| # taz.de -- Initiative im Bundesrat: Vermieter bezahlt Makler | |
| > Wer eine Wohnung sucht, muss häufig hohe Gebühren für einen Makler | |
| > zahlen. Eine von Nordrhein-Westfalen unterstützte Initiative aus Hamburg | |
| > will das ändern. | |
| Bild: Der Makler verdient mit – immer | |
| BERLIN taz | Mietern, Haus- und Wohnungskäufern sind sie schon lange ein | |
| Dorn im Auge: Maklergebühren. Warum, so fragen sie sich, sollen sie für die | |
| Vertriebskosten der Immobilienbesitzer extra aufkommen? | |
| Vor allem Mieter ärgern sich, wenn sie umziehen wollen oder müssen: Neben | |
| den Umzugskosten kommen rasch einige Tausend Euro an Kaution und | |
| Maklergebühren zusammen – insbesondere in den Großstädten, Ballungsräumen | |
| und Universitätsstädten, in denen Wohnraum begehrt ist. | |
| Der Stadtstaat Hamburg, wo die Wohnungsnot besonders groß ist, und | |
| Nordrhein-Westfalen wollen sich nun für die Mieter stark machen und per | |
| Bundesratsinitiative gesetzlich regeln, dass der Vermieter die Maklerkosten | |
| tragen soll. | |
| „Miete plus Provision können Normalverdiener kaum noch stemmen“, begründet | |
| der nordrhein-westfälische Bauminister Michael Groschek (SPD) seinen | |
| Entschluss, den Hamburger Vorstoß zu unterstützen. Bisher darf die | |
| Maklergebühr maximal zwei Monatskaltmieten plus die jeweilige | |
| Mehrwertsteuer betragen, also maximal 2,38 Monatsmieten. | |
| ## Gradmesser der Attraktivität | |
| Wer die Vermittlungsgebühr bezahlt, ist nicht geregelt; sie ist eine Art | |
| Gradmesser der Attraktivität der Wohnung. Bei schwer vermietbare Wohnungen | |
| – etwa an lauten Straßen oder in abgehängten Stadtteilen oder Regionen – | |
| zahlen die Vermieter die Courtage, bei begehrten Wohnungen die Mieter. | |
| Der Deutsche Mieterbund begrüßt die Bundesratsinitiative. Die Maklergebühr | |
| sei ungerecht, „weil der Mieter eine Leistung zahlen muss, die er nicht in | |
| Anspruch genommen hat“, sagte die Geschäftsführerin des Deutschen | |
| Mieterbunds Nordrhein-Westfalen, Elisabeth Gendziorra. „Wir sind sehr | |
| erfreut.“ | |
| Selbst unter Maklern stößt die Initiative auf Zustimmung, beispielsweise | |
| beim Kieler Maklerbüro Otto Stöben, das in ganz Schleswig-Holstein aktiv | |
| ist. „Es müsste eigentlich jedem klar sein, dass ein Makler beispielsweise | |
| bei Verhandlungen um den Kauf- oder Mietpreis nicht die Interessen beider | |
| Seiten gleichermaßen vertreten kann“, sagte Geschäftsführer Carsten Stöbe… | |
| Insofern sei die von Hamburg geplante Gesetzesregelung nicht nur fairer, | |
| sie schaffe auch Klarheit. | |
| ## Entspannung nicht in Sicht | |
| Allerdings dürfte zweifelhaft sein, dass die geplante Neuregelung – sofern | |
| sie nicht sowieso von der schwarz-gelben Bundesregierung blockiert wird – | |
| den Wohnungsmarkt entspannt. Schließlich können Vermieter bei | |
| Neuvermietungen die Preise kräftig erhöhen – und ihre Maklergebühren | |
| einfach draufschlagen. | |
| Wirkliche Entspannung dürfte es also erst geben, wenn die Nachfrage nach | |
| bezahlbarem Wohnraum nicht mehr deutlich über dem Angebot liegt. Davon ist | |
| Deutschland in vielen Regionen aber weit entfernt. Dabei schrumpft in | |
| Teilen des Landes die Bevölkerung. Wenn immer mehr Menschen in die | |
| Ballungszentren strömen, weil sie auf dem Land keine Jobs finden und das | |
| Pendeln zu teuer wird, verschärft sich das Problem. | |
| Zudem führt der Trend zu kleineren und Singlehaushalten zu einer steigenden | |
| Nachfrage nach Wohnraum. Von 2002 bis 2010 stieg die Zahl der Haushalte | |
| laut Wohnungs- und Immobilienwirtschaft von 38,7 Millionen auf 40,3 | |
| Millionen. Erst im Jahr 2025 wird mit prognostizierten 41,1 Millionen | |
| Haushalten der Höhepunkt erreicht werden. So lange können viele Mieter | |
| nicht warten. | |
| 24 Oct 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Richard Rother | |
| Richard Rother | |
| ## TAGS | |
| Mieten | |
| Bundesrat | |
| Vermieter | |
| Städte | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Wohnraum immer teurer: Mieter dürfen gemolken werden | |
| Vor allem in den Groß- und Universitätsstädten werden Wohnungen | |
| unbezahlbar. Bis 2025 könnten eine Million Einheiten fehlen. | |
| Kommentar Maklergebühren: Kein Geld für den Schwager | |
| Das größte Übel bei der Wohnungssuche: die Maklergebühr. Wer den Makler | |
| beauftragt, sollte ihn auch bezahlen. Was für eine großartige Idee! | |
| Kommentar Wohnungsmarkt: Zum Scheitern verurteilt | |
| Das Problem ist, dass Wohnen nicht als Grundrecht begriffen wird, sondern | |
| als beliebiges Produkt in der freien Marktwirtschaft. So kann das nicht | |
| funktionieren. | |
| Zwangsversteigerung in Isernhagen: Angst vor rechten Käufern | |
| Die bisherige Eigentümerin des Landhauses Gut Schwanensee bei Isernhagen | |
| befürchtet, dass die Neonaziszene ein Auge auf ihre Immobilie geworfen hat | |
| - und mitbietet. | |
| Shoppingcenter gegen Flaniermeilen: Kampf um die Einkaufsstraßen | |
| ECE baut Shoppingcenter in Innenstädte. Kritiker sagen: Dadurch sterben | |
| Fußgängerzonen. Mit einer Stiftung wirbt ECE-Chef Otto um seinen Ruf – auch | |
| in der großen Politik. | |
| Streit um Bebauungsdichte: Opposition gegen Wohnungen | |
| CDU, Grüne und FDP sind gegen Mehrfamilienhäuser in der Röttiger-Kaserne, | |
| es gäbe keinen Bedarf. Für die Kampfmittelräumung müssen bis zu 2.100 Bäume | |
| fallen. |