# taz.de -- Sicherheitspanne im Android-Appstore: Sauber testen, dreckig nachla… | |
> Mit dem Programm „Bouncer“ wollte Google schädliche Software aus seinem | |
> Appstore tilgen. Doch Sicherheitsexperten zeigen nun, wie einfach es | |
> ausgetrickst werden kann. | |
Bild: Nur oberflächlich geprüft: Bei Android ist viel los. | |
Android ist aus Programmierersicht eine feine Sache: Während Apple in | |
seinem iOS-Softwareladen jede Anwendung potenziell unter die Lupe nehmen | |
und ablehnen kann, wenn dem Computerkonzern etwas nicht passt, fehlt es bei | |
Googles zunehmend erfolgreichem mobilen Betriebssystem für Tablets und | |
Smartphones an solchen Hürden. Das erlaubt einen deutlich schnelleren | |
Einstellvorgang. | |
Das Problem: Die Freiheit, die Android bietet, nutzen immer häufiger auch | |
Online-Ganoven, die Viren, Würmer und andere Schadsoftware verbreiten | |
wollen. Entsprechend groß ist mittlerweile der Anteil, den Android im | |
Sektor für mobile Malware einnimmt. Bei Apple rutschen zwar auch ab und an | |
problematische Programme durch, doch das Google-System gilt Experten | |
insgesamt als gefährdeter – zumal viele User [1][nicht mit der neuesten | |
Software-Version] arbeiten, was weitere Sicherheitslücken aufreißt. | |
Um dem Problem beizukommen, setzt Google nicht auf Horden von | |
Kontrolleuren, wie das Apple tut, sondern hat seit dem vergangenen Jahr | |
eine [2][Software namens „Bouncer“] in seinen App-Store eingebaut, die jede | |
neueingestellte Anwendung auf problematische Inhalte absuchen soll. Der | |
virtuelle Türsteher biete „ein automatisches Scanning des | |
Android-Marktplatzes nach potenzieller Malware, ohne die Nutzererfahrung zu | |
stören oder Entwickler zu verpflichten, einen Zulassungsprozess zu | |
durchlaufen“, schrieb der Konzern zur Einführung stolz und behauptete | |
gleich noch, dass die Zahl der Datenschädlinge, die sich Nutzer | |
heruntergeladen hätten, zwischen der ersten und zweiten Jahreshälfte 2011 | |
sogar um 40 Prozent heruntergegangen sei. | |
Allerdings scheint „Bouncer“ bei seiner Arbeit noch etwas zu freundlich | |
vorzugehen. Wie Sicherheitsforscher des IT-Security-Unternehmens Trustwave | |
auf der Hackerkonferenz [3]["Black Hat"] in der vergangenen Woche zeigten, | |
gibt es Fälle, in denen der Türsteher Apps durchlässt, die glasklar Malware | |
sind. Der Trick: Zunächst wurde eine harmlose Software hochgeladen, die | |
nach und nach über interne Aktualisierungen zum Datenschädling umgebaut | |
wurde. | |
Dabei ermittelten die Sicherheitsforscher zunächst einmal, von welchem | |
Serveradressen aus „Bouncer“ vorgeht. Dann bauten sie ihr Programm so um, | |
dass es nur dann bösartige Codeteile ausführte, wenn Nutzer es verwendeten, | |
nicht aber Googles Türsteher. Allerdings wäre das wohl auch egal gewesen: | |
Wie sich zeigte, reagierte „Bouncer“ auf den Schadcode erst dann, als es | |
die Trustwave-Experten massiv übertrieben und das Telefonbuch des Benutzers | |
jede Sekunde auf einen fremden Server hochluden. Zuvor hatten sie unter | |
anderem Funktionen integriert, die Fotos und Telefon-ID klauten, eine | |
Internet-Adresse mittels Denial-of-Service-Angriff attackierten oder die | |
Liste der Anrufer stahlen. | |
## Lieber den „Bouncer“ auf jedem Smartphone | |
Die Updates mit den Malware-Bestandteilen nahmen die Sicherheitsforscher | |
über eine Methode vor, die auch bekannte Apps wie die von Facebook nutzen – | |
dabei wird eine Anwendung im laufenden Betrieb auf den neuesten Stand | |
gebracht, ohne dass man im Android-Marktplatz eine Aktualisierung | |
herunterladen müsste. Der Nutzer bekommt davon nichts oder nur wenig mit, | |
„Bouncer“ aber eben offenbar auch nicht. | |
Eine mögliche Lösung für das Problem sehen die Trustwave-Experten darin, | |
eine lokale Version des virtuellen Türstehers auf jedem Android-Handy zu | |
installieren - dann könnten auch so nachgeladene Routinen entdeckt werden. | |
„Bouncer“ nutzt dagegen derzeit ein virtuelles Handy auf einem Server, um | |
jede App zu prüfen, bekommt dabei aber offenbar das Nachladen nicht mit. | |
Alternativ könnte Google den Vorgang an sich verbieten und jedes Update | |
zwingend über den App Store laufen lassen, was Programmierern aber | |
Freiheiten nehmen würde. | |
Marktbeobachter glauben, dass Google noch einiges tun muss, um seine Nutzer | |
zu schützen. Nicolas Percoco, einer der Trustwave-Mitarbeiter, die das | |
Problem untersuchten, fürchtet, dass es bald zu einer größeren Katastrophe | |
kommen könnte, bei der Millionen von Nutzern von Malware betroffen sein | |
könnten. | |
30 Jul 2012 | |
## LINKS | |
[1] /Sicherheit-bei-Smartphones/!92455/ | |
[2] http://googlemobile.blogspot.no/2012/02/android-and-security.html | |
[3] https://www.blackhat.com/html/bh-us-12/ | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
## TAGS | |
Datenschutz | |
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