# taz.de -- SPD-Finanzminister zum Steuerabkommen: „Schweizer Banken in der P… | |
> Gibt die SPD ihre Ablehnung gegen das Steuerabkommen mit der Schweiz auf? | |
> Nur wenn es fairer wird, sagt Carsten Kühl, SPD-Finanzminister aus | |
> Rheinland-Pfalz. | |
Bild: Schweizer Großbank UBS. | |
taz: Herr Kühl, ist das Steuerabkommen zwischen der Schweiz und Deutschland | |
tot, oder zuckt es noch? | |
Carsten Kühl: Etwas Leben steckt noch in ihm. Aber es ging ihm schon mal | |
besser. | |
Ihre Partei droht mit Blockade, allerdings bröckelt Ihre Front, etwa in | |
Hamburg. | |
Die SPD-geführten Bundesländer haben eine gemeinsame ablehnende Position | |
formuliert. Seitdem hat die Schweiz einige Zugeständnisse gemacht. Diese | |
halten wir jedoch nicht für ausreichend. Nun muss jedes Bundesland | |
entscheiden, welche Konsequenzen es daraus zieht. Dieser Prozess dauert an. | |
Momentan habe ich den Eindruck, dass das gegenwärtige Abkommen keine Chance | |
hat. | |
Unter welchen Umständen wären Sie bereit, Ihre Blockade im Bundesrat | |
aufzugeben? | |
Wir betreiben keine Blockadepolitik. Wir haben, als uns die Bundesregierung | |
leider viel zu spät einbezogen hat, konstruktive Vorschläge unterbreitet. | |
Eine Nachbesserung verlangt die SPD unter anderem beim Mindeststeuersatz | |
für die Nachversteuerung deutscher Vermögen. Die bisher vereinbarten 21 | |
Prozent sind zu niedrig. Es sollten mindestens 25 Prozent sein. | |
Dass die Schweiz auf die Anonymität der deutschen Konten verzichtet, ist | |
für Sie keine zentrale Bedingung mehr? | |
Die beste Lösung wäre ein vollständiger Informationsaustausch zwischen | |
beiden Ländern. Mit der Schweizer Regierung ist an diesem Punkt gegenwärtig | |
keine Einigung zu erzielen. Deswegen haben wir diese Forderung mit schwerem | |
Herzen fallen gelassen. Unakzeptabel wäre es allerdings, wenn Schweizer | |
Banken deutschen Steuerbürgern helfen, ihr Geld in Drittländer zu schaffen, | |
damit jene die Steuerpflicht weiterhin umgehen können. Wir bitten die | |
Schweizer Institute dringend, glaubhaft darzulegen, dass sie das | |
organisierte Abschleichen nicht fördern. | |
Schweizer Banken bestreiten genau das vehement. Enthalten die CDs deutscher | |
Bankkunden in der Schweiz, die Nordrhein-Westfalen kürzlich unter Protest | |
gekauft hat, tatsächlich Gegenbeweise? | |
Da müssen Sie die Kollegen in Nordrhein-Westfalen fragen. Allerdings | |
bekommen alle Bundesländer Hinweise auf solche Praktiken. Die Schweizer | |
Banken stehen in der Pflicht, den Beweis anzutreten, dass die Vorwürfe | |
nicht zutreffen. | |
Positionieren Sie sich mit Ihrer harten Haltung für den Bundestagswahlkampf | |
2013? | |
Die SPD ist für Steuergerechtigkeit. Dies gilt umso mehr in Zeiten harter | |
Konsolidierung infolge der Schuldenbremse. Da haben die Leute das Recht auf | |
steuerliche Gleichbehandlung. Gerade Vermögende dürfen sich nicht billig | |
davonstehlen. | |
Möglicherweise nimmt der Fiskus mit dem Abkommen mehr ein, als mit der | |
momentanen Nachversteuerung. | |
Wie die Rechnung am Ende aufgeht, weiß ich nicht. Ich befürworte ein | |
Steuerabkommen mit der Schweiz – aber bitte ein gerechteres als das | |
momentane. | |
Die Schweizer Regierung sagt deutlich, dass es keine weiteren Verhandlungen | |
geben wird. | |
Was die Schweiz augenblicklich praktiziert, ist kein Zukunftsmodell. Ich | |
bin sicher, dass Ihre Regierung und die eidgenössischen Banken das auch | |
wissen. Lange wird sich die Schweiz vor dem vollständigen | |
Informationsaustausch mit den Finanzbehörden anderer Staaten nicht mehr | |
drücken können. Vielleicht noch drei, vielleicht fünf Jahre. | |
23 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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