| # taz.de -- Ladislaus Csatarys Nazi-Verbrechen: Der Massenmord von Košice | |
| > Ladislaus Csizsik-Csatary soll für die Deportationen aus der slowakischen | |
| > Stadt Košice verantwortlich sein. Etwa 15.700 Menschen wurden ermordet. | |
| Bild: Die Schuhe von in Auschwitz Ermordeten. | |
| BERLIN taz | Die orthodoxe Synagoge von Košice aus den 1930ern Jahren ist | |
| geschlossen. Im nächsten Jahr, wenn die slowakische Großstadt europäische | |
| Kulturhauptstadt wird, soll die Renovierung fertig sein. Nur: Es gibt kaum | |
| mehr Juden in der Stadt, die einmal fünf jüdische Gotteshäuser besaß. Nur | |
| noch 280 Menschen jüdischen Glaubens leben hier. | |
| 1930, vor 80 Jahren, fungierte Košice als ein Zentrum des Judentums mit | |
| etwa 11.500 Menschen unter insgesamt 70.000 Einwohnern. 1930 geriet die | |
| Stadt unter ungarische Herrschaft und hieß nun Kassa. Die ersten | |
| antijüdischen Maßnahmen begannen: Dutzende Familien wurden ausgewiesen. | |
| Bald darauf mussten mehrere hundert Kosicer Juden Zwangsarbeit leisten. | |
| Es muss um diese Zeit gewesen sein, als Ladislaus Csizsik-Csatary | |
| Kommandeur der Polizei wurde. Ein Holocaust-Überlebender berichtet, dass | |
| der damals 26-Jährige 1941 an der Deportation von Juden aus der Stadt in | |
| die deutsch besetzte Ukraine beteiligt war. Die etwa 300 Frauen, Männer und | |
| Kinder wurden dort später ermordet. | |
| Im März 1944 besetzte die deutsche Wehrmacht Ungarn und damit auch Košice. | |
| Im April richteten die Nazis unter dem kommandierenden Offizier | |
| Csizsik-Csatary ein Judenghetto ein. Die Deportationen in das | |
| Vernichtungslager Auschwitz begannen in Košice am 15. Mai 1944. Alle Juden | |
| wurden in Ziegeleien geschickt, von dort starteten die Transporte. Der | |
| Letzte der drei – nach anderen Angaben fünf – Todeszüge verließ Košice … | |
| 2. Juni. Etwa 15.700 Menschen wurden ermordet. | |
| 1948 wurde Ladislaus Csizsik-Csatari zum Tode verurteilt – in Abwesenheit, | |
| denn der Mann war unauffindbar. Tatsächlich hatte er sich nach Kriegsende | |
| mit der Legende eines verfolgten Jugoslawen nach Kanada abgesetzt. Dort | |
| etablierte er sich als Kunsthändler. 1955 erhielt er die kanadische | |
| Staatsangehörigkeit. | |
| Erst 1997 wurde Csizsik-Csatari enttarnt. Kanada entzog ihm die | |
| Staatsangehörigkeit. Kurz darauf verließ er freiwillig das Land und erhielt | |
| eine Rückreisesperre. Gerüchten zufolge lebte er in Budapest. | |
| Dort fanden ihn jetzt Reporter auf Hinweis des Simon-Wiesenthal-Zentrums in | |
| seinem winzigen Apartment. „Er hat eine exzellente Gesundheit und fährt | |
| noch selbst Auto“, weiß „Nazi-Jäger“ Efraim Zuroff über den Mann zu | |
| berichten. Zuroff verlangt, dass Ungarn Csizsik-Csatari als mutmaßlichen | |
| NS-Verbrecher anklagt – 68 Jahre nach dem Massenmord von Košice. | |
| Eine Anklage in Deutschland hat Csizsik-Csatari wohl nicht zu befürchten. | |
| Weder besitzt er die deutsche Staatsbürgerschaft noch wurden die Taten auf | |
| deutschem Boden verübt, sagte Andrea Gombac von der Zentralen Stelle in | |
| Ludwigsburg der taz. | |
| 16 Jul 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Klaus Hillenbrand | |
| ## TAGS | |
| Slowakei | |
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