# taz.de -- Bayerischer Datenschutzbeauftragter: Trojaner-Einsatz ohne Regeln | |
> Thomas Petri folgt der Kritik des Chaos Computer Clubs. Es fehlten klare | |
> Vorgaben für den Umgang mit Spähsoftware. Das bayerische Innenministerium | |
> wertet den Bericht als Entlastung. | |
Bild: Der bayerische Innenminister Herrmann (CSU) als Trojanisches Pferd. | |
BERLIN taz | Der bayerische Datenschutzbeauftragte Thomas Petri | |
[1][kritisiert den Einsatz von Spähsoftware] durch die Ermittlungsbehörden | |
des Freistaates. Es sei rechtlich nicht ausreichend geregelt, wie weit die | |
Überwachung von Computern gehen darf. Das schreibt Petri in einem am | |
Donnerstag vorgestellten Prüfbericht. | |
Die bayerischen Ermittlungsbehörden setzten den Trojaner zwischen 2008 und | |
2011 laut Bericht 23-mal ein. Der Einsatz von Spähsoftware hatte im | |
vergangenen Jahr für Diskussionen gesorgt. Dabei ging es um die Frage, wie | |
weit Behörden beim Ausspähen von Computern gehen dürfen. | |
Die Ermittler hätten sich von DigiTask, der Herstellerfirma der verwendeten | |
Spähsoftware, keine ausreichende technische Begrenzung zusichern lassen, | |
kritisiert Petri nun. So hätten Möglichkeiten bestanden, die illegal | |
beziehungsweise nicht geregelt gewesen seien. Für einen Missbrauch lägen | |
ihm allerdings keine Anhaltspunkte vor, schreibt Petri in dem Bericht. | |
Das bayerische Innenministerium wertete den Bericht daher als Entlastung | |
für die Ermittlungsbehörden. Petri kritisiert jedoch unter anderem, dass | |
die Überwachungsaktionen nicht ausreichend dokumentiert worden seien. Das | |
sei als Datenschutzverstoß anzusehen. | |
## Alle 30 Sekunden ein Screenshot | |
Dem Bericht zufolge konnten in sechs Überwachungsaktionen Bilder von | |
Browsern oder Anwendungen gemacht werden, in zwei weiteren sogar | |
Screenshots des gesamten Bildschirms. Ob die Behörden diese Möglichkeiten | |
aber ausgeschöpft haben, könne er nicht sagen, so Petri. Der Spiegel hatte | |
im Oktober 2011 berichtet, dass die Software in einem Fall alle 30 Sekunden | |
einen Screenshot an die Ermittler übertragen habe – binnen drei Monaten | |
seien so rund 60.000 Bildschirmfotos übermittelt worden. | |
Mit dem nun veröffentlichten Bericht folgt Petri weitestgehend der Kritik | |
des [2][Chaos Computer Clubs] (CCC). Dieser hatte im vergangenen Jahr, als | |
der Einsatz der Trojaner bekannt wurde, bemängelt, dass die Trojaner intime | |
Daten ausspähen könnten und die Installation beliebiger Schadsoftware | |
ermöglichten. | |
Petri fordert eine detaillierte rechtliche Regelung – beispielsweise sei | |
die Frage zu klären, ob noch nicht abgesandte E-Mail-Entwürfe ausgespäht | |
werden dürfen. | |
3 Aug 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.datenschutz-bayern.de/nav/0501.html | |
[2] http://www.ccc.de/ | |
## AUTOREN | |
Jannis Hagmann | |
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