# taz.de -- Kommentar Verfassungsschutz: Geh ma Akten schreddern | |
> In Pasewalk haben viele Bürger begriffen, dass man den Rechten keine | |
> Plattform geben darf. In den Stuben der Verfassungsschutzämter wird | |
> lieber geschreddert. | |
Nazis sind Soziopathen. Wer sich ihnen offen entgegenstellt, braucht Mut | |
und verdient jede Unterstützung. Ganz am Rand der Republik, im | |
Uecker-Randow-Tal in Vorpommern, engagieren sich jetzt Bürger gegen eine | |
verharmlosend „Pressefest“ genannte Propagandaveranstaltung der NPD. Ihre | |
Namen landeten auf Listen der Nazis im Internet, aber die wenigsten ließen | |
sich davon einschüchtern. [1][Das berichtet Rainer Dambach]. Er ist der | |
Bürgermeister der Stadt Pasewalk; dort meinten die Nazis in Ruhe feiern zu | |
können. | |
Wer sich gegen Nazis wehrt, tut das zumeist aus einem schlichten Gefühl | |
persönlicher Würde heraus. Er rechnet nicht mit Verdienstkreuzen. Aber er | |
hätte doch gern, dass der Staat und seine Organe sich eindeutig | |
positionieren und konsequent handeln; und wenn sie das aus ideologischer | |
Verblendung oder politischer Feigheit nicht hinbekommen, dann sollen sie | |
sich wenigstens nicht lächerlich machen und denjenigen Bürgern in den | |
Rücken fallen, die bereit sind, die Demokratie vor Ort zu verteidigen. | |
Der Verfassungsschutz hat mit seiner dummen oder kriminellen | |
Aktenschredderei inzwischen zur Genüge bewiesen, dass es sich bei ihm um | |
einen Dienst handelt, der der Gesellschaft einen solchen eben nicht | |
erweist. | |
Dort sind Leute beschäftigt, die meinen, eine sinnvolle Tätigkeit bestünde | |
darin, die Website der Linkspartei-Politikerin Petra Pau zu beobachten, | |
statt dorthin zu sehen, von wo aus die Gesellschaft terroristischen | |
Angriffen ausgesetzt ist: nach rechts. Paus Zweifel an der geistigen | |
Gesundheit dieser Leute sind berechtigt. Aber Zweifel allein reicht nicht – | |
nicht aktuell und nicht historisch gesehen. | |
Die sogenannte politische Elite dieser Republik hat seit 1989 keine | |
Gelegenheit ausgelassen, auch ja jeden braunen Fleck aus dem schönen Bild | |
der deutschen Wiedervereinigung zu tilgen. Da wurde geheuchelt, gelogen und | |
verharmlost, da wurde die Realität im Osten zurechtgebogen und der Popanz | |
linksextremistischer Gewalt so lange beschworen, bis die Nazis sich richtig | |
gut eingerichtet hatten – natürlich auch jenseits der Elbe. | |
In Pasewalk haben viele Bürger begriffen, dass es so nicht weitergehen | |
kann. In den Stuben der Verfassungsschutzämter fehlt dieses Gefühl für | |
Würde. Dort schreddert man lieber. | |
20 Jul 2012 | |
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## AUTOREN | |
Ambros Waibel | |
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