# taz.de -- U-Boot-Deal mit Ägypten: Demokratie auf Tauchfahrt | |
> An dem möglichen Verkauf zweier deutscher U-Boote nach Ägypten wird | |
> Kritik laut. Die Grünen fürchten um die Demokratie, Israel um seine | |
> Seehoheit. | |
Bild: Tauchender Exportschlager: Wem darf Deutschland U-Boote verkaufen? | |
BERLIN taz | Oppositionspolitiker haben die Bundesregierung aufgefordert, | |
zu Berichten über einen möglichen Verkauf zweier U-Boote an Ägypten | |
Stellung zu beziehen. Am Freitag hatte der ägyptische Marine-Kommandeur | |
Osama al-Gindi der Tageszeitung Al-Ahram gesagt, Deutschland wolle zwei | |
U-Boote des Typs 209 nach Ägypten liefern. | |
Ein Vertrag darüber sei bereits geschlossen worden. „Militärische Stärke | |
ist in Ägypten nicht die Lösung“, kritisierte die | |
Grünen-Verteidigungspolitikerin Katja Keul. Jahrzehntelang habe in Ägypten | |
das Militär mit Unterstützung der USA geherrscht. Nach der ägyptischen | |
Revolution solle die Bundesregierung nun die demokratischen Kräfte | |
unterstützen, „statt erneut Kriegswaffenexporte in eine Krisenregion zu | |
genehmigen." | |
Auch Gernot Erler, stellvertretender Vorsitzender der | |
SPD-Bundestagsfraktion, kritisierte die mögliche Lieferung von U-Booten. | |
Sollten die Berichte über das Rüstungsgeschäft stimmen, sei dies ein | |
weiterer Beleg für die „Merkel-Doktrin“: „Wir haben es hier offenbar mit | |
einer grundlegenden Abkehr der schwarz-gelben Bundesregierung von den | |
Rüstungsexportrichtlinien und der selbst auferlegten Zurückhaltung | |
Deutschlands bei den Rüstungsexporten zu tun.“, so Erler. | |
Nebenbei nehme die Kanzlerin in Kauf, dass das deutsch-israelische | |
Verhältnis einer schweren Belastung unterzogen werde, sagte Erler weiter. | |
Die Bundesregierung, die die angebliche U-Boot-Lieferung unter Berufung auf | |
die Geheimhaltungspflicht für die Genehmigung von Rüstungsexporten nicht | |
bestätigt hat, weist das von sich. Regierungssprecher Steffen Seibert | |
widersprach am Montag in Berlin Berichten, denen zufolge der angebliche | |
U-Boot-Deal zu Verstimmungen im deutsch-israelischen Verhältnis geführt | |
habe. | |
„Es hat sich nichts geändert an der deutschen Haltung zu Israel, an der | |
Verpflichtung, die die Bundesregierung für die israelische Sicherheit | |
empfindet“, sagte er. Die israelische Tageszeitung Jediot Achronot hatte am | |
Sonntag unter Berufung auf Regierungskreise über eine „dramatische | |
Verschlechterung der Beziehungen zwischen Israel und Deutschland“ | |
berichtet. Der Zeitung zufolge befürchtet Israel Konkurrenz in Sachen | |
Seestreitkräfte. | |
## Wem darf Deutschland U-Boote verkaufen und wem nicht? | |
Deutschland hat auch nach Israel U-Boote der „Dolphin“-Klasse geliefert, | |
die auf dem Typ 209 basiert. Der Norddeutsche Rundfunk berichtete | |
allerdings, das deutsch-ägyptische Rüstungsgeschäft sei mit der | |
israelischen Regierung abgestimmt. Israel blickt mit Argwohn nach Ägypten, | |
seitdem dort mit Mohammed Mursi ein Präsident aus dem islamistischen Lager | |
an der Macht ist. Er entstammt der israelfeindlichen Muslimbruderschaft, | |
hat aber angekündigt, am ägyptisch-israelischen Friedensabkommen | |
festzuhalten. | |
In Deutschland haben Berichte über Waffengeschäfte mit autoritär regierten | |
Staaten in den vergangenen Monaten heftige Debatten ausgelöst. Deutschland | |
gilt als drittgrößter Waffenexporteur weltweit. Kritiker fordern den Stopp | |
von Exporten in autoritäre Staaten und Krisenregionen sowie mehr | |
Transparenz in der Rüstungspolitik. | |
3 Sep 2012 | |
## AUTOREN | |
Jannis Hagmann | |
## TAGS | |
Militär | |
Waffenhandel | |
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