# taz.de -- Bieterstreit um Q-Cells: Sonnenaufgang im Westen | |
> Der Mischkonzern Hanwha kauft für 250 Millionen den insolventen | |
> Bitterfelder Solarzellenhersteller. Der spanische Mitbewerber Isofoton | |
> gibt nicht auf. | |
Bild: Das zahlungsunfähige Unternehmen Q-Cells hat einen neuen Investor gefund… | |
DRESDEN taz | Der insolvente Bitterfelder Solarmodul-Hersteller Q-Cells | |
wird verkauft. Insolvenzverwalter Henning Schohrisch bestätigte, dass am | |
Sonntagabend ein Vertrag mit dem südkoreanischen Mischkonzern Hanwha | |
geschlossen worden sei. Er wolle die einst weltgrößte Solarfirma für rund | |
250 Millionen Euro übernehmen. | |
Der spanische Mitbewerber Isofoton wollte am Montag ebenfalls für Q-Cells | |
bieten. Allerdings werden ihm dafür in Branchenkreisen nicht allzu viele | |
Chancen eingeräumt. Wie hoch das Angebot von Isofoton ist, wollte eine | |
Unternehmenssprecherin nicht verraten. Aber das Unternehmen habe einen | |
US-Fonds als Partner für das Geschäft gewonnen, sagte sie. Am Mittwoch muss | |
die Gläubigerversammlung endgültig über den Verkauf entscheiden. | |
Q-Cells galt lange als ein Pionier in dem bei regenerativen Energien | |
ohnehin vorbildlichen Bundesland Sachsen-Anhalt. Das Unternehmen baute eine | |
beachtliche eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung auf und | |
kooperierte auch mit Forschungsinstituten. Technologisch gehörten Module | |
mit einem Wirkungsgrad bis zu 18 Prozent eine Zeitlang zur Weltspitze. Mit | |
1.300 Mitarbeitern am Stammsitz in Bitterfeld-Wolfen hatte das Unternehmen | |
eine große Bedeutung für den regionalen Arbeitsmarkt. | |
Doch zehn Jahre nach der Firmengründung hatte Q-Cells 2011 wegen | |
erheblicher Verluste einen harten Sparkurs eingeschlagen. Die Krise der | |
europäischen Solarindustrie angesichts weltweiter Überkapazitäten und hoher | |
chinesischer Subventionen verschärfte die Lage des Unternehmens weiter. Im | |
April dieses Jahres musste Q-Cells schließlich Insolvenz anmelden. | |
## Für Käufer attraktiv | |
Auch nach der Insolvenz blieb Q-Cells für potenzielle Käufer offenbar | |
attraktiv. Es habe bislang ein „erbittertes Tauziehen“ der Interessenten | |
gegeben, sagte Betriebsratsvorsitzender Uwe Schmorl im MDR-Hörfunk. Der | |
Kaufvertrag mit Hanwha, mit dem die Deutschen zuvor schon kooperiert | |
hatten, sieht nun Übernahmekosten von insgesamt 250 Millionen Euro vor. | |
Der größte Teil davon sind Verbindlichkeiten des Unternehmens, 38,7 | |
Millionen wurden als Bar-Kaufpreis vereinbart. Die Koreaner, die mit 27 | |
Milliarden Dollar Jahresumsatz zu den größten Konzernen Südkoreas zählen, | |
wollen in Bitterfeld drei Viertel der Belegschaft übernehmen. Ob dazu auch | |
die komplette Forschungsabteilung gehört, wollte ein Sprecher des | |
Insolvenzverwalters noch nicht sagen. | |
Die Sorge der Mitarbeiter und der Landesregierung gilt vorrangig der | |
Beibehaltung Bitterfelds als Produktionsstandort. Der spanische Mitbewerber | |
Isofoton lockt mit einer Übernahme der kompletten Belegschaft. Angesichts | |
der völligen Zerschlagung des Branchennachbarn und Q-Cells-Ablegers | |
Solvello reagierte die sachsen-anhaltische Regierung erleichtertet auf die | |
Q-Cells-Rettung. | |
Wirtschaftsministerin Birgitta Wolff (CDU) nannte den Verkauf „nicht nur | |
ein hoffnungsvolles Signal für Q-Cells, sondern auch für die Zukunft der | |
Solarindustrie in Sachsen-Anhalt insgesamt“. Peter Frey, Chef der | |
Branchenvereinigung Solar Valley Mitteldeutschland, sprach von einer | |
„positiven Wende in einer schwierigen Situation“. Wie der neue Eigentümer | |
Q-Cells auf dem Weltmarkt wieder wettbewerbsfähig machen will, ist | |
allerdings noch nicht bekannt. | |
27 Aug 2012 | |
## AUTOREN | |
Michael Bartsch | |
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Insolvenz | |
Strafzölle | |
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