| # taz.de -- Pannen beim Verfassunggschutz: Friedrich will mehr Kontrolle | |
| > Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will den Verfassungsschutz | |
| > stärker durch den Bundestag kontrollieren lassen. Friedrich steht nach | |
| > wie vor in der Kritik. | |
| Bild: Sein Stil gefällt nicht jedem: Hans-Peter Friedrich (CSU). | |
| BERLIN dapd | Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) plant nach den | |
| Ermittlungspannen bei den Neonazi-Morden eine verstärkte Kontrolle des | |
| Verfassungsschutzes durch den Bundestag. Im Spiegel kündigte der | |
| CSU-Politiker an: „Ich will die Transparenz gegenüber dem Parlament | |
| verstärken und weitere Möglichkeiten schaffen, die Arbeit der Geheimdienste | |
| zu begleiten.“ Er fügte hinzu: „Da werden wir mehr machen.“ | |
| Allerdings will Friedrich die Bundesbehörde nicht von Köln nach Berlin | |
| holen. „Ich mache die Leute jetzt nicht verrückt, ein Umzug ist nicht das | |
| Primäre“, sagte er dem Magazin. Stattdessen werde er bei einem | |
| Sondertreffen der Innenminister von Bund und Ländern auf mehr Kompetenzen | |
| für das Bundesamt dringen. Denkbar wäre eine ähnliche Regelung wie beim | |
| Bundeskriminalamt, nach der das Bundesamt in besonderen Situationen Fälle | |
| an sich ziehen kann. Möglich wäre überdies, sogenannte V-Leute zentral zu | |
| führen, schreibt das Blatt. | |
| Auch Innenpolitiker von Koalition und Opposition sprachen sich dafür aus, | |
| noch in dieser Wahlperiode die parlamentarische Kontrolle des | |
| Verfassungsschutzes auszubauen. Der innenpolitische Sprecher der | |
| Unionsfraktion, Hans-Peter Uhl (CSU), sagte den Zeitungen der | |
| WAZ-Mediengruppe: „Ich bin für eine verstärkte Kontrolle und offen für alle | |
| Vorschläge.“ | |
| Der FDP-Innenpolitiker Hartfrid Wolff kündigte an, die FDP werde nach der | |
| Sommerpause konkrete Vorschläge für Bund und Länder vorlegen. Vorstellbar | |
| seien sowohl eine personelle Verstärkung als auch neue Instrumente. | |
| Der SPD-Innenexperte Michael Hartmann sagte den Zeitungen: „Wir müssen die | |
| Arbeit der Kontrollkommission im Bundestag auf ein solideres Fundament | |
| stellen.“ In der Praxis würden die Abgeordneten zwar erfahren, wenn etwas | |
| schief gelaufen sei, für die strukturelle Kontrolle gebe es aber zu wenige | |
| Personen. | |
| ## „Wie ein Hund vom Hof gejagt“ | |
| Friedrichs Vorgehen bei der Entlassung der Bundespolizeiführung steht | |
| derweil weiter in der Kritik. Uhl verteidigte zwar das Recht des Ministers, | |
| politische Beamte bei Vertrauensverlust ohne Begründung zu entlassen. | |
| Allerdings kritisierte er den Stil: „Was das Verfahren der Entlassung | |
| angeht, hätte das Innenministerium sicherlich eleganter vorgehen müssen“, | |
| sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. | |
| Der SPD-Abgeordnete Hartmann forderte Friedrich auf, sich zu den Gründen | |
| der Entlassung zu äußern. „Der Minister muss seine Motive nennen. Er kann | |
| keine wabernden Verdächtigungen im Raum stehen lassen“, sagte Hartmann der | |
| Zeitung. Der SPD-Politiker Dieter Wiefelspütz kritisierte, Friedrich fehle | |
| das Gespür für sein Amt. | |
| Der Grünen-Abgeordnete Wolfgang Wieland sagte, Friedrich habe selbst dafür | |
| gesorgt, dass es in der Bundespolizei nun eine geschlossene Front gegen ihn | |
| gebe. „Die Empörung in der Bundespolizei darüber, dass der Chef wie ein | |
| Hund vom Hof gejagt wurde, ist allgegenwärtig“, fügte Wieland hinzu. | |
| Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, | |
| griff Friedrich scharf an und warf ihm mangelnde Führungskompetenz vor: | |
| „Innenminister Friedrich hat sein Ministerium nach wie vor nicht im Griff“, | |
| sagte Wendt in Berlin. | |
| Der Ressortchef versucht derweil, Vertrauen zurückzugewinnen. „Es gibt | |
| keinen Masterplan, die Bundespolizei näher an das Innenministerium zu | |
| rücken. Das ist Unfug“, sagte Friedrich und stellte im Spiegel klar: „Auch | |
| eine Fusion von Bundeskriminalamt und Bundespolizei wird es nicht geben.“ | |
| 5 Aug 2012 | |
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