# taz.de -- „Zuschussrente“ für GeringverdienerInnen: Alleinstehende Mütt… | |
> Ursula von der Leyen legt einen Gesetzentwurf zur „Zuschussrente“ vor und | |
> erntet Widerstand. In seltener Eintracht protestieren FDP, Grüne, | |
> Arbeitgeber und Gewerkschaften. | |
Bild: Gute Betreuung im Alter kostet. | |
BERLIN taz | Der Gesetzentwurf von Sozialministerin Ursula von der Leyen | |
(CDU) zur Bekämpfung der Altersarmut sorgt für heftigen Gegenwind vom | |
Koalitionspartner und der Opposition – und auch in seltener Eintracht von | |
Arbeitgebern und Gewerkschaften. Das Wirtschaftsministerium unter Führung | |
von Philipp Rösler (FDP) legte am Donnerstag Einspruch gegen die | |
Rentenpläne ein. | |
Der Gesetzentwurf von der Leyens sieht vor, dass GeringverdienerInnen | |
künftig unter bestimmten Bedingungen eine „Zuschussrente“ erhalten, um | |
Minirenten aufzustocken. Dies gilt für rentenrechtliche Zeiten ab dem Jahre | |
1992. | |
Laut dem Gesetz werden dafür niedrige Rentenbeiträge in der späteren | |
Rentenberechnung aufgewertet. Bei Kinderlosen beträgt die Aufstockung 50 | |
Prozent, bei Müttern oder Vätern, die Kinder aufzogen, jedoch 150 Prozent. | |
Durch die Aufwertung kann sich der Rentenanspruch bis auf maximal 850 Euro | |
brutto nach heutiger Kaufkraft erhöhen. Allerdings: Das Einkommen des | |
Partners wird mit angerechnet, mit der Zuschussrente darf ein Paar nicht | |
mehr als 1.700 Euro Bruttoeinkommen im Alter haben. | |
Als Bedingung müssen die GeringverdienerInnen durch | |
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mindestens 30 Jahre | |
Pflichtbeitragszeiten, nach einer Übergangszeit sogar 35 Jahre erreicht | |
haben, um in den Genuss der Leistung zu kommen. | |
## Nur mit Riester-Vertrag | |
Dabei werden für ein Kind zehn Jahre an Beitragszeit veranschlagt. Wer etwa | |
alleinerziehend ist und zwei Kinder im Altersabstand von fünf Jahren | |
aufgezogen hat, soll 15 Jahre für die Kinder als Pflichtbeitragszeit | |
angerechnet bekommen und muss dann noch 20 Jahre | |
sozialversicherungspflichtig arbeiten, um die Aufstockung zu kriegen. | |
Um Anspruch auf die Zuschussrente zu haben, müssen die Beschäftigten auch | |
einen Riester-Vertrag abschließen mit Beiträgen von mindestens 5 Euro im | |
Monat. Von der Leyen rechnet damit, dass im Jahre 2030 rund 1,4 Millionen | |
Rentnerinnen und Rentner die Zuschussrente beziehen werden. | |
Der Arbeitgeberverband BDA rügte den Gesetzentwurf als „milliardenteure | |
Leistungen auf Kosten der Beitragszahler“. Der Deutsche Gewerkschaftsbund | |
(DGB) bezeichnete die Zuschussrente als „weitgehend wirkungslos“. Der | |
Grünen-Rentenexperte Wolfgang Strengmann-Kuhn äußerte die Befürchtung, dass | |
die Ausgestaltung der Zuschussrente einen Anreiz schaffen könnte für | |
Eltern, nicht zu arbeiten. Die Linkspartei rügte die „unselige Trennung“ in | |
der Bewertung von Kinderlosen und Eltern. | |
Das Bundeswirtschaftsministerium unter Rösler (FDP) begründete seinen | |
Einspruch gegen die Zuschussrente damit, dass bis zur geplanten | |
Kabinettsfassung nicht mehr genügend Beratungszeit bleibe. Die | |
Zuschussrente soll aus Mitteln der Rentenversicherung und aus Steuern | |
finanziert werden. | |
## Neue „Kombirente“ | |
Neben der Zuschussrente sieht der Gesetzentwurf auch eine neue „Kombirente“ | |
vor, die den Hinzuverdienst von RentnerInnen erleichtern soll, die noch vor | |
Erreichen der regulären Altersgrenze in den Ruhestand gehen. Bisher ist | |
dieser Hinzuverdienst auf 400 Euro im Monat begrenzt. | |
Künftig soll die Vorgabe gelten, dass vorzeitig ausgeschiedene Rentner so | |
viel hinzuverdienen dürfen, dass das Einkommen aus der Rente und dem | |
Hinzuverdienst nicht die Höhe des früher erzielten Arbeitseinkommens | |
überschreitet. Die „Kombirente“ könnte also künftig Modelle fördern, in | |
denen ArbeitnehmerInnen etwa mit 63 Jahren mit Abschlägen früher aufhören | |
und sich dann mit Teilzeitjobs Geld hinzuverdienen. | |
9 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
## TAGS | |
Frauen | |
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