# taz.de -- Kommentar Hisbollah und EU: Schlimmer als ein Verbrechen | |
> Die EU weigert sich, die Hisbollah als das zu bezeichen was sie ist: Eine | |
> Terrororganistion. Das ist doppelt verhängnisvoll. | |
Zyperns Außenministerin und EU-Ratspräsidentin Erato Kozakou-Marcoullis | |
lehnt Israels Gesuch ab, die libanesische Hisbollahmiliz als | |
Terrororganisation einzutragen. Es gebe dazu keinen Konsens, außerdem sei | |
Hisbollah ja auch eine politische Kraft. Wenn Beweise vorlägen, könne man | |
das nochmal überdenken, sagt sie. | |
Fadenscheiniger geht es nicht. Das europäische Parlament sprach bereits | |
2005 von „eindeutigen Beweisen für terroristische Aktivitäten der | |
Hisbollah“. Die Schiitenmiliz ist für Attentate, Flugzeugentführungen und | |
Geiselnahmen verantwortlich. Argentinien klagte 2006 ein Hisbollahmitglied | |
wegen eines Anschlags auf ein jüdisches Gemeindezentrum an. Das | |
Sondertribunal für den Libanon wird dasselbe gegen vier Mitglieder der | |
Miliz tun, wegen Mord an Libanons Premier. | |
Die Miliz verstößt mit dem Besitz von rund 70.000 Raketen gegen | |
UNO-Resolution 1559. Laut Amnesty International beschoss sie 2006 wahllos | |
israelische Ballungszentren. Damit beging sie Menschenrechtsverbrechen in | |
einem Krieg, den sie selbst ausgelöst hatte. Hisbollah droht auch nach | |
innen: Sie hat politische Gegner eliminiert und Libanon mit der Androhung | |
eines Putsches ihren Willen diktiert. Sie ist eine Partei mit Pistolen. | |
Der französische Politiker Joseph Fouché hätte zum Beschluss der EU gesagt: | |
Das ist mehr als ein Verbrechen, es ist ein Fehler! EU-Diplomaten kennen | |
die Beweise, ordnen sie aber politischem Kalkül unter. Das ist unmoralisch | |
und kurzsichtig. Pro-demokratische, rechtstaatliche Kräfte in Nahost | |
lechzen im Ringen mit Irans Schergen nach klaren Signalen aus Europa. Wenn | |
Brüssel einen moralischen Imperativ ignoriert, schadet es sich selbst. | |
Viele Libanesen schöpfen Hoffnung aus den Unruhen in Syrien. Diese Woche | |
forderte die Opposition eine Entwaffnung der Hisbollah. Und ausgerechnet | |
jetzt spricht die EU von den Kindergärten der Miliz statt von ihren | |
Raketendepots. Warum sollte diese Waffen aufgeben, die selbst Brüssel nicht | |
sehen will? Mit der Weigerung, Hisbollah als Terrororganisation | |
anzuerkennen, hat die EU sich jedenfalls gleichzeitig ins moralische und | |
ins realpolitische Bein geschossen. Auch eine Leistung. | |
25 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Gil Yaron | |
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