# taz.de -- SMS-Ersatz und Datenschutz: Sicherheitslücken bei WhatsApp | |
> Mit WhatsApp werden kostenlos Milliarden von SMS verschickt. Doch bei der | |
> Anwendung für Handy-Betriebssysteme gibt es Mängel. | |
Bild: Beliebt, aber unsicher: WhatsApp. | |
BERLIN taz | Das Angebot ist bestechend: Textnachrichten über das Handy | |
versenden, ohne die dafür üblichen Tarife der Mobilfunktanbieter zahlen zu | |
müssen. Kostenlos soll die Nutzung sein, zumindest für das erste Jahr, | |
verspricht der Anbieter von WhatsApp – doch immer mehr kristallisiert sich | |
heraus, dass die Nutzer dafür mit schlampigen Sicherheits- und | |
Datenschutzeinstellungen leben müssen. | |
Seit 2009 ist das Unternehmen aus dem kalifornischen Silicon Valley, | |
gegründet von zwei ehemaligen Yahoo-Mitarbeitern am Markt. Das Produkt, | |
eine App für verschiedene Handy-Betriebssysteme, mit der Textnachrichten | |
verschickt werden können, steht derzeit bei Google Play auf Platz eins der | |
kostenlosen Apps. | |
Im August teilte das Unternehmen einen neuen Rekord mit: Vier Milliarden | |
Nachrichten würden täglich verschickt, sechs Milliarden empfangen. Die | |
Differenz erklärt sich nach Angaben des Unternehmens durch Gruppen-Chats, | |
bei denen eine Nachricht an mehrere Empfänger zugestellt wird. Ende | |
vergangenen Jahres [1][entschied sogar die Regionalregierung von | |
Teneriffa], dass das Personal der Kommune die App nutzen soll – um die | |
Ausgaben für die Mobilfunknutzung zu senken. | |
Doch ein [2][Test von heise Security] Ende vergangenen Woche ergab: Die | |
Nutzung der App ist alles andere als sicher. Sowohl bei bei Android- als | |
auch bei Apple-Nutzern lasse sich WhatsApp problemlos kapern. Besonders | |
ungeschützt seien iPhone-Nutzer in unverschlüsselten Wlans, warnen die | |
Tester. Dazu kommt: Sei der Account einmal geknackt, habe der rechtmäßige | |
Nutzer keine Möglichkeit, das Passwort wieder zu ändern und den Account | |
damit zurückzuholen. | |
## Fragwürdige Verschlüsselung | |
Das Angebot war bereits früher in die Schlagzeilen geraten, weil es die | |
Kommunikation der Nutzer nicht verschlüsselte. Das ist mittlerweile seit | |
gut einem Monate behoben – doch es gibt bereits Berichte, dass die | |
Verschlüsselung geknackt ist. Eine Anfrage der taz zu Sicherheit und | |
Datenschutz der Anwendung ließ das Unternehmen unbeantwortet. | |
„Aus Datenschutzsicht ist von WhatsApp abzuraten“, sagt Peter Knaak, | |
Redakteur bei der Stiftung Warentest, die die Anwendung im Frühjahr | |
getestet hatte. Auch, wenn einige Kritikpunkte mittlerweile behoben seien – | |
laut Knaak gibt es noch genug Lücken. „Wir haben zum Beispiel kritisiert, | |
dass bei der Einrichtung alle gespeicherten Telefonnummern nicht | |
anonymisiert auf den Server übertragen werden“. | |
Darüber hinaus erfahre das Unternehmen die Mobilfunkanbieter der Nutzer. | |
„Das muss niemand wissen und das ist auch für die Funktion der App nicht | |
nötig“, kritisiert Knaak. Natürlich sei der Nutzen der Anwendung hoch. | |
„Aber man sollte zumindest wissen, dass die übertragenen Daten in den USA | |
landen und unklar ist, was damit passiert.“ | |
18 Sep 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.santacruzdetenerife.es/actualidad/noticias/noticia/articulo/el-a… | |
[2] http://www.heise.de/security/meldung/WhatsApp-Accounts-fast-ungeschuetzt-17… | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
## TAGS | |
Datenschutz | |
Schwerpunkt Überwachung | |
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