# taz.de -- CDU-Frauen gegen Frauenministerin: Leitantrag für Schröders Quote | |
> Am Montag soll der CDU-Vorstand die Flexi-Quote absegnen. Eilig versuchen | |
> die Unionsfrauen, doch noch ein 30-Prozent Ziel auszuhandeln. | |
Bild: Wenig Begeisterung: Ursula von der Leyen hält nichts von Kristina Schrö… | |
BERLIN taz | Stellt die CDU-Spitze sich geschlossen hinter die Flexi-Quote | |
von Frauenministerin Kristina Schröder? Am heutigen Montag entscheidet der | |
Bundesvorstand voraussichtlich über den Entwurf eines Leitantrags zum | |
Parteitag im Dezember, der Schröder den Rücken stärkt. | |
Doch die Gruppe der CDU-Frauen im Bundestag ist ebenso wie die Frauenunion | |
der Partei dagegen: Sie wollen feste Ziele und Sanktionen statt | |
Selbstverpflichtungen. Dass der Leitantrag überhaupt eine Quote erwähnt, | |
ist bereits eine Premiere. Nun heißt es im Entwurf, der der taz in Auszügen | |
vorliegt: „Mit einer Flexi-Quote wollen wir von den Unternehmen fordern, | |
sich selbst zu verpflichten, eine verbindliche Frauenquote für Vorstand und | |
Aufsichtsrat festzulegen“. | |
Und, ziemlich unklar formuliert: „In Zukunft muss es ein stärkeres Maß an | |
Verbindlichkeit geben, damit 2020 im Schnitt 30 Prozent der | |
Aufsichtsratsmandate der mitbestimmungspflichtigen Unternehmen mit Frauen | |
besetzt sind.“ | |
Keine feste Quote, sondern nur ein vages Wunschziel in weiter Ferne. Diese | |
Zahl würden nach ihren Selbstauskünften nur acht der dreißig | |
DAX-Unternehmen erreichen. | |
Die Vorsitzende der Gruppe der CDU-Frauen im Bundestag, Rita Pawelski, ist | |
kritisch: „Ich glaube nicht, dass die Wirtschaft die Wünsche der Politik | |
erfüllen wird.“ Und sie meldet Änderungsbedarf beim Leitantrag an: „Wir | |
wollen eine feste 30-Prozent-Quote für Aufsichtsräte bis 2018.“ Bis dahin | |
würden die meisten Aufsichtsräte turnusgemäß neu gewählt und Frauen könnt… | |
aufrücken. Zudem verlangt sie eine Mindestvorgabe für die angestrebte Zahl | |
der weiblichen Vorstände. „Fresenius etwa hat in seiner Selbstverpflichtung | |
gar kein Ziel vorgegeben“, so Pawelski: „Deshalb brauchen wir eine klare | |
Formulierung.“ | |
## 17.000 Unterzeichnerinnen | |
Wie der Bundesvorstand das Thema diskutieren wird, ist unklar. Immerhin | |
sitzen mit der Chefin der Frauenunion, Maria Böhmer, Arbeitsministerin | |
Ursula von der Leyen und Fraktionsvize Ingrid Fischbach drei | |
Erstunterzeichnerinnen der parteiübergreifenden „Berliner Erklärung“ im | |
CDU-Vorstand. In der Erklärung fordern zahlreiche Politikerinnen zusammen | |
mit knapp 17.000 Unterzeichnerinnen aus Politik, Wirtschaft und | |
Gesellschaft eine 30-Prozent-Quote für die Aufsichtsräte | |
mitbestimmungspflichtiger Unternehmen. | |
Frauenministerin Kristina Schröder dagegen hat für ihre Flexi-Quote wenig | |
Unterstützerinnen bei den Frauen. Dafür soll sie die Kanzlerin auf ihrer | |
Seite haben. Und so mancher männliche CDUler ist so meilenweit von jeder | |
Quote entfernt, dass die Flexi-Quote für diese Leute schon als Kompromiss | |
gilt. | |
Der Koalitionspartner FDP lehnt jegliche Quote ab. Daraufhin gab Schröder | |
bekannt, die Flexi-Quote sei für diese Legislatur erledigt, werde aber im | |
Wahlkampf wieder eine Rolle spielen. Nach der gescheiterten Erweiterung der | |
Vätermonate beim Elterngeld ist damit ihr zweites großes | |
geschlechterpolitisches Vorhaben fehlgeschlagen. | |
Heute im Bundesvorstand wird sich aller Voraussicht nach zeigen, worauf die | |
Frauenpolitik der CDU in der nächsten Wahlperiode zusteuern wird. | |
27 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Heide Oestreich | |
## TAGS | |
CDU-Parteitag | |
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