# taz.de -- Demografie-Gipfel: Privat sparen ist nicht angesagt | |
> Berufstätige sorgen privat weniger für den Ruhestand vor. Angela Merkel | |
> nennt den demografischen Wandel die „größte Veränderung“. | |
Bild: Sind stapelbar und eine relativ sichere Altersvorsorge: Goldbarren. | |
BERLIN taz | Obwohl die Politik gegenteilige Werbung betreibt, legen die | |
BürgerInnen hierzulande immer weniger für ihre private Altersvorsorge | |
zurück. Dies ergab eine Umfrage der Postbank unter rund 1.600 | |
TeilnehmerInnen, die am Donnerstag vorgestellt wurde. Danach erklärten 57 | |
Prozent der Berufstätigen, privat für den Ruhestand vorzusorgen. Vor sieben | |
Jahren waren dies noch 62 Prozent gewesen. | |
Die Entwicklung sei „alarmierend“, erklärte Post-Vorstand Michael Meyer. Er | |
gehe von einem „längerfristigen Trend“ aus. Im Schnitt legten die Befragten | |
derzeit 185 Euro im Monat fürs Alter zurück, im Jahre 2005 waren es noch | |
204 Euro im Monat gewesen. Nur noch 14 Prozent der Berufstätigen, die sich | |
nicht ausreichend abgesichert fühlen, würden sich für eine bessere | |
Altersvorsorge bei ihren heutigen Ausgaben einschränken. Vor zwei Jahren | |
waren dies noch 22 Prozent gewesen. | |
Meyer erklärte sich die Entwicklung unter anderem mit der Eurokrise. „Die | |
Bereitschaft, neue und langfristige Vorsorgeverträge in dieser Situation | |
abzuschließen, ist entsprechend gering“, sagte Meyer. Auch das Ansehen | |
staatlich geförderter privater Vorsorge wie der Riesterrente ist laut der | |
Postbank-Studie gesunken. | |
## Sich nicht verweigern | |
Das Sparen fördern wollen junge Abgeordnete aus Union und FDP. Sie legten | |
ein Papier vor, nach dem private Vorsorge künftig teilweise anrechnungsfrei | |
bleiben soll, wenn ein Ruheständler später die Grundsicherung im Alter | |
bekommt, weil die gesetzliche Rente nicht reicht. Die Jungpolitiker | |
schlagen dabei einen Freibetrag von 100 Euro monatlich an privater Rente | |
vor, der nicht mit der Grundsicherung verrechnet werden soll. | |
Der demografische Wandel sei neben der Globalisierung „die größte | |
Veränderung unseres gesellschaftlichen Lebens“, sagte Bundeskanzlerin | |
Angela Merkel (CDU) am Donnerstag beim Demografiegipfel der Bundesregierung | |
in Berlin. „Wir dürfen uns den Herausforderungen nicht verweigern“, mahnte | |
sie. „Dann werden sich auch die Chancen zeigen.“ Die Kanzlerin betonte, die | |
Regierung könne die beachtliche Aufgabe nicht alleine angehen, sondern | |
wolle dies gemeinsam mit vielen Akteuren tun. Die soziale Marktwirtschaft | |
solle als Grundlage für die Diskussion genommen werden. | |
Neun Arbeitsgruppen mit Bundesministern, Vertretern von Ländern und | |
Kommunen, Wirtschaft und Gewerkschaften sowie Verbänden sollen in den | |
kommenden Monaten Vorschläge erarbeiten, wie Deutschland den demografischen | |
Wandel bewältigen könnte. Merkel kündigte an, bis zum Mai 2013 sollten | |
erste Ergebnisse vorliegen. | |
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wies auf dem | |
Demografiegipfel darauf hin, dass die Zahl der Erwerbstätigen bis 2025 um 6 | |
Millionen schrumpfe, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen würden. Jede | |
zweite erwerbstätige Frau arbeite nur Teilzeit. „Da ist noch viel Musik | |
drin“, sagte von der Leyen. Die Zuwanderung von Fachkräften sei | |
unerlässlich, erklärte Hans Heinrich Driftmann, Präsident des Deutschen | |
Industrie- und Handelskammertages. Dabei seien auch die Betriebe gefragt. | |
4 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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