# taz.de -- Sicherheitslücken bei WhatsApp: Löchrige Kommunikation | |
> Beim Versuch besonders einfach zu bleiben, ist der SMS-Ersatz WhatsApp | |
> auch besonders unsicher geraten. Kaum ist eine Lücke geschlossen, tut | |
> sich die nächste auf. | |
Bild: What's up, WhatsApp? Keine Antwort. | |
KÖLN taz | Die Kommunikation mit der Außenwelt haben die Macher von | |
WhatsApp weitgehend eingestellt. Die Firma, zu deren Leidenschaften laut | |
Unternehmensdarstellung die Kommunikation gehört, hat auf ihrer | |
Unternehmenswebseite kaum etwas Neues zu berichten. Die letzte Meldung im | |
Unternehmensblog stammt vom Juni, auf Twitter werden nur ab und an | |
Statusmeldungen veröffentlicht. | |
Dabei gäbe es viel zu bereden. Seit im September bekannt wurde, dass es | |
sehr einfach war, fremde Accounts zu übernehmen, machen sich viele Nutzer | |
Gedanken über die Sicherheit des Dienstes. Doch das Unternehmen, das | |
täglich über 10 Milliarden Nachrichten für seine Kunden verschickt, hielt | |
es nicht nötig, seine Nutzer zu informieren. Dabei [1][war die Lücke | |
enorm]: Wer wollte, konnte einfach auf einer Webseite den Account eines | |
anderen WhatsApp-Nutzers übernehmen, in dessen Namen Nachrichten | |
verschicken. | |
Dem Dienst kam eine seiner größten Stärken in die Quere: WhatsApp ist auf | |
Einfachheit fixiert. Nutzer müssen nicht mal ein Passwort eingeben oder | |
ihre Kommunikationspartner hinzufügen – einmal installiert, lädt das | |
Programm das Adressbuch des Smartphones auf die Server von Whatsapp hoch | |
und identifiziert die Nutzer, die ebenfalls die Anwendung installiert | |
haben. Folge: Sofort kann der Nutzer Kurznachrichten an seine Freunde und | |
Bekannten senden. | |
Doch die Einfachheit hat eine Kehrseite. WhatsApp hat die | |
Nachrichtenübermittlung nicht neu erfunden, sondern setzt auf die bewährte | |
XMPP-Technik, die zum Beispiel auch Google für seine Messenger-Dienste | |
einsetzt. Wer sich mit einem gewöhnlichen Chat-Programm bei den | |
WhatsApp-Servern mit Handynummer und Passwort ausweist, kann einen Account | |
übernehmen. Doch da der Nutzer gar kein Passwort gesetzt hat, berechnet das | |
Programm kurzerhand einen Schlüssel aus der Handynummer und der | |
IMEI-Nummer, die jedes Handy eindeutig ausweist. | |
Doch diese Nummer ist relativ einfach auszulesen: Bei vielen Handys reicht | |
es, den Code *#06# in die Telefontastatur einzugeben und die IMEI wird | |
angezeigt. Auch App-Entwickler können die IMEI eines Smartphones abrufen. | |
Ist diese Nummer einmal bekannt, hat ein potenzieller Angreifer alle | |
Möglichkeiten, den WhatsApp-Account des Besitzers zu übernehmen. | |
Daran wird sich wohl so schnell nichts ändern. Zwar hatte der Dienst in | |
einem Update im Oktober heimlich die Einlog-Prozedur so verändert, dass | |
frühere Übernahmemethoden nicht mehr klappten, aber [2][wie Heise Security | |
berichtet], wurde nun eine neue Methode bekannt, wie sich fremde Accounts | |
übernehmen lassen. | |
## Keine Antwort für Journalisten | |
Als die Journalisten WhatsApp von der Lücke informierten, ließ das | |
Unternehmen die Redaktion mehrere Tage im Unklaren, ob die Botschaft | |
überhaupt angekommen war. Wann das Problem gelöst werden soll, verrät | |
WhatsApp nicht. „Wenn man Revue passieren lässt, wie WhatsApp bislang mit | |
dem Thema Sicherheit umgegangen ist, kann man eigentlich nur noch von der | |
Nutzung des Dienstes abraten“, schreibt Heise Security. | |
Für WhatsApp kommen die Berichte über Sicherheitslücken ungelegen. Bei | |
vielen Nutzern erscheint mittlerweile die Nachricht, dass der kostenlose | |
Nutzungszeitraum abgelaufen sei und nun eine Jahresgebühr von 99 US-Cent | |
fällig sei. Da der Dienst werbefrei ist, ist dies die einzige | |
Einnahmequelle. Wer WhatsApp jedoch kein Geld überweist, bekommt in der | |
Regel kurz vor Ablauf der Frist eine kostenlose Verlängerung. WhatsApp lebt | |
davon, dass möglichst viele Nutzer über den Dienst erreichbar sind – würden | |
plötzlich Millionen Nicht-Zahlungswilliger verschwinden, würde der Dienst | |
deutlich unattraktiver. | |
WhatsApp ist nicht der einzige Chat-Dienst mit Sicherheitsproblemen. So war | |
auch bei Skype über Monate eine Accountübernahme [3][relativ einfach | |
möglich]. Doch als die Lücke Mitte November bekannt wurde, hat das nun zu | |
Microsoft gehörende Unternehmen die entsprechenden Einlog-Prozeduren | |
geändert und zumindest die Presse informiert. | |
30 Nov 2012 | |
## LINKS | |
[1] /SMS-Ersatz-und-Datenschutz/!101896/ | |
[2] http://www.heise.de/newsticker/meldung/Erneut-Account-Klau-bei-WhatsApp-moe… | |
[3] http://www.heise.de/security/meldung/Account-Klau-bei-Skype-leichtgemacht-1… | |
## AUTOREN | |
Torsten Kleinz | |
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