# taz.de -- NSU-Ausschüsse zu Schredder-Skandalen: „Es gab eine Vertuschungs… | |
> In Sachsen soll jetzt der Verfassungsschutz neu geordnet werden. | |
> Unterdessen geht der Bundestagsausschuss beim Schredder-Skandal von | |
> „gezielten Vertuschungen“ aus. | |
Bild: Schreddern verboten: Die Ausschussmitglieder sind über die Schredder-Akt… | |
BERLIN taz/dpa | Trotz Sommerpause geht in den Parlamenten die Aufklärung | |
zum NSU und den Aktenschredder-Affären beim Verfassungsschutz weiter. In | |
Sachsen hat Innenminister Markus Ulbig (CDU) am Donnerstag eine | |
„unabhängige Kommission zur Neuordnung des Verfassungsschutzes“ berufen. | |
Sie soll ergebnisoffen „die Arbeitsabläufe und die Organisationsstrukturen“ | |
prüfen. | |
„Wir brauchen einen Philosophiewechsel beim Verfassungsschutz“, sagte | |
Ulbig. Mitglieder der Kommission sind Exgeneralbundesanwältin Monika Harms, | |
der baden-württembergische Exverfassungsschutzchef Helmut Rannacher sowie | |
Franz Josef Heigl, Expräsident des Landesrechnungshofes. | |
Für die Opposition im Sächsischen Landtag ist das Vorhaben vor allem eines: | |
ein Ablenkungsmanöver. „Ulbig tritt eine Flucht nach vorne an, ohne die | |
Vergangenheit zu klären“, kritisiert Sabine Friedel, SPD-Mitglied im | |
sächsischen NSU-Untersuchungsausschuss. Bevor es um Veränderungen des | |
Landesverfassungsschutzes gehen könne, müsse zunächst dessen Versagen „in | |
den vergangenen 15 Jahren aufgeklärt werden, und davor drückt sich der | |
Innenminister“, so Friedel. | |
Ihre Kollegin von der Linken, Kerstin Köditz, hält die Zusammensetzung der | |
Kommission für „eine Provokation“. Der Name Harms sei ein „Synonym für | |
Obrigkeits- und Überwachungsstaat“. Johannes Lichdi, innenpolitischer | |
Sprecher der Grünenfraktion, hält auch die Personalie Rannacher für | |
fragwürdig. Dass ein Exverfassungsschutzchef dabei ist, spreche dafür, dass | |
der Dienst erhalten bleibe. Die Sachsen-Grünen wollen den aber wie die | |
Linken abschaffen, zumindest in seiner jetzigen Form. | |
## „Absichtlich und planvoll“ | |
Unterdessen ist am Donnerstag in Berlin der | |
Bundestagsuntersuchungsausschuss zum NSU zu einer Sondersitzung | |
zusammengekommen, um sich mit der Vernichtung von Akten im Bundesamt für | |
Verfassungsschutz unmittelbar nach Auffliegen der Terrorzelle im November | |
2011 zu befassen. Der Ausschuss befragte dazu einen vom Bundesinnenminister | |
eingesetzten Sonderermittler. | |
Im Anschluss sagten die Abgeordneten im Ausschuss, dass sie von einer | |
gezielten Vernichtung der Akten ausgehen. „Heute ist nachdrücklich klar | |
geworden: Es gab eine Vertuschungsaktion“, sagte der Ausschussvorsitzende | |
Sebastian Edathy (SPD). Geschreddert wurden sieben Akten zu V-Leuten in der | |
Thüringer Neonazi-Szene, aus der auch das NSU-Trio stammte. Auch das | |
Innenministerium gehe davon aus, „dass das absichtlich und planvoll | |
geschah“, sagte der Grünen-Obmann Wolfgang Wieland. | |
Eine am Mittwoch bekannt gewordene weitere Vernichtungsaktion, die im | |
November vom Bundesinnenministerium angewiesen wurde, kritisierten die | |
Abgeordneten ebenfalls. Das Ministerium hatte erklärt, die Unterlagen | |
hätten nichts mit dem NSU zu tun, es habe sich um einen „Routinevorgang“ | |
gehandelt. Mitglieder des U-Ausschusses fordern nun einen Löschstopp bei | |
den Sicherheitsbehörden. „Jetzt darf nichts mehr gelöscht werden, das mit | |
dem Rechtsextremismus zu tun“, sagte SPD-Obfrau Eva Högl. | |
19 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
S. Erb | |
W. Schmidt | |
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