# taz.de -- Handelsskandal teuer für JP Morgan: Ein Loch von 4,4 Milliarden Do… | |
> Die US-Bank räumt ein, dass weitere Belastungen hinzukommen könnten. Das | |
> Quartalsergebnis ist mit 5 Milliarden Dollar trotzdem fast auf dem | |
> Vorjahresniveau. | |
Bild: JP Morgan an der New Yorker Börse am Freitag. | |
New York rtr | Die US-Großbank JP Morgan lässt die Katze aus dem Sack: Der | |
spektakuläre Handelsskandal im Frühjahr hat vor Steuern ein Loch von 4,4 | |
Milliarden Dollar gerissen. Das ist doppelt so viel, wie Vorstandschef | |
Jamie Dimon zunächst eingeräumt hatte. Dennoch schaffte die Bank das | |
Kunststück, ihren Quartalsgewinn im Vergleich zum starken Vorjahreszeitraum | |
beinahe konstant zu halten – unter dem Strich verdiente das Institut mit | |
knapp fünf Milliarden Dollar nur sieben Prozent weniger. Analysten hatten | |
das dem US-Branchenprimus nicht zugetraut. Allerdings machte sich JP Morgan | |
einige Sondereffekte zunutze. So löste die Bank unter anderem einen Teil | |
ihrer milliardenschweren Risikovorsorge für faule Kredite auf. Auch die | |
Neubewertung eigener Schulden hübschte die Bilanz etwas auf. | |
An der Wall Street überwog die Erleichterung. Die Aktie der Bank legte | |
vorbörslich zwei Prozent zu. „Die Zahlen von JP Morgan sind nicht ganz so | |
hässlich, wie es zu erwarten gewesen wäre, nach allem, was passiert ist“, | |
sagte Peter Cardillo vom New Yorker Investmenthaus Rockwell Global Capital. | |
Allerdings muss das Institut die Ergebnisse des ersten Quartals wegen des | |
Handelsschadens nach unten korrigieren: Der Gewinn fällt um eine halbe | |
Milliarde Dollar niedriger aus. Zudem könnten weitere Belastungen aus den | |
Fehlspekulationen hinzukommen, wie die Bank ankündigte. Im schlimmsten | |
Falle wären das noch einmal 1,7 Milliarden Dollar. | |
JP Morgan war lange Zeit der Musterschüler unter den amerikanischen | |
Geldhäusern. Wegen ihrer breiten Aufstellung mit Investmentbanking, | |
Privatkundengeschäft und Vermögensverwaltung ließ die Bank – heute die | |
größte nach Vermögenswerten in den USA – die Finanzkrise relativ schnell | |
hinter sich und erwarb sich einen Ruf als guter Risikomanager. Doch mit dem | |
Handelsskandal, der im Mai bekannt wurde, ist das Vertrauen vorerst | |
verspielt. Damals wurde bekannt, dass Händler in der Londoner Abteilung | |
„Chief Investment Office“ (CIO) ohne große Kontrollen gigantische | |
Handelspositionen aufbauen konnten. Bei mindestens einem der Mitarbeiter – | |
Spitzname „der Wal“ – ging die Rechnung allerdings nicht auf. Pikanterwei… | |
entstanden die Verluste ausgerechnet in Absicherungsgeschäften, die | |
eigentlich dazu dienen sollen, Einbußen im Handel zu begrenzen. „Der Wal“ | |
hat JP Morgan inzwischen verlassen, wie am Freitag aus Finanzkreisen | |
verlautete. | |
Die Fehlspekulationen sind auch für Vorstandschef Dimon eine Blamage, der | |
sich einen Namen als erbitterter Regulierungskritiker gemacht hat. Er | |
gelobte nun Besserung und warb bei Analysten und Investoren eindringlich um | |
Vertrauen. „Die Firma hat ausführlich untersucht, was im CIO passiert ist“, | |
erklärte er. Die Managementstrukturen seien überarbeitet und die Risiken in | |
den Portfolien reduziert worden. Einige Teile, vor allem synthetische | |
Wertpapierbestände, seien an die Investmentbank angedockt worden. „Es ist | |
wichtig hervorzuheben, dass keinem Kunden ein Schaden entstanden ist“, | |
betonte Dimon. | |
JP Morgan war die erste US-Bank, die ihre Zahlen vorlegte. In der kommenden | |
Woche folgen die übrigen Schwergewichte wie Bank of America, Citigroup | |
sowie die Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley. Die Deutsche | |
Bank veröffentlicht ihren Quartalsbericht am 31. Juli – erstmals unter der | |
Regie der beiden neuen Vorstandschef Anshu Jain und Jürgen Fitschen. | |
13 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
David Henry | |
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