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# taz.de -- US-Großbank vor Gericht: JP Morgans faule Hypotheken
> Die größte US-Bank fühlt sich ungerecht behandelt. JP Morgan steht wegen
> fragwürdiger Hypothekengeschäfte vor Gericht. Und das ist erst der
> Anfang.
Bild: Ganz finster: JP Morgan Chase & Co.
NEW YORK dpa/rtr | Die US-Großbank JP Morgan muss sich wegen fauler
Hypothekenpapiere der von ihr übernommenen Investmentbank Bear Stearns vor
Gericht verantworten. Der New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman
hat am Montag eine Klage eingereicht. Die Bank habe es nicht gekümmert,
welch minderwertigen Hauskredite darin verpackt gewesen seien. Das habe zu
„riesigen Verlusten“ geführt.
Einige US-Medien werteten den Vorstoß als Vorboten einer Klagewelle kurz
vor der Präsidentschaftswahl Anfang November. Barack Obama hatte sich bei
seinem Amtsantritt auf die Fahnen geschrieben, die Wall Street zu zügeln.
Er trieb die Finanzmarktreform voran, den sogenannten „Dodd-Frank Act“. Im
Januar hatte der Präsident zudem eine Gruppe mit Vertretern von
Ermittlungsbehörden eingerichtet, die Betrug mit Hypothekenpapieren
nachgehen sollten. Zu den Mitgliedern zählt auch Schneiderman.
JPMorgan wies die Anschuldigungen zurück und erklärte, die Bank sei
enttäuscht, dass die Staatsanwälte ihr im Vorfeld nicht die Gelegenheit
gegeben hätten, die Vorwürfe zu entkräften.
Der Finanzkonzern gilt als Nutznießer der Finanzkrise, da er sich durch
geschickte Zukäufe vergrößern konnte. Neben Bear Stearns verleibten sich
die New Yorker auch die zusammengebrochene US-Sparkasse Washington Mutual.
ein. Eigene Spekulationsverluste mit den giftigen Hypothekenpapieren konnte
JPMorgan klein halten.
## Auslöser der Finanzkrise
Die sogenannten „Residential Mortgage-Backed Securities“-Papiere (RMBS)
hatten Banken zu Zeiten des Immobilienbooms in den USA massenhaft
Eigenheimkredite zu Paketen gebündelt und an Investoren verkauft. Als die
Immobilienblase ab 2007 platzte, konnten viele Hauskäufer ihre Raten aber
nicht mehr zahlen – und wegen der Ausfälle verloren auch die damit
unterlegten Hypothekenpapiere drastisch an Wert. Das brachte die
Finanzkrise ins Rollen, die in der Pleite der US-Bank Lehman Brothers im
September 2008 gipfelte.
New Yorks Generalstaatsanwalt Schneiderman will nun mit seiner
zivilrechtlichen Klage sowohl erreichen, dass die Investoren von Bear
Stearns entschädigt werden, als auch dass die Bank die damals
eingestrichenen Gewinne herausrücken muss. Eine genaue Summe wird in der 31
Seiten langen Klage indes nicht genannt. Als Hausnummer führt der
Staatsanwalt allerdings Verluste an, die alleine bei den Hypothekenpapieren
angefallen seien, die Bear Stearns 2006 und 2007 aufgelegt habe: 22,5
Milliarden Dollar.
Die Beweisführung in derlei Fällen ist aber schwierig, was die zahlreichen
Klagen von Investoren gegen Banken zeigen. Welche Folgen öffentliche
Vorhaltungen indes haben können, hatte vor zwei Jahren die Investmentbank
Goldman Sachs zu spüren bekommen. Die US-Börsenaufsicht SEC hatte ihr
ebenfalls vorgeworfen, beim Verkauf von Hypothekenpapieren falschgespielt
zu haben. Über Wochen stand das Wall-Street-Haus in der Kritik. Am Ende
zahlte Goldman in einem Vergleich 550 Millionen Dollar, um den Fall zu den
Akten legen zu können.
2 Oct 2012
## TAGS
Lesestück Recherche und Reportage
Energiepreise
JPMorgan
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