# taz.de -- Steuerabkommen mit der Schweiz: Auf der populistischen Kippe | |
> Die SPD macht Stimmung gegen das Steuerabkommen mit der Schweiz und will | |
> mehr Steuersünder-CDs kaufen. Die Regierungsparteien geben sich empört. | |
Bild: Steuer-CD is the new Elster: SPD will mehr Daten von Steuersündern von S… | |
DORTMUND/BERLIN dpa | Die FDP hat empört auf die Ankündigung von | |
Nordrhein-Westfalens SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft reagiert, | |
weiterhin CDs mit Steuersünder-Daten beschaffen zu wollen. | |
FDP-Generalsekretär Patrick Döring sagte den Ruhr Nachrichten: „Es wird | |
immer offensichtlicher, dass die SPD kein Interesse an einer | |
rechtsstaatlich sauberen Vereinbarung zwischen der Schweiz und Deutschland | |
hat. Frau Kraft und die Sozialdemokraten kaufen lieber kriminell erworbene | |
Daten, um Steuerflucht zu bekämpfen.“ Dies sei „ein fatales Signal. Wer | |
lieber im rechtsfreien Raum mit Datendieben dealt, anstatt politische | |
Lösungen zu suchen, will nur Stimmung machen.“ | |
NRW-Regierungschefin Kraft beharrte am Wochenende trotz des von der | |
schwarz-gelben Bundesregierung geplanten Steuerabkommens mit der Schweiz | |
auf der Auswertung von Kundendaten-CDs. „Der Ankauf solcher Daten ist | |
rechtens – das wurde höchstrichterlich entschieden. Deshalb werden wir auch | |
weiterhin solche Daten kaufen“, sagte sie der Bild. Seit 2010 haben | |
deutsche Behörden mehrere CDs mit Daten von Steuersündern gekauft – zuletzt | |
Nordrhein-Westfalen. | |
## Das Abkommen ist tot | |
Der Schweizer Botschafter Tim Guldimann warb am Sonntagabend in der | |
ARD-Sendung Günther Jauch erneut für das in seinem Land bereits | |
ratifizierte Steuerabkommen. Er räumte ein: „Es stimmt sicher, dass das | |
Bankgeheimnis in der Schweiz zu Steuerhinterziehung missbraucht wurde“ – | |
dies sei aber „nicht das Grundprinzip“. Nordrhein-Westfalens Finanzminister | |
Norbert Walter-Borjans (SPD) sagte in der Sendung, die Schweiz habe lange | |
kein Interesse gehabt, „irgendein Abkommen abzuschließen“. Er halte ein | |
sauberes Steuerabkommen mit Bern für das Beste – aber nicht das nun | |
ausgehandelte. „Dieses Abkommen ist damit tot“, betonte Walter-Borjans. | |
Die SPD setzt sich im Kampf gegen Steuerflucht für ein härteres Vorgehen | |
gegen ausländische Banken ein. „Notfalls muss den Banken, die nicht mit den | |
deutschen Steuerbehörden kooperieren, untersagt werden, in Deutschland | |
Geschäfte zu betreiben“, forderte der Parlamentarische Geschäftsführer der | |
SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann. Die deutsche Regierung müsse sich | |
die USA zum Vorbild nehmen „und Steuerkriminelle überall konsequent | |
verfolgen. Deutschland muss nicht nur gegenüber der Schweiz Härte zeigen, | |
sondern auch gegenüber anderen Steueroasen.“ | |
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe nannte das Verhalten der SPD | |
verantwortungslos. „Die SPD spielt sich ständig als Robin Hood auf, dabei | |
schützt sie mit ihrer Blockade eines Steuerabkommens mit der Schweiz ins | |
Ausland verschobene Vermögen“, sagte er der Zeitung Die Welt. | |
Das von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ausgehandelte Abkommen | |
soll von 2013 an gelten. Dann würde auf alle Kapitalerträge deutscher | |
Kunden bei Schweizer Banken eine Steuer fällig, die so hoch ist wie in | |
Deutschland. Auch altes Schwarzgeld soll einmalig besteuert werden. Im | |
Bundesrat haben Union und FDP dafür allerdings keine Mehrheit. | |
20 Aug 2012 | |
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