiert, die Warnstreiks seien „unnötig und schädlich“. | |
Die Gewerkschaft will mit den Aktionen ihren Forderungen für die rund 3,6 | |
Millionen Beschäftigten der Branche Nachdruck verleihen. Die IG Metall | |
verlangt in einem Paket 6,5 Prozent mehr Geld sowie die unbefristete | |
Übernahme aller Ausgebildeten und mehr Mitsprache beim Einsatz von | |
Leiharbeitern. Die Arbeitgeber bieten bislang 3 Prozent mehr Geld bei einer | |
Laufzeit von 14 Monaten und sprechen vom „oberen Rand des wirtschaftlich | |
begründbaren Rahmens“. | |
Die Schauplätze der ersten Metaller-Warnstreiks lagen vor allem in Bayern | |
und Niedersachsen. Unter anderem nahmen 400 Beschäftigte in Augsburg bei | |
MAN Diesel an einem Warnstreik teil. In Niedersachsen legten in mehreren | |
Betrieben nach IG-Metall-Angaben etwa 500 Beschäftigte die Arbeit | |
kurzfristig nieder. In Berlin traten Mitarbeiter im Osram-Werk in den | |
Ausstand. Auch im rheinland-pfälzischen Andernach kam es zu Warnstreiks. | |
Der Betriebsratsvorsitzende des Stuttgarter Autobauers Porsche, Uwe Hück, | |
geht von einem langen und harten Tarifkonflikt aus. „Ich glaube, wir werden | |
einen der härtesten Arbeitskämpfe bekommen, den wir je hatten“, sagte Hück | |
in einem Interview mit dem Spiegel. „Ich bin davon nicht begeistert, aber | |
wir dürfen die Jugend nicht im Stich lassen“, sagte Hück, der für seine | |
wortgewaltigen Reden bekannt ist. | |
## Geld nicht der große Knackpunkt | |
Geld sei dabei nicht der große Knackpunkt. „Es geht vielmehr um prekäre | |
Arbeitsverhältnisse und um die Jugend. 40 Prozent aller Beschäftigten unter | |
25 Jahre haben nach der Lehre befristete Verträge. Daran hat sich | |
Deutschland schon gewöhnt. Die jungen Menschen fühlen sich verraten und | |
verloren.“ | |
Sein Eindruck sei, dass die Arbeitgeber die Situation falsch einschätzten. | |
Sie hätten bereits gedroht, wenn die Gewerkschaft die Forderung nach | |
unbefristeter Übernahme der Auszubildenden nicht zurücknehme, würden sie | |
nicht mehr mit der IG Metall zusammenarbeiten. „Wenn das so weiter geht, | |
befürchte ich das Schlimmste“, sagte Hück. | |
In Ostdeutschland war die Friedenspflicht bereits früher abgelaufen, dort | |
gab es schon Arbeitsniederlegungen. In der Metall- und Elektroindustrie im | |
Osten gibt es aber weitaus weniger Beschäftigte als im Westen. Die nächste | |
Verhandlungsrunde in der Tarifrunde beginnt am 8. Mai im | |
baden-württembergischen Sindelfingen. | |
29 Apr 2012 | |
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