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# taz.de -- Zwangsversteigerung in Isernhagen: Angst vor rechten Käufern
> Die bisherige Eigentümerin des Landhauses Gut Schwanensee bei Isernhagen
> befürchtet, dass die Neonaziszene ein Auge auf ihre Immobilie geworfen
> hat - und mitbietet.
Bild: Wollten Nazis auch Mal kaufen: Immobilie in Faßberg.
Wenn das Landhaus Gut Schwanensee am Donnerstag zwangsversteigert wird,
könnten Neonazis zu den Bietern gehören. Das befürchtet die bisherige
Eigentümerin des Anwesens, Enken Labiba Asfour. Die resolute
Mittfünfzigerin, die sich in der Kirchengemeinde engagiert, beobachtet seit
längerem, dass Rechte aus der Gegend zu ihrem Grundstück kommen und sich
umschauen. „Sehr einladend sahen die Leute nicht aus“, sagt Asfour über den
ersten Besuch im März 2010. Sie vermutet, dass die Besucher von der
Kameradschaft „Freie Kräfte Celle“ kamen.
Das Landhaus Gut Schwanensee liegt mit seinen 1.300 Quadratmetern
Wohnfläche außerhalb von Isernhagen. Erreichbar ist es nur über eine
einzige Straße, ein paar Schritte entfernt liegt ein See. Schon 2009 habe
der Zwangsverwalter ihr ein Kaufangebot unterbreitet, berichtet Asfour.
Damals war der Versuch des seinerzeitigen NPD-Bundesvize Jürgen Rieger
gescheitert, im niedersächsischen Faßberg das Hotel Gerhus zu erwerben. So
wie der Zwangsverwalter den Interessenten beschrieb, sei dieser wohl aus
dem Umfeld von Rieger gekommen.
Wenig später habe ein Mitarbeiter der Volksbank Südheide Immobilien GmbH
vorbeigeschaut, sagt Asfour. Mit Schreck stellte sie fest, dass dieser
Mitarbeiter auf einer Website von Siv Annette von Fintel als
„Immobilienmakler unseres Vertrauens“ vorgestellt wurde. Von Fintel
betreute eine Website von Rieger und bot eine größere Immobilie von ihm zum
Kauf an.
Von diese Nähe spricht von Fintel nicht von sich aus. „Herr Rieger war mal
mein Anwalt“, sagt sie. In Unterlüß nahe Faßberg betreibt sie den
Esoterikversand „Esoteris“. Unter den 6.000 Artikeln finden sich auch
Literatur zum germanischen Heidentum, geheime Reichssachen und
nationalsozialistischen Flugscheiben. „Nein, ich habe keine Kaufabsichten“,
sagt von Fintel. Asfour will das nicht glauben: „Sie war auch auf dem
Grundstück und schaute.“
Überhaupt wird der Ton zwischen Neonazis und ihren Gegnern in der Region
rauer. Die „Freien Nationalisten“ werfen den Pastoren der Nachbargemeinden,
Wilfried Manneke, Uwe Schmidt-Seffers und Stefan Thäsler, „fast schon
kriminelle Methoden“ vor. Sie würden „ihre Stellung missbrauchen“. Die
Kirchenmänner engagieren sich gegen rechts.
Die Versteigerung der Immobilie beginnt um 9.30 Uhr im Saal B 17 des
Amtsgerichts Burgwedel. Asfour will mitbieten – mit Hilfe von Investoren
will sie eine Einrichtung für Senioren eröffnen. Auf einen Bieterwettstreit
mit Nazis will sie sich aber nicht einlassen.
15 Jul 2012
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Immobilien
Bundesrat
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